«Planet ist kaputt» Düstere Klima-Nachrichten – aber auch Hoffnung

dpa/toko

2.12.2020 - 21:02

«Unser Planet ist kaputt», sagt der UN-Chef – und gleich mehrere Klima-Berichte zeichnen ein ähnlich düsteres Bild. Hoffnung könnte ausgerechnet die Corona-Pandemie bieten – wenn die Auswege aus beiden Krisen verknüpft werden.

Gleich drei Klima-Berichte und UN-Generalsekretär António Guterres haben am Mittwoch ein düsteres Bild vom Zustand der Erde in der Klimakrise gezeichnet – aber mit dem Weg aus der Corona-Pandemie auch Hoffnung auf Besserung verknüpft. Das Jahr 2020 dürfte nach vorläufigen Analysen der Weltwetterorganisation (WMO) eines der drei wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts werden. Die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) sieht den Klimawandel nun als grösste Bedrohung der Weltnaturerbestätten.

«Unser Planet ist kaputt»

Das UN-Umweltprogramm (Unep) mahnte unterdessen in einem weiteren am Mittwoch veröffentlichten Klima-Bericht, dass die derzeit geplante weltweite Produktion von fossilen Brennstoffen viel zu hoch sei, um die Pariser Klimaziele bis 2030 erreichen zu können. «Unser Planet ist kaputt», kommentierte UN-Chef Guterres an der New Yorker Columbia Universität bei einer Rede zum Zustand der Erde. Der Weg aus der Corona-Krise biete in dieser Hinsicht aber eine Chance. «Die Corona-Erholung und die Reparatur des Planeten können zwei Seiten derselben Medaille sein.»



Der Präsident der Pariser Klimakonferenz und ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius forderte Regierungen dazu auf, mittel- und kurzfristige Klimaziele zu setzen und zu erfüllen. Es reiche nicht aus, langfristige Ziele zu setzen, bei denen unsicher sei, ob sie jemals umgesetzt würden. Das sei die Herausforderung für die UN-Klimakonferenz in Glasgow im kommenden Jahr.

Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle. In den Polregionen macht sich der Klimawandel besonders deutlich bemerkbar.
Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle. In den Polregionen macht sich der Klimawandel besonders deutlich bemerkbar.
Ulf Mauder/dpa

Der nächste Gipfel gilt als besonders wichtig: Die Staaten sollen bis dahin ihre Klimaschutzpläne ehrgeiziger machen. Denn noch reichen sie in der Summe längst nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erfüllen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.

Die derzeit geplante weltweite Produktion von fossilen Brennstoffen sei viel zu hoch, um die Pariser Klimaziele bis 2030 erreichen zu können, betonte auch das UN-Umweltprogramm Unep. Um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müsste die internationale Gemeinschaft ihre Produktion von fossilen Brennstoffen jährlich bis 2030 um rund sechs Prozent reduzieren. Derzeit sei aber ein jährlicher Anstieg um zwei Prozent geplant – damit würde bis 2030 doppelt so viel fossiler Brennstoff produziert werden, wie mit dem Pariser Klimaziel vereinbar wäre.

Pandemie als Chance

Die Chefin des UN-Umweltprogramms, Inger Andersen, sagte, die Corona-Pandemie biete eine Chance, die Volkswirtschaften weltweit mithilfe von «Investitionen in kohlenstoffarmen Energien und Infrastruktur» wiederzubeleben.

Die Weltwetterorganisation teilte mit, dass die Durchschnittstemperatur für Europa in den ersten zehn Monaten 2020 höher als je zuvor gewesen sei. Klar sei schon jetzt, dass die Jahre seit 2015 die sechs wärmsten seit Messbeginn seien. Der Temperaturrekord wurde 2016 mit plus 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erreicht.

Die jetzigen Vorhersagen beziehen sich auf Messungen von Januar bis Oktober. In diesen Monaten lag die globale Durchschnittstemperatur um 1,11 bis 1,23 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900. Dies, obwohl sich das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen La Niña im September entwickelte, das eigentlich mit Temperaturabkühlungen einhergeht. Besonders drastisch waren die Messergebnisse nördlich des Polarkreises in Sibirien: Die Temperatur lag dort von Januar bis Oktober mehr als fünf Grad über dem Durchschnitt von 1981 bis 2010.

WMO-Generaldirektor Petteri Taalas sieht aber auch Anlass zu Optimismus, weil immer mehr – und vor allem grosse Länder – auf das Ziel der CO2-Neutralität einschwenkten. Er nannte die EU, Japan, Südkorea und – in naher Zukunft – die USA. «Auch China als Land mit dem grössten CO2-Ausstoss – es ist eine gute Nachricht, dass China dem Club der CO2-neutralen Länder beitritt», sagte Taalas. Er hoffe, dass Russland und Indien dies auch zügig täten.

Der Klimawandel sei inzwischen auch zur grösste Bedrohung der Weltnaturerbestätten weltweit geworden, teilte die Weltnaturschutzorganisation IUCN mit, das weltweit grösste Netzwerk staatlicher und nichtstaatlicher Umweltorganisationen. Die globale Erwärmung sei bei einem Drittel der Gebiete eine «hohe oder sehr hohe Bedrohung». 2014 war das erst bei einem Viertel der Fall. Auch das Weltnaturerbe Wattenmeer an der Nordsee gehört zu den betroffenen Regionen mit einer «sehr hohen Bedrohung» durch den Klimawandel.

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