Trumps «Nobelpreis-Obsession» Obama «hat den Preis fürs Nichtstun bekommen»

Philipp Dahm

26.6.2025

Barack Obama, Donald und Melania Trump am 9. Januar 2025 beim Begräbnis von Ex-Präsident Jimmy Carter in Washington.
Barack Obama, Donald und Melania Trump am 9. Januar 2025 beim Begräbnis von Ex-Präsident Jimmy Carter in Washington.
Bild: Keystone/AP Photo/Jacquelyn Martin

Donald Trump ist von der Idee beseelt, den Friedensnobelpreis zu erhalten: Seit Jahren spricht der US-Präsident immer wieder von der Auszeichnung – und darüber, wie unfair es sei, dass Vorgänger Barack Obama damit geehrt wurde.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Umstand, dass sein Vorgänger Barack Obama 2009 den Friedensnobelpreis erhalten hat, treibt Donald Trump um.
  • Seit Jahren spricht der US-Präsident über den Preis und beklagt, wie unfair es sei, dass Barack Obama ihn bekommen habe.
  • Trump sagt gleichzeitig, er wolle den Preis gar nicht, während er Gründe aufzählt, die für eine Verleihung an ihn sprächen.
  • Der Republikaner Matt Gaetz bringt einen «Trump-Friedenspreis» ins Spiel.

Donald Trump kann es einfach nicht lassen, über seinen Vorgänger zu reden. Und wer nun meint, die Rede ist von Joe Biden, liegt eigentlich nicht daneben: Am 23. April meldet der «Independent», dass der Präsident den Demokraten seit Amtsantritt 580 Mal erwähnt hat. 

Im Durchschnitt spricht oder schreibt der 79-Jährige bis dato also sechsmal täglich über seinen drei Jahre älteren Kontrahenten. Doch es geht um einen andere Vorgänger und eine andere Obsession: Barack Obama und sein Friedensnobelpreis, den der Ex-Präsident 2009 erhalten hat.

Nobelpreis für Trump? «Jeder denkt das»

Dieser Umstand lässt Donald Trump einfach nicht los. Er spricht 2018 darüber, als ein Reporter den New Yorker fragt, ob er den Preis verdient habe, für den er in diesem Jahr erstmals nominiert ist. «Jeder denkt das, aber ich werde es nicht sagen», gibt sich Trump bescheiden.

Er spricht auch 2019 darüber, als er Pakistans damaligen Premier Imran Khan trifft und ein Reporter Trump Honig um den Bart schmiert, weil der «definitiv» bald ausgezeichnet werde. «Ich glaube, ich würde für viele Dinge einen Nobelpreis bekommen, wenn sie ihn gerecht verteilen würden, was sie aber nicht tun», mault der US-Präsident.

Warum er so denkt, sagt er gleich darauf laut heraus: «Sie haben Obama einen unmittelbar nach dem Antritt seiner Präsidentschaft gegeben. Er hat keine Ahnung, warum er ihn bekommen hat. Wisst Ihr was? Das ist das Einzige, bei dem ich mit ihm übereinstimme.»

«Wenn ich Obama heissen würde, hätte ich den Nobelpreis»

Er spricht im Jahr 2020 darüber – und beschwert sich, dass Äthiopiens Premier Abiy Ahmed den entsprechenden Nobelpreis bekommen hat, ohne seinen Namen zu nennen. Der wurde für seine Friedensbemühungen mit dem Nachbarn Eritrea geehrt, die von den USA laut BBC bloss «mimimal» beeinflusst worden sind.

Trump selbst wird zwar 2020 und 2021 nominiert, geht jedoch leer aus. Im Wahlkampf vor seiner zweiten Amtszeit greift er das Thema wieder auf. Er weiss, wer schuld ist: «Wenn ich Obama heissen würde, hätte ich den Nobelpreis», sagt er am 10. Oktober 2024. «Er wusste nicht mal, warum zur Hölle er ihn bekommen hat.»

Der Mann kann seine Enttäuschung nicht verbergen: «[Obama] hat den Nobelpreis dafür bekommen, dass er nichts getan hat, dass er gewählt wurde, aber ich bin auch gewählt worden.» Aber: «Es ist mir egal. Ich will [den Preis] nicht haben. Ich mache nicht extra Politik dafür. Ich sage nur, dass es eine Menge Ungerechtigkeit in dieser Welt gibt.»

«Mir ist es egal, ich will ihn nicht haben»

Diese Geschichte wiederholt Trump bis zum Ende des Jahres in kleinen Variationen. Am 25. Oktober sagt er: «Ich wurde in einer viel grösseren, besseren und verrückteren Wahl gewählt, aber ihm haben sie den Nobelpreis verliehen.» 

Am 30. Dezember heisst es: «Wenn ich Obama heissen würde, wäre mir der Nobelpreis in zehn Sekunden gegeben worden.» Und: «Er hat den Preis fürs Nichtstun bekommen.» Und: «Mir ist es egal, ich will ihn nicht haben.»

Wird 2025 alles besser? Immerhin wird Donald Trump erneut nominiert — und Barack Obama nicht. Im Oktober lässt ihn der ukrainische Politiker Oleksandr Merezhko auf die Liste setzen. Ende gut, alles gut? Abwarten!

«Ich hätte ihn verdient»

Denn das Thema entwickelt sich zunehmend in eine absurde Richtung. «Trumps Nobelpreis-Obsession» zeigt sich zum Beispiel beim ersten Besuch eines ausländischen Staatsgastes im. Weissen Haus. «Sie werden mir nie einen Friedensnobelpreis geben», beklagt er sich laut «New York Times» im Februar bei Benjamin Netanjahu. Ausgerechnet.

«Es ist schade, ich hätte ihn verdient, aber sie werden ihn mir nie geben», sagt er weiter. Sein Sprecher Steven Cheung sekundiert: «Der Friedensnobelpreis ist illegitim, wenn Präsident Trump – dem ultimativen Friedenspräsidenten – die ihm zustehende Anerkennung dafür verweigert wird, dass er Harmonie in die Welt gebracht hat.» 

Am 20. Juni zählt Trump auf Truth Social auf, warum er die Ehrung verdient habe. Aber: «Nein, ich werde keinen Friedensnobelpreis bekommen, egal was ich tue, auch nicht für Russland/Ukraine und Israel/Iran, was auch immer dabei herauskommen mag.»

Warum nicht gleich «Trump-Friedenspreis»?

Eine interessante Sichtweise angesichts der Tatsache, dass eine Waffenruhe in Osteuropa in weiter Ferne ist und die USA in Israels Krieg mit dem Iran aktiv eingegriffen hat. Doch das ficht den US-Präsidenten nicht an: «Die Menschen wissen es, und das ist alles, was für mich zählt», schreibt er.

Der absurde Gipfel des Ganzen ist ein Vorstoss des Republikaners Matt Gaetz, der eine Umbenennung ins Spiel bringt: Sollte Trump es gelingen, Atom-Inspektionen sowohl im Iran als auch in Israel durchzudrücken, müsse der Friedensnobelpreis fortan «Trump-Friedenspreis» heissen.

Das schmeichelt Trump ebenso wie eine berechnende Nominierung aus Pakistan: Grund sei Trumps Vermittlung beim Konflikt mit Indien, die es allerdings gar nicht gab. Dass Trump kurz darauf den Iran bombardiert hat, fand Islamabad dann nicht mehr so lustig.

Das gilt auch für Oleksandr Merezhko: Der ukrainische Politiker hat seine Nominierung zurückgezogen. «Newsweek» sagt er, er habe «jeglichen Glauben an Trump und seine Fähigkeit, einen Waffenstillstand zwischen Moskau und Kiew zu erreichen, verloren».