Rechtspopulist Simion unterliegt Proeuropäer Nicusor Dan gewinnt Präsidentenwahl in Rumänien

SDA

19.5.2025 - 04:46

Der rumänische Präsidentschaftskandidat Nicusor Dan spricht nach Schliessung der Wahllokale in Bukarest.
Der rumänische Präsidentschaftskandidat Nicusor Dan spricht nach Schliessung der Wahllokale in Bukarest.
Bild: Keystone/Keystone/AP/Andreea Alexandru

Es war eine Richtungswahl. Nun können die Proeuropäer in Rumänien aufatmen – und die EU gleich mit. Der Rechtspopulist Simion unterlag. Er hatte einen Kremlfreund zum Regierungschef machen wollen.

Keystone-SDA

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  • Der Bürgermeister von Bukarest Nicusor Dan wird neuer Staatspräsident Rumäniens.
  • Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt er weit vor dem Rechtspopulisten Simion.
  • Der unterlegene Rechtspopulist Simion hatte sich weit vor dem Ende der Auszählung und entgegen der Prognosen zum Sieger erklärt.

Der proeuropäische Politiker Nicusor Dan wird neuer Staatspräsident Rumäniens. Nach Auszählung der Stimmen in knapp 99 Prozent der Wahllokale lag er uneinholbar vor dem Rechtspopulisten George Simion, wie aus Angaben der Wahlbehörde in Bukarest hervorging.

Der Liberalkonservative liegt dem aktuellen Auszählungsstand nach bei rund 54,1 Prozent, Simion bei rund 45,9 Prozent.

«Wir leben in einer Zeit der Hoffnung. Aber bitte haben Sie Geduld für die kommende Zeit. Es wird eine schwierige Zeit sein, die notwendig ist, um die Wirtschaft, diese Wirtschaft, ins Gleichgewicht zu bringen, um die Grundlagen für eine gesunde Gesellschaft zu schaffen. Bitte haben Sie dafür Geduld», sagte Dan am Wahlabend. «Lassen Sie uns den heutigen Abend und den morgigen Tag gemeinsam geniessen und mit dem Wiederaufbau Rumäniens beginnen», fügte er hinzu.

Simion erklärte sich ebenfalls zum Sieger – entgegen der Zahlen

Der unterlegene Rechtspopulist Simion hatte sich weit vor dem Ende der Auszählung und entgegen der Prognosen zum Sieger erklärt. «Wir sind die klaren Gewinner dieser Wahl. Wir beanspruchen diesen Sieg im Namen des rumänischen Volkes», sagte Simion vor laufenden TV-Kameras vor seinen Anhängern in Bukarest.

Bereits vor den Wahlen hatte Simion den Behörden Versuche des Wahlbetrugs unterstellt, ohne Beweise vorzulegen. Das Nachrichtenportal «g4media.ro» berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen bei Simions Partei AUR, dass dort Pläne zur Anfechtung der Wahl im Gange seien, sollte ihr Kandidat offiziell zum Verlierer erklärt werden.

Simion wollte Kremlfreund Georgescu zum Ministerpräsidenten ernennen

Simion bekräftigte am Wahlabend, dass er den Kremlfreund Calin Georgescu als neuen Ministerpräsidenten