Vom Machtposten ins AbseitsPapst Leo XIV. entlässt berüchtigten Schweizer Erzbischof
Samuel Walder
13.5.2025
Der neue Papst Leo XIV ist erst seit einigen Tagen im Amt und dennoch nimmt er seine Rolle ernst. Er entlässt Erzbischof Haas.
Uncredited/Vatican media/AP/dpa
Er war jahrzehntelang Symbolfigur für einen polarisierenden Katholizismus – nun ist Wolfgang Haas abgesetzt. Der neue Papst Leo XIV. zieht in Vaduz einen Schlussstrich und stellt das Mini-Erzbistum vor eine ungewisse Zukunft.
Jahrzehntelang spaltete Wolfgang Haas die katholische Kirche – von Chur bis Vaduz. Jetzt ist Schluss. Mit einem Federstrich hat der neue Papst Leo XIV., vormals Robert Prevost, dem Machtkapitel des umstrittenen Liechtensteiner Erzbischofs ein Ende gesetzt. Doch der Konflikt um das Mini-Bistum mit seinen 30’000 Gläubigen ist noch längst nicht ausgestanden. Das berichtet die NZZ.
Kaum war Robert Prevost im Januar 2023 von Papst Franziskus zum Chef der Bischofsernennungen gemacht worden, bekam er es mit einem besonders heiklen Fall zu tun: Erzbischof Wolfgang Haas, 75, berüchtigt für ultrakonservative Ansichten und eine fragwürdige Priesterpolitik, musste dem Papst seinen Rücktritt anbieten.
Ein Bistum für einen Mann
Haas war kein gewöhnlicher Oberhirte. Wegen massiver Widerstände in der Schweiz hatte der Vatikan 1997 eigens das Erzbistum Vaduz für ihn geschaffen – eine Art kirchlicher Exilposten. Doch auch dort war Haas nie wirklich willkommen. Regierung und Landtag blieben seiner Amtseinführung fern, das Fürstenhaus distanzierte sich, Demonstrationen begleiteten seinen Start.
Sein Erbe? Rund 60 geweihte Priester, teils mit dubioser Vergangenheit – von Missbrauchsvorwürfen über Kinderpornografie bis hin zu Verschwörungstheorien war alles dabei.
Rücktritt? Nur zähneknirschend
Auch als Haas 75 wurde, zeigte er keinerlei Rückzugswille. In einem Hirtenbrief schimpfte er über die «Arroganz» seiner Kritiker und verglich sich mit den verfolgten Jüngern Jesu. Mehrere Tage lang liess er sein Rücktrittsschreiben unbeantwortet liegen, ehe der Vatikan eingreifen musste.
Prevost, damals noch Präfekt, jetzt Papst Leo XIV., machte kurzen Prozess: Er nahm das Rücktrittsgesuch nicht nur an, sondern setzte keinen konservativen Nachfolger ein. Stattdessen bestellte er den liberaleren Bischof Benno Elbs aus Feldkirch zum apostolischen Administrator – eine Übergangslösung, die das Erbe von Haas offen infrage stellt.
Eine Baustelle bleibt – jetzt für den Papst
Obwohl der neue Papst aus den USA stammt, kennt er die brisante Lage in Liechtenstein genau. Ein neuer Bischof wird gesucht – aber viele Kandidaten winken ab. Zu heikel, zu belastet sei das Erbe. Vor allem: Was tun mit den Haas-Priestern?
Sollte sich niemand finden, wird Papst Leo XIV. wohl selbst wieder eingreifen müssen – nun nicht mehr als Personalchef, sondern als oberster Hirte der Weltkirche.
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