Zehn Tage vor der Wahl Attentäter erschiesst Präsidentschaftskandidat in Ecuador

AP/dpa

10.8.2023 - 07:20

Ecuador: Präsidentschaftskandidat bei Wahlkampfveranstaltung getötet

Ecuador: Präsidentschaftskandidat bei Wahlkampfveranstaltung getötet

STORY: Der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio ist bei einer Wahlkampfveranstaltung getötet worden. Präsident Guillermo Lasso schrieb am Mittwoch auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter, dass er das organisierte Verbrechen dafür verantwortlich mache und die Täter das ganze Gewicht des Gesetzes spüren werden. Auch der Tatverdächtige sei tot. Die Generalstaatsanwaltschaft teilte mit: Ein Verdächtiger, der bei der Schiesserei mit den Sicherheitskräften verletzt wurde, wurde festgenommen und schwer verletzt zur Generalstaatsanwaltschaft in Quito gebracht. Eine Ambulanz bestätigte den Tod. Die Polizei sei dabei, die Leiche zu bergen. Laut Meinungsumfragen lag Villavicencio mit 7,5 Prozent der Stimmen an fünfter Stelle der acht Präsidentschaftskandidaten für die Wahl am 20. August. Er war angetreten, um Korruption und Steuerhinterziehung zu bekämpfen.

10.08.2023

Der Präsidentschaftsbewerber Fernando Villavicencio will gerade eine Kundgebung verlassen, als Schüsse fallen. Der Politiker stirbt, es gibt Verletzte, der mutmassliche Schütze ist tot. 

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  • Der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio ist am Rande einer Kundgebung in der Hauptstadt Quito erschossen worden.
  • Der 59-Jährige war einer von acht Bewerbern für die am 20. August geplanten Präsidentschaftswahl.
  • Villavicencio hat sich besonders kritisch gegen Korruption geäussert.
  • Gemäss Behörden seien bei dem Attentat mindestens neun weitere Menschen ums Leben gekommen.
  • Die Bluttat überschattet die Schlussphase des Wahlkampfs – und lenkt den Blick auf die wachsende Kriminalität in Ecuador.

Gut zehn Tage vor der vorgezogenen Präsidentschaftswahl in Ecuador ist der Kandidat Fernando Villavicencio am Rande einer Kundgebung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Dies bestätigte Staatschef Guillermo Lasso, der das organisierte Verbrechen hinter dem Attentat vom Mittwoch vermutete. Nach Behördenangaben wurden mindestens neun weitere Menschen durch die Schüsse verletzt, darunter Polizeibeamte und ein anderer Kandidat. Das Büro der Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, dass ein Tatverdächtiger nach seiner Festnahme seinen Verletzungen erlegen sei. Details zum Tod des mutmasslichen Schützen wurden zunächst aber nicht genannt.

Villavicencio wurde 59 Jahre alt. Er war einer von acht Bewerbern für die für 20. August geplante Wahl ums höchste Staatsamt, gehörte aber nicht zu den Favoriten. Gleichwohl hatte sich der Kandidat der Bewegung «Ecuador Aufbauen» als besonders kritische Stimme gegen Korruption hervorgetan, vor allem was Missstände in der Amtszeit des früheren Präsidenten Rafael Correa von 2007 bis 2017 anbelangte. Villavicencio reichte zahlreiche Klagen gegen hochrangige Mitglieder der Regierung von Correa ein, auch gegen den damaligen Staatschef selbst.

Auf Videoaufnahmen von Villavicensios Auftritt bei der Kundgebung, die im Netz kursierten, war zu sehen, wie er die Veranstaltung in Begleitung von Wachpersonal verlässt. Als er in einen Kleinlaster steigen will, fallen Schüsse. Rund um den Wagen kommt es zum Tumult, Schreie sind zu hören. Die Echtheit der Szenen bestätigte Villavicencios Wahlkampfberater Patricio Zuquilanda später der Nachrichtenagentur AP.

Villavicencio habe vor dem Attentat mindestens drei Todesdrohungen erhalten, ergänzte Zuquilanda. Der Kandidat habe dies den Behörden gemeldet, was eine Festnahme zur Folge gehabt habe. Zuquilanda rief internationale Institutionen auf, etwas gegen die wachsende Gewalt in seinem Land zu unternehmen. «Das ecuadorianische Volk weint und Ecuador ist tödlich getroffen», klagte er. «Politik darf nicht zum Tod von irgendeinem Mitglied der Gesellschaft führen.»

Gewalt hat im letzten Jahr zugenommen

Die Gewalt in Ecuador hat im vergangenen Jahr stark zugenommen, was Beobachter zum Teil auf vermehrten Drogenschmuggel zurückführen. Die Zahl der Morde ist gestiegen, Gangs werben verstärkt Kinder an. Vor seiner Ermordung soll Villavicencio von Anführern des mexikanischen Sinaloa-Kartells bedroht worden sein – eine der internationalen Gruppen des organisierten Verbrechens, die nun in Ecuador aktiv sind. Edison Romo, ein früherer Oberst des Militärgeheimdiensts, erklärte, dass Villavicencio mit seinem Einsatz gegen Korruption zur Bedrohung für die Banden geworden sei.

Präsident Lasso erklärte, dass das «organisierte Verbrechen zu weit gegangen» sei. Sie würden «die volle Härte des Gesetzes zu spüren» bekommen, bekräftigte er mit Blick auf die Drahtzieher hinter dem mutmasslichen Attentat auf Villavicencio. Das Verbrechen werde nicht ungesühnt bleiben, versicherte er. Die Behörden sprachen von einem Terrorakt und versprachen ebenfalls, die Bluttat aufzuklären.

Andere Präsidentschaftskandidaten zeigten sich erschüttert über die Tötung Villavicencios und riefen die Regierung zum Handeln auf. «Wenn sie uns anrühren, dann rühren sie uns alle an», erklärte die in den Umfragen führende Linkspolitikerin Luisa González von der Partei Revolución Ciudadana (Bürgerrevolution). Der Kandidat und frühere Vizepräsident Otto Sonnenholzner erklärte: «Wir sterben, ertrinken in einem See aus Tränen und wir haben es nicht verdient, so zu leben. Wir verlangen, dass ihr etwas unternehmt.»

Villavicencio war verheiratet und hinterlässt fünf Kinder.

AP/dpa