Von «Pausenclown» bis «Sack Reis» Trump gab vor 10 Jahren seine Kandidatur bekannt – so berichtete die Presse

Petar Marjanović

19.6.2025

Donald Trump im Juni 2015 bei Kandidatur-Ankündigung

Donald Trump im Juni 2015 bei Kandidatur-Ankündigung

Vor zehn Jahren kündigte Donald Trump seine Kandidatur für das US-Präsidentenamt an – eine Nachricht, die damals kaum ernst genommen wurde.

18.06.2025

Vor zehn Jahren kündigte Donald Trump seine Kandidatur für das US-Präsidentenamt an – eine Nachricht, die damals kaum ernst genommen wurde. blue News zeigt, wie 2015 darüber berichtet wurde. 

Petar Marjanović

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trumps Kandidatur zum US-Präsidenten sorgte in der Schweizer Presse für Spott, Skepsis und Ironie.
  • Während ihn einige Schweizer Zeitungen als «Pausenclown» oder «schlechten Witz» bezeichneten, sahen andere einen möglichen Störfaktor im republikanischen Wahlkampf.
  • In der Romandie und im Tessin wurde seine Kandidatur kaum ernst genommen.

Am 16. Juni 2015 – also ziemlich genau vor zehn Jahren – verkündete Donald Trump im Trump Tower in New York offiziell seine Kandidatur für das US-Präsidentschaftsamt.

Der Multimilliardär mit dem Hang zur Selbstinszenierung versprach, die USA «wieder gross» machen zu wollen. Und zwar mit einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, massenhaft neuen Jobs und einem Ende von «Obamacare».

Trumps Kandidatur – so schien es – wurde vielerorts als schlechter Witz verstanden. In der Schweiz sorgte sein Auftritt für Stirnrunzeln, Hohn und scharfe Kommentare. Nur: Lachen konnte bald niemand mehr.

Ein Überblick über die Reaktionen der Presse:

«NZZ»: Zuerst nüchtern, dann «Pausenclown»

Die NZZ vermeldete Trumps Kandidatur zunächst kurz und nüchtern.
Die NZZ vermeldete Trumps Kandidatur zunächst kurz und nüchtern.
NZZ/SMD

Die «Neue Zürcher Zeitung» berichtete zunächst sachlich auf Basis von Agenturmeldungen: Donald Trump wolle dem Iran und dem Terror in Nahost die Stirn bieten und eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen – «niemand könne das besser als er».

Tags darauf änderte sich der Ton. In einem Kommentar schrieb der Washington-Korrespondent, Trumps Rede sei ein «mäandernder Redefluss» voller Eigenlob gewesen. Die angekündigten Tausenden Zuhörer entpuppten sich laut Augenzeugen als ein paar Hundert.

Trump, so die NZZ, habe als «Pausenclown bei Fox News» in letzter Zeit an Bedeutung verloren. Seine Kandidatur sei vor allem eine «einmalige Chance, das Feuerwerk seines Lebens mit grossem Finale abzuschliessen».

«BaZ»: Polternder Baulöwe mit wenig Chancen

In Basel sah man für Donald Trump keine grossen Chancen.
In Basel sah man für Donald Trump keine grossen Chancen.
BaZ/SMD

Die «Basler Zeitung» beschrieb Trump als Mann mit grossem Ego und lauter Tönen. Er wolle Jobs zurückholen, Amerika stärken und eine Mauer gegen illegale Einwanderer*innen bauen («Niemand ist im Mauernbauen so gut wie ich»).

Die BaZ verwies aber auch auf Umfragen, die ihm nur geringe Chancen einräumten. Trumps Auftritt könne der Republikanischen Partei mehr schaden als nützen.

«BZ Basel»: Albtraum mit den grossen Lautsprechern

Die «BZ Basel» nannte Trumps Wahlkampfstart einen «Zirkus». Der Kandidat sei auf der Rolltreppe ins Atrium des Trump Towers geschwebt, habe ein Dokument mit seinem angeblichen Vermögen von 8,7 Milliarden Dollar präsentiert und gerufen: «Ich bin wirklich reich!»

Trump verspreche alles – Jobs, Siege über den IS, das Ende von Obamacare. Für die BZ ist er ein Albtraum für die Republikaner: Trotz hoher Ablehnung kommt er auf 3,6 Prozent – genug für die TV-Debatten.

