Schafft sich CDU-Chef mächtigen Feind? Pikanter Satz von Friedrich Merz löst heftige Diskussionen aus

Sven Ziegler

18.2.2025

Viererrunde: Merz sieht SPD oder Grüne als mögliche Partner

Viererrunde: Merz sieht SPD oder Grüne als mögliche Partner

Berlin, 17.02.2025: Vier Kanzlerkandidaten in einem Studio: Nach einer streitlustigen Runde der Kandidaten von SPD, Grünen, Union und AfD gehen jetzt alle Parteien in den Schlussspurt zur Bundestagswahl. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz baut im sogenannten Quadrell bei RTL und ntv Brücken zu SPD und Grünen als möglichen Koalitionspartnern und hält sich beide Optionen ausdrücklich offen. Bei der FDP hat er dagegen grossen Zweifel. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schliesst Merz abermals aus.  CDU und CSU liegen knapp eine Woche vor der Bundestagswahl in Umfragen deutlich vorn bei um die 30 Prozent. Dahinter liegt die AfD mit 20 Prozent. Die SPD kommt auf 15 bis 16 Prozent, gefolgt von den Grünen mit 13 bis 14 Prozent. Viele Wähler sind Umfragen zufolge aber noch unentschlossen.

18.02.2025

«Herr Söder schreibt mir gar nichts vor»: Es ist ein kurzer Satz am Ende des TV-Wahlkampfs, der in der deutschen Politik reichlich Gesprächsstoff bringt. Was will Friedrich Merz mit diesem Satz sagen?

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Friedrich Merz und Robert Habeck zeigten sich im TV überraschend einig – und heizen Spekulationen über Schwarz-Grün an.
  • CSU-Chef Markus Söder schliesst eine Koalition mit den Grünen weiterhin kategorisch aus.
  • CDU-Politiker fordern grünen Pragmatismus, um eigene Inhalte durchzusetzen.

Ein seltenes Bild im Wahlkampf: CDU-Chef Friedrich Merz und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck zeigten sich im Kanzler-«Quadrell» am Sonntagabend ungewöhnlich einig.

Besonders beim Thema Bürokratieabbau lobte Habeck die Vorschläge von Merz uneingeschränkt – ein Moment, der in der politischen Landschaft selten zu sehen ist. Auch in der Aussenpolitik gab es zwischen den beiden kaum Differenzen. 

Umgehend nach dem Schlagabtausch überschlugen sich deshalb die Gerüchte: Spekulationen über eine mögliche schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl wurden angeheizt.

«Desaster für Deutschland»

Doch während in Berlin über eine Annäherung spekuliert wird, kommt aus der CSU Gegenwind. Parteichef Markus Söder betont erneut, dass eine Koalition mit den Grünen für ihn nicht infrage komme. Diese klare Haltung stösst in der CDU teilweise auf Unmut, da sich dort viele unterschiedliche Koalitionsoptionen offenhalten wollen.

Merz selbst macht in der Talkrunde deutlich, dass ihm die Meinung des mächtigen Strippenziehers im Hintergrund egal sei – zumindest vordergründig. Kämpferisch betont er ganz am Ende der Talkrunde: «Herr Söder schreibt mir gar nichts vor.» Ein Satz, der von der CSU in Bayern kaum gut aufgenommen werden dürfte.

Der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, ebenfalls eine mächtige Figur in Bayern, betont bereits in einer Mitteilung: «Merz strebt jetzt ganz offen eine Koalition mit den Grünen an. Ein Desaster für Deutschland.»

Innerhalb der Union wird nun diskutiert, wie realistisch ein Bündnis mit den Grünen wäre. Vor allem pragmatische Stimmen hoffen, dass mit einem moderaten Grünen-Kurs – wie ihn etwa Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg fährt – mehr CDU-Inhalte umgesetzt werden könnten. «Was die Anhänger der Union wollen, ist ‹CDU pur›», erklärte ein JU-Vertreter aus Nordrhein-Westfalen gegenüber «Focus». 

Was sagt das Wahlergebnis aus?

Währenddessen versuchen Teile der CSU, Merz mit inhaltlichen Argumenten von Schwarz-Grün abzuhalten. Gerade in der Wirtschafts- und Migrationspolitik sieht man in München zu grosse Differenzen zu den Grünen. Auch die jüngste Kehrtwende von Habecks Partei beim Thema Asylpolitik löst grosse Skepsis aus.

Auch bei den Grünen selbst wird das Thema fleissig diskutiert. Während Habeck offen für eine Regierungsbeteiligung wirbt, liess Parteichef Felix Banaszak kürzlich durchblicken, dass auch ein Gang in die Opposition denkbar sei. Diese Taktik könnte die Verhandlungsposition der Grünen im Falle von Koalitionsgesprächen stärken.

Ob es tatsächlich zu einem schwarz-grünen Bündnis kommt, hängt letztlich vom Wahlergebnis ab. Aktuelle Umfragen zeigen, dass weder CDU und Grüne noch eine andere Zweier-Koalition sicher eine Mehrheit hätte. Möglicherweise wird Merz am Ende sowohl Grüne als auch SPD für eine Regierungsbildung brauchen.