Fragen und AntwortenOster-Feuerpause: Meint Putin das ernst?
tcar
19.4.2025 - 19:33
Kremlchef Wladimir Putin hat für Ostern eine Feuerpause in seinem Krieg gegen die Ukraine verkündet. (Archivbild)
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Die USA werden zunehmend ungeduldig. Dann verkündet Kremlchef Putin eine 30-stündige Feuerpause. Doch das Vertrauen in sein Wort ist längst erschüttert. Was also bedeutet diese Ankündigung?
DPA, tcar
19.04.2025, 19:33
dpa
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Putin hat eine Waffenruhe für die Ostertage angekündigt.
Die Ukraine reagiert mit Skepsis auf Putins Ankündigung.
Das könnten die Hintergründe der Ankündigung sein.
Die Ankündigung kommt am Karsamstag völlig unvermittelt: Kremlchef Wladimir Putin lässt mitteilen, dass die russische Seite in ihrem Krieg gegen die Ukraine alle Feindseligkeiten für 30 Stunden einstellen will. Zeitgleich wird in Kiew Raketenalarm ausgelöst. Die Ukraine reagiert mit Skepsis auf Putins Ankündigung.
Was wurde in Moskau mitgeteilt?
Der Kreml erklärte, Putin habe angeordnet, dass die russische Seite alle Feindseligkeiten vom heutigen Samstag 18.00 Uhr Moskauer Zeit (17.00 Uhr MESZ) bis Mitternacht am Ostersonntag einstellen werde. Das Verteidigungsministerium erklärte allerdings, die Waffenruhe werde von den Truppen nur unter der Bedingung eingehalten, dass sich auch die ukrainischen Streitkräfte daran hielten.
Wie reagiert Kiew?
Präsident Wolodymyr Selenskyj äusserte sich skeptisch zu der Ankündigung Putins. Er liess zunächst nicht erkennen, ob sich auch die Ukraine an die Feuerpause halten würde. In ersten Reaktionen wurden von ukrainischen Medien Experten zitiert, die in Putins Ankündigung nur einen Propagandatrick sahen.
Selenskyj schilderte, was rund um die Ankündigung in der Ukraine passierte: «Was den neuen Versuch Putins betrifft, mit Menschenleben zu spielen, so erklingt gerade in vielen Teilen der Ukraine der Luftalarm.» 45 Minuten vor Inkrafttreten der Feuerpause seien russische Kampfdrohnen am Himmel über der Ukraine gesichtet worden. Die Flugabwehr der Ukraine habe bereits das Feuer eröffnet. «Shahed-Drohnen an unserem Himmel entlarven Putins wahre Einstellung zu Ostern und zu Menschenleben», kritisierte Selenskyj.
Der ukrainische Aussenminister Andrij Sybiha erklärte: «Wir wissen, dass wir seinen Worten nicht trauen können und dass wir die Taten betrachten, und nicht die Worte.» Der Krieg habe nur wegen Russland begonnen und dauere auch nur wegen Moskau weiter an, betonte er.
Gab es schon mal eine Feuerpause?
Schon im Januar 2023 hatte Putin eine einseitige, anderthalbtägige Feuerpause zum orthodoxen Weihnachtsfest angeordnet. Dies war damals von Kiew als Finte ausgelegt worden, damit Moskau Zeit für Truppenverlegungen gewinnt.
Lässt Russland die Waffen wirklich schweigen?
Nach mehr als drei Jahren Krieg und auch in Anbetracht der jüngsten Entwicklungen sind die Hoffnungen darauf nicht allzu gross. So hatten vor einigen Wochen US-Vermittler mit Russland und der Ukraine in getrennten Gesprächen vereinbart, dass keine Objekte der Energieinfrastruktur mehr bombardiert werden sollen. Putin gab nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump dazu am 18. März den Befehl. Moskau warf der Ukraine dann allerdings vor, sich nicht an die Vereinbarung zu halten, und setzte die Angriffe fort.
Der Ukraine-Beobachter Nico Lange warnte auf der Plattform X, Putins Worten Glauben zu schenken. «Wir kennen Putins Drehbuch: Grosse Osterwaffenruhe ankündigen, dann die Ukraine beschuldigen, sie hätte provoziert oder die Waffenruhe gebrochen.»
Was könnte sich Moskau von der Ankündigung erhoffen?
Eine Atempause: Die russischen Streitkräfte hatten in den vergangenen Monaten ihre Gebietseroberungen im Osten der Ukraine nur langsam und unter hohen Verlusten ausgebaut. Zudem band die Rückeroberung der von ukrainischen Soldaten besetzten russischen Grenzgebiete bei Kursk viele Kräfte, die jetzt an andere Frontabschnitte verlegt werden könnten.
Putin dürfte zudem auf noch grössere Gunst von US-Präsident Donald Trump hoffen. Dieser hatte erst am Samstag Kompromissbereitschaft beider Seiten eingefordert – was der Kremlchef jetzt wohl für sich beanspruchen wird.
Wie ist die Haltung der USA?
Trumps Regierung erhöhte den Druck auf die Konfliktparteien zuletzt erheblich. Aussenminister Marco Rubio machte zuletzt deutlich, dass die USA innerhalb von Tagen austarieren wollten, ob sich ihre Bemühungen zur Beilegung des Konflikts weiter lohnten, ob sich der Krieg überhaupt beenden lasse. Trump selbst machte deutlich, dass er Kompromisse von beiden Seiten erwarte, wenn sie weiter die Vermittlung der USA wollten.
Was würde ein Ende der US-Vermittlungsversuche bedeuten?
Das ist völlig unklar. Keinesfalls ist gesagt, dass die USA dann in die Rolle des starken Unterstützers der Ukraine zurückkehren würden wie zu Zeiten der Regierung von Joe Biden. Vielmehr könnte Trump seinen Kurs der Wiederannäherung an Russland weiterverfolgen. Das ist eine Lesart der Worte von Aussenminister Rubio, der gesagt hatte, wenn ein Ende des Kriegs nicht machbar erscheine, «dann müssen wir einfach weiterziehen».
Die USA haben ihren Kurs in der Ukraine-Politik drastisch geändert, seit Trump wieder Präsident ist. Unter Biden waren sie der wichtigste Unterstützer des angegriffenen Landes. Der Republikaner Trump hatte es immer wieder so dargestellt, als wäre es ein Leichtes, den seit mehr als drei Jahren dauernden Krieg rasch zu beenden. Doch auch nach drei Monaten im Amt ist ihm dies nicht gelungen.
Putin verkündet Feuerpause zu Ostern
Moskau, 19.04.2025: Überraschende Ankündigung: Kremlchef Wladimir Putin ruft in seinem Krieg gegen die Ukraine überraschend eine Feuerpause für Ostern aus.
Putin hatte sich zuvor mit Generalstabschef Valeri Gerassimow getroffen und über die Lage an der Front informieren lassen.
Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärt, die Waffenruhe werde von den russischen Truppen unter der Bedingung eingehalten, dass sich auch die ukrainischen Streitkräfte daran hielten.
Das Verteidigungsministerium teilt zudem mit, dass die Waffenruhe aus humanitären Gründen eingeführt werde.
Die Feuerpause gilt für die Fronten in der Ukraine von Samstag 18.00 Uhr bis 00.00 Uhr am 21. April, das teilt der Pressedienst des Kreml mit.