Der Journalist schrieb dazu: «Egal, wie idiotisch auch sein mag, was der ‹Ich-Ich-Ich›-Kandidat so von sich gibt – es wird gehört, weil er sich die grössten Lautsprecher leisten kann.»

Die «BZ Basel» wertete viele Aussagen von Trump als «idiotisch».
Die «BZ Basel» wertete viele Aussagen von Trump als «idiotisch».
BZ Basel/SMD

«Tages-Anzeiger»: Ein chauvinistischer Egomane – und ein schlechter Witz

Der «Tages-Anzeiger» verglich Trump mit Paris Hilton: berühmt, weil er reich ist. Seine Aussagen seien krude, rassistisch und gefährlich. «Trump ist ein schlechter Witz», heisst es im Kommentar.

Er habe keine Chance auf das Präsidentenamt, schade aber dem politischen Diskurs und seiner eigenen Partei. Hillary Clinton dürfte sich insgeheim über seine Kandidatur freuen – niemand stehe besser für «die Männer von gestern» als Donald Trump.

Der «Tagi» vermutete zu Recht, dass Trump eine Gefahr für den politischen Diskurs werde.
Der «Tagi» vermutete zu Recht, dass Trump eine Gefahr für den politischen Diskurs werde.
Tagi/SMD

«Blick am Abend»: Trumps Kandidatur landet unterhalb von «Absurdistan»

Der inzwischen eingestellte «Blick am Abend» berichtete über Trumps Kandidatur mit ironischem Unterton. Unterhalb der Rubrik «Absurdistan» machte man sich über Internet-Memes lustig, die das Weisse Haus schon im Stil eines kitschigen Trump-Towers umgestaltet sahen. Die Kandidatur wurde vor allem als Internet-Phänomen behandelt.

Beim «Blick am Abend» war die Kandidatur nur eine Meme-Meldung wert.
Beim «Blick am Abend» war die Kandidatur nur eine Meme-Meldung wert.
Blick am Abend/SMD

Nur eine Randmeldung in der Romandie

In der Westschweiz blieb die Berichterstattung äusserst knapp. Weder «Le Matin» noch «20 Minutes» widmeten Trumps Kandidatur mehr als ein paar Zeilen.

«20 Minutes» hob immerhin ein Zitat hervor, das den Ton der Kampagne setzte: «Ich werde der grösste Präsident der Arbeit, den Gott je geschaffen hat.»

«20 minutes» am 17. Juni 2015: Die Meldung zu Trump ist in der 20-Sekunden-Spalte (Milliardär en lice, auf deutsch: Milliardär im Rennen).
«20 minutes» am 17. Juni 2015: Die Meldung zu Trump ist in der 20-Sekunden-Spalte (Milliardär en lice, auf deutsch: Milliardär im Rennen).
20min/SMD

Tessin: «Wählt mich, weil ich reich bin»

In der italienischsprachigen Ausgabe von «20 minuti» wurde Trump spöttisch zusammengefasst: «Votatemi perché sono davvero ricco» – «Wählt mich, weil ich wirklich reich bin». Der Text schilderte Trumps Auftritt als Mischung aus Selbstdarstellung und Reality-TV.

Seine Botschaft: Sein Reichtum sei Beweis genug, dass er die USA zu alter Grösse führen könne. Dafür brauche es keine Lobbyisten, nur ihn und sein Milliardenvermögen.

Die Seite 2 bei der Tessiner Ausgabe von «20 Minuten»: «Wählt mich, weil ich reich bin.»
Die Seite 2 bei der Tessiner Ausgabe von «20 Minuten»: «Wählt mich, weil ich reich bin.»
20min/SMD

Auslandspresse: Von «Clown» bis «Sack Reis»

Der Medienblog «Übermedien» dokumentierte die internationalen Reaktionen: Die britische «Daily News» zeigte Trump auf ihrer Titelseite als Clown mit roter Nase.

Die deutsche «Welt kompakt» versenkte seine Kandidatur gar in einer Rubrik namens «Sack Reis» – dort, wo sonst absichtlich belanglose Meldungen stehen.

Die «Daily News» zeigte Trump als Clown. 
Die «Daily News» zeigte Trump als Clown. 
Ubermedien/Daily News

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