«Sieht nach organisierter Kriminalität aus» DNA-Spuren führen zu Festnahme von zwei Louvre-Räubern – Hoffnung auf Antworten

Lea Oetiker

27.10.2025

Staatsanwaltschaft: Zwei Verdächtige nach Louvre-Raub in Polizeigewahrsam

Staatsanwaltschaft: Zwei Verdächtige nach Louvre-Raub in Polizeigewahrsam

STORY: Nach dem Juwelenraub im Pariser Louvre sind zwei Verdächtige festgenommen worden, einer der beiden Männer am Samstagabend gegen 22.00 Uhr am Hauptstadtflughafen Charles de Gaulle. Das bestätigte die zuständige Staatsanwaltschaft nach einem Bericht der Zeitung «Le Parisien» am Sonntag. Der zweite Verdächtige sei später am Abend im Pariser Vorort Seine-Saint-Denis festgenommen worden. Dem Blatt zufolge handelt es sich um zwei Männer in den Dreissigern, die der Polizei bekannt seien. Einer der beiden sei festgenommen worden, als er das Land in Richtung Algerien habe verlassen wollen.  Diebe hatten vor gut einer Woche acht wertvolle Stücke im Schätzwert von 102 Millionen Dollar aus der Sammlung des Louvre gestohlen. Der Raub hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt, da die Täter während der Öffnungszeiten mit einem Kran in das obere Stockwerk gelangten und anschliessend mit Motorrädern flohen. Der Vorfall hatte in Frankreich eine Debatte über Sicherheitslücken ausgelöst und war teils als nationale Demütigung empfunden worden.

26.10.2025

Eine Woche nach dem Einbruch in den Pariser Louvre sitzen zwei Verdächtige in Untersuchungshaft. Doch führt der Fahndungserfolg zur Aufklärung des Verbrechens – und zur wertvollen Beute?

,

Keystone-SDA, Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Polizei hat zwei etwa 30-jährige Männer aus Seine-Saint-Denis festgenommen.
  • Sie sollen Teil einer vierköpfigen Bande sein, die für den Louvre-Raub verantwortlich gemacht werden.
  • Der spektakuläre Einbruch in den Louvre ereignete sich am Morgen des 19. Oktober 2025 in der «Galerie d’Apollon».

Eine Woche nach dem Einbruch in den Pariser Louvre haben die Ermittler einen ersten Fahndungserfolg vermeldet: Zwei Männer wurden festgenommen. Einer der Tatverdächtigen wurde am Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle aufgehalten, der zweite Verdächtige wurde in der Region Paris festgenommen, wie die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

Beide befinden sich demnach wegen bandenmässigen Diebstahls in Untersuchungshaft. Zu den Festnahmen kam es demnach am Samstagabend gegen 22.00 Uhr. Zwei weitere mutmassliche Komplizen sind weiterhin auf der Flucht.

Details zu den Verdächtigen

Nach Informationen des Senders BFMTV sollen die beiden Männer um die 30 und den Polizeibehörden bereits bekannt sein. Wie der Sender France Info berichtete, sollen die DNA-Spuren, die am Tatort gefunden wurden, direkt zu den Verdächtigen geführt haben. Laut «Paris Match» hatte der am Flughafen Festgenommene wohl die Absicht, nach Algerien zu fliegen. Die Staatsanwältin Beccuau bedauerte die vorschnelle Weitergabe von Informationen durch Dritte, die den Ermittlungen schadeten.

Bei dem Raubüberfall drangen die Täter über einen Lastenaufzug  in den Louvre ein. (19. Oktober 2025) 
Bei dem Raubüberfall drangen die Täter über einen Lastenaufzug  in den Louvre ein. (19. Oktober 2025) 
Bild: Keystone/EPA/Mohammed Badra

Bei dem Einbruch am Sonntag vor einer Woche hatten vier unbekannte Täter Schmuckstücke und Juwelen im geschätzten Wert von rund 88 Millionen Euro erbeutet. Die Diebe brachen zwei Vitrinen auf und nahmen acht kostbare Schmuckstücke früherer Königinnen und Kaiserinnen an sich – darunter mit Edelsteinen besetzte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen.

Innenminister warnt vor Export der Beute

Laut Polizei war der Überfall minuziös vorbereitet: Zwei kletterten mit einer Hubarbeitsbühne in die Galerie d'Apollon, während die anderen beiden die Flucht mit Rollern absicherten. Am Tatort hinterliessen sie diverse Gegenstände, darunter Helme, ein Schweissgerät, eine gelbe Warnweste und Trennscheiben, teilweise mit Benzin übergossen – und rund 150 DNA-Spuren.

Innenminister Laurent Nuñez würdigte auf der Plattform X die Arbeit der Ermittler – und versprach Entschlossenheit bei der weiteren Aufklärung. Die Beute werde leider häufig ins Ausland gebracht, zitierte «Libération» den Politiker. Er hoffe, dass dies hier nicht der Fall ist, er bleibe zuversichtlich. Experten befürchten, dass Diamanten und Edelsteine entfernt werden und das Gold eingeschmolzen wird.

Mögliche Hintermänner und Komplizenschaft

Könnten die beiden festgenommenen Verdächtigen nur Handlanger sein? Wer steckt wirklich hinter dem spektakulären Coup im Louvre – eine organisierte kriminelle Bande, wie Staatsanwaltschaft und Innenminister Laurent Nuñez vermuten? «Das sieht nach organisierter Kriminalität aus, wir werden sehen», sagte Nuñez der Zeitung «La Tribune Dimanche».

Gab es sogar Komplizenschaft innerhalb des Museums? Auch dieses Szenario schliessen die Ermittler nicht aus. Hinweise der englischsprachigen Zeitung «The Telegraph» legen nahe, dass ein Sicherheitsmitarbeiter vor dem Raub Kontakt zu den mutmasslichen Tätern hatte und möglicherweise aktiv Informationen weitergegeben hat. Von den Festgenommenen erhoffen sich die Ermittler auch hierzu neue Erkenntnisse.

Nur ein Bruchteil der gestohlenen Kunst kehrt jemals zurück

Experten schätzen die Rückführungsquote auf etwa acht Prozent aller gestohlenen Kunstobjekte. Ein Blick auf frühere Kunstraubfälle zeigt, dass ein Grossteil der Beute für immer verschwunden ging. Dazu gehört auch ein Bild des bedeutenden französischen Landschaftsmalers Jean-Baptiste Corot, das 1998 aus dem Louvre gestohlen wurde, sowie fünf Werke von Picasso, Matisse, Braque, Modigliani und Léger aus dem Pariser Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris.

Einer der wohl spektakulärsten Einbrüche fand 1990 im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston statt. 13 Werke im Wert von 500 Millionen Dollar (Rembrandt, Vermeer etc.) wurden dort entwendet – und nie wieder gefunden - trotz der vom FBI ausgesetzten Belohnung von 10 Millionen Dollar. Seitdem hängen dort leere Rahmen.

Der spektakuläre Einbruch im Louvre hatte auch eine Debatte über die Sicherheitsvorkehrungen im Museum ausgelöst. Der Louvre gilt als das meistbesuchte Museum der Welt. Dort ist auch Leonardo da Vincis weltberühmte Mona Lisa ausgestellt. Das Museum ist seit Mittwoch wieder fürs Publikum geöffnet – mit Ausnahme der Galerie d’Apollon, wo sich der Diebstahl ereignet hatte.