SudanMiliz und Armee liefern sich schwere Gefechte
SDA, gbi
15.4.2023 - 16:02
Der Machtkampf im Sudan eskaliert: Paramilitärische Einheiten und das reguläre Militär liefern sich in mehreren Landesteilen Gefechte. Die internationale Gemeinschaft ruft zu einem Ende der Gewalt auf.
SDA, gbi
15.04.2023, 16:02
SDA, gbi
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Schüsse und Explosionen erschüttern mehrere Teile der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Auch aus anderen Landesteilen wurden Gefechte gemeldet.
Berichten zufolge gab es mehrere Todesopfer zu beklagen, die Lage war zunächst aber verworren.
Die paramilitärische Gruppe RSF und die reguläre Armee des Landes liefern sich seit Längerem einen Machtkampf.
Im Sudan sind in mehreren Landesteilen Gefechte zwischen der Armee und der paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) ausgebrochen.
In der Hauptstadt Khartum waren seit Samstagmorgen anhaltende Schüsse und Explosionen zu hören, darunter am Flughafen und in der Nähe des Präsidentenpalasts im Norden der Stadt. Auch im Süden der Stadt schien es Kämpfe zu geben. Dort befindet sich das Hauptquartier der Miliz RSF, die eigentlich in das staatliche Militär integriert werden sollte.
Mindestens drei Menschen kamen in Khartum ums Leben. Medienberichten zufolge kam es auch in den Bundesstaaten White Nile und Nord-Darfur zu Gefechten. Die Luftwaffe griff Stützpunkte der RSF an.
Verworrene Lage
Hintergrund der Gewalt ist ein Machtkampf zwischen der Armee und den Paramilitärs. RSF-Milizionäre griffen Berichten und Augenzeugen zufolge den Flughafen in Khartum an. Die Gruppe hatte zunächst angegeben, den Präsidentenpalast und den Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Die Armee widersprach dem jedoch auf Twitter. Welche Angaben stimmten, war zunächst unklar.
Der US-Botschafter im Sudan, John Godfrey, bestätigte auf Twitter, dass in Khartum Schüsse und Kämpfe zu hören waren. Er warnte, dass eine Eskalation der Spannungen zwischen militärischen Einheiten «extrem gefährlich» sei. Die Botschaft rief ihr Personal und US-Bürger im Sudan auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.
I just arrived late last night in Khartoum and woke up to the deeply disturbing sounds of gunfire and fighting. I am currently sheltering in place with the Embassy team, as Sudanese throughout Khartoum and elsewhere are doing. (1/2)
Der UNO-Sonderbeauftragte im Sudan, Volker Perthes, forderte eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen. Beide Seiten müssten die Sicherheit des sudanesischen Volkes gewährleisten und auf weitere Gewalt verzichten.
Auch der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. «Eine Eskalation wird die Situation nur weiter zuspitzen», warnte er über Twitter. Die Sicherheit der Bevölkerung habe oberste Priorität. Der italienische Aussenminister Antonio Tajani rief ebenfalls zum Dialog und zur Beendigung der Gewalt auf. Er verfolge die Ereignisse genau, schrieb er auf Twitter.
Das Militär und das RSF unter Anführer Mohammed Hamdan Daglo hatten im Herbst 2021 gemeinsam erneut die Macht übernommen, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern.
Der Streit verzögert den von Machthaber al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Bei einer Eskalation wurden gewaltsame Zusammenstösse befürchtet, die in einen Bürgerkrieg münden könnten.
Erst am Donnerstag hatte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter*innen sahen in der Mobilmachung eine Drohgebärde gegen Machthaber und Oberbefehlshaber al-Burhan. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung ausgesprochen und sich damit gegem al-Burhan gestellt.
Den ursprünglichen Plänen zufolge hätte sich al-Burhan spätestens 2021 aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilist*innen überlassen müssen. Stattdessen putschte sich das Militär erneut an die Macht und verschob demokratische Wahlen auf unbestimmte Zeit. In dieser Woche verschob das Militär die Ernennung eines neuen Premierministers und verzögerte die Machtübergabe erneut. Im dem nordostafrikanischen Staat leben rund 46 Millionen Menschen.