USA Pandemie des Südens: Druck auf US-Hotspots Florida und Texas steigt

SDA

6.8.2021 - 10:03

ARCHIV - In Orlando (Florida) melden sich Menschen an einer mobilen Corona-Impfstelle an. In den USA steigen in einigen Bundesstaaten im Süden die Corona-Infektionen dramatisch. Aktuell wird jede dritte Corona-Infektion in den USA aus Texas oder Florida gemeldet. Foto: Paul Hennessy/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
ARCHIV - In Orlando (Florida) melden sich Menschen an einer mobilen Corona-Impfstelle an. In den USA steigen in einigen Bundesstaaten im Süden die Corona-Infektionen dramatisch. Aktuell wird jede dritte Corona-Infektion in den USA aus Texas oder Florida gemeldet. Foto: Paul Hennessy/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
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Jede dritte Corona-Infektion in den USA wird derzeit aus nur zwei Bundesstaaten gemeldet, doch die Republikaner in Florida und Texas wettern gegen Masken und Corona-Vorschriften.

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Obwohl sich die Intensivstationen der Krankenhäuser füllen, erlassen die Gouverneure Verfügungen, mit denen sie zum Beispiel jede Art von Maskenpflicht an Schulen verbieten. Sie bekämpfen auch eine Impfpflicht und werben stattdessen für die Freiheit der Bürger, selbst zu entscheiden. Der Ton von US-Präsident Joe Biden gegenüber den beiden Staaten wird angesichts der Infektionslage schärfer.

Die von der Delta-Variante angeheizte Corona-Welle hat Florida fest im Griff: Jeder vierte Patient, der in den USA derzeit wegen einer Infektion mit dem Virus stationär behandelt wird, liegt in einem Krankenhaus in dem Bundesstaat – und das obwohl in Florida nur sieben Prozent der US-Bevölkerung leben. Fast jeder fünfte Corona-Test fällt positiv aus. Im Schnitt meldet der Bundesstaat mit seinen gut 21 Millionen Einwohnern rund 18 000 Neuinfektionen pro Tag – so viele wie auf dem Höhepunkt der Pandemie im Januar, als fast niemand geimpft war.

Doch Floridas Gouverneur Ron DeSantis lehnt neue Corona-Auflagen ab. Als die Gesundheitsbehörde CDC jüngst erklärte, Schulkinder sollten wegen der Delta-Variante erneut Masken tragen, wehrte sich der Republikaner. «Kinder zu zwingen, eine Maske zu tragen, ist schlechte Politik», erklärte er. Diese Entscheidung müsse den Eltern überlassen werden. Bidens Politik würde zu einem «biomedizinischen Sicherheitsstaat führen», warnte DeSantis. Auf Twitter verbreitete er die Aussage eines Psychiaters, der in einer Anhörung sagte: «Kindern Masken aufzuzwingen ist Kindesmissbrauch.»

DeSantis verschärfte daraufhin vergangene Woche eine Verfügung, die Schulen verbietet, das Tragen von Masken anzuordnen. Bei Zuwiderhandlung werden staatliche Mittel gestrichen. Für den Anstieg der Corona-Infektionen macht der Gouverneur neben dem heissen Wetter, das die Menschen in klimatisierte Räume treibt, Bidens angeblich laxe Politik an der Grenze zu Mexiko verantwortlich. Er habe durch «die offene Südgrenze mehr Virus aus aller Welt importiert», sagte DeSantis. Die Grossstädte Floridas sind allerdings fast 2000 Kilometer von der Grenze in Texas entfernt.

Der Demokrat Biden machte klar, wen er für die Lage verantwortlich macht. Einige Gouverneure seien nicht bereit, das Richtige zu tun, um die Pandemie zu bekämpfen, sagte er jüngst und erwähnte ausdrücklich Texas und Florida. «Wenn Sie schon nicht helfen, dann gehen Sie wenigstens den Leuten aus dem Weg, die versuchen, das Richtige zu tun», forderte Biden. «Nutzen Sie Ihre Macht, um Leben zu retten.» Bidens Sprecherin Jen Psaki erklärte am Donnerstag mit Blick auf DeSantis, es sei eine Tatsache, dass dieser «Schritte unternommen hat, die im Widerspruch zu den Gesundheitsempfehlungen stehen».

Auch Texas mit knapp 30 Millionen Einwohnern bereitet Washington Sorge: Die Zahl der Neuinfektionen stieg dort zuletzt rasant an und liegt nun durchschnittlich bei rund 11 000 pro Tag. Doch Gouverneur Greg Abbott unterschrieb vergangene Woche eine neue Verfügung, um Corona-Beschränkungen und eine Maskenpflicht zu verhindern. Der Republikaner warf der Regierung vor, «noch mehr drakonische Kontrollen von US-Bürgern» zu planen. «Wir müssen uns auf die individuelle Verantwortung stützen, nicht auf Gebote der Regierung. Texaner werden selbst entscheiden, ob sie Masken tragen und ihre Geschäfte öffnen.»

Impfungen würden in Texas immer freiwillig bleiben, betonte Abbott. Der Bundesstaat hinkt bei der Impfquote hinterher: In Texas sind knapp 44 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, in Florida 49 Prozent und landesweit rund 50 Prozent.

Die Delta-Variante hat inzwischen im ganzen Land mit seinen 330 Millionen Einwohnern zu einem drastischen Anstieg der Neuinfektionen geführt. Ihre Zahl ist von rund 10 000 pro Tag im Juni auf inzwischen fast 90 000 im Durchschnitt hochgeschnellt. Die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle ist im Wochenvergleich um knapp 40 Prozent auf nunmehr 381 Tote pro Tag angestiegen. CDC-Chefin Rochelle Walensky warnte am Donnerstagabend (Ortszeit), falls sich Ungeimpfte nicht impfen liessen und die Menschen keine Masken trügen, könnte es in den USA bald wieder mehrere hunderttausend Infektionen pro Tag geben.

Der Regierung machen vor allem Staaten im Süden Sorgen, in denen die Impfkampagne zuletzt stockte. «Bundesstaaten mit der niedrigsten Impfquote repräsentieren etwa die Hälfte der neuen Infektionen und Krankenhauseinlieferungen der vergangenen Woche, obwohl sie nur ein Viertel der US-Bevölkerung ausmachen», sagte Jeffrey Zients, der Corona-Koordinator des Weissen Hauses. In Louisiana und Arkansas etwa sind nur 37 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, landesweit sind es 50 Prozent. In Mississippi sind es sogar nur 35 Prozent.

Als Reaktion auf den Anstieg an Neuinfektionen setzte bei manchen Gouverneuren ein Umdenken ein. Der eher konservative Demokrat John Bel Edwards in Louisiana erklärte am Montag, angesichts des «exponentiellen Wachstums» der Infektionen gelte bis September wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen. In Arkansas räumte der Republikaner Asa Hutchinson ein, er bedauere, dass er im April ein Gesetz gegen eine Maskenpflicht unterzeichnet habe. Daraufhin rief er das Parlament zu einer Sondersitzung ein, um eine Maskenpflicht für Schulen zu erlauben. Besonders Kinder unter zwölf Jahren, die noch nicht geimpft werden könnten, bräuchten Schutz, betonte er.