Fall Skripal «Vorschlag ist pervers»: London lehnt Ermittlungen mit Moskau ab

dpa

4.4.2018

Russland sieht die Schuld für den Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal bei Grossbritannien und den USA. Bei einer OPCW-Sondersitzung kommt es nun zur direkten Konfrontation. Dort schmettern die Briten einen Vorschlag der Russen ab.

Der Giftangriff auf Skripal sei eine «groteske Provokation», die von den britischen und amerikanischen Geheimdiensten inszeniert worden sei, sagte der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Narischkin, am Mittwoch. Der frühere russische Doppelagent und seine Tochter sind am 4. März im südenglischen Salisbury vergiftet worden. Der 66-Jährige befindet sich in einem kritischen Zustand, seiner 33 Jahre alten Tochter geht es besser.

Das Vorgehen der USA gleiche demjenigen während des Kalten Krieges, sagte Narischkin auf einer internationalen Sicherheitskonferenz, die vom russischen Verteidigungsministerium organisiert worden war.

Die britische Regierung wirft Russland vor, die Skripals mit dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok vergiftet zu haben. Russland streitet das ab. Die beiden Länder befinden sich seitdem in einer diplomatischen Krise. 

Russlands Geheimdienstchef Sergej Narischkin schiebt den USA und Grossbritannien die Verantwortung für den Anschlag auf Ex-Spion Skripal zu: Er spricht von einer Inszenierung.
Russlands Geheimdienstchef Sergej Narischkin schiebt den USA und Grossbritannien die Verantwortung für den Anschlag auf Ex-Spion Skripal zu: Er spricht von einer Inszenierung.
Keystone

Kann die OPCW vermitteln?

Bei einer Sondersitzung des Exekutivrats der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) an diesem Mittwoch in Den Haag treffen die beiden Konfliktparteien am Mittwoch direkt aufeinander. Russland hatte die Sondersitzung beantragt. Dem Gremium gehören Diplomaten aus 41 Ländern an, darunter die USA, Russland, Grossbritannien, Deutschland und die Schweiz. 

Im Mittelpunkt des nicht-öffentlichen Treffens des OPCW-Leitungsgremiums stehen die harten Vorwürfe Grossbritanniens, für die das Land bislang keine Beweise vorlegen konnte.  Ein britisches Forschungslabor hat noch keine «präzise Quelle» für das eingesetzte Nervengift herausfinden können. Bisher sei nur der Nachweis gelungen, dass bei dem Attentat Nowitschok oder ähnliche Substanzen verwendet worden seien, sagte am Dienstag Gary Aitkenhead, Chef eines Laboratoriums der Forschungsanlage Porton Down.

Auch OPCW-Experten hatten Spuren des Gifts und Blutproben untersuchen lassen. Unklar ist noch, ob die OPCW bereits Ergebnisse der Untersuchung vorlegen wird.

Grossbritannien lehnt gemeinsame Ermittlungen ab

Russland forderte eine Entschuldigung von Grossbritannien für Vorwürfe im Fall Skripal. «Auf irgendeine Weise muss man sich bei Russland entschuldigen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstagabend der Agentur Interfax zufolge.

Der russische Präsident Wladimir Putin hofft auf mehr Klarheit durch das Treffen in Den Haag. «Ich hoffe, dass bei dieser Diskussion ein endgültiger Strich darunter gezogen wird», sagte Putin.

Moskau fordert eine rückhaltlose Aufklärung und will auch an den Ermittlungen beteiligt werden. Russland hatte eine Liste mit 13 Fragen zum Fall Skripal bei der OPCW eingereicht, wartete am Dienstagabend nach eigener Darstellung aber weiter auf Informationen. «Wir haben auf keine unserer Fragen eine Antwort erhalten», sagte der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow im TV-Sender Rossija-24.

Grossbritannien hat den Vorschlag Russlands zu gemeinsamen Ermittlungen im Fall Skripal als «pervers» zurückgewiesen. Das sei ein Ablenkungsmanöver Russlands, um Fragen auszuweichen, twitterte die britische Delegation bei der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) am Mittwoch in Den Haag. 

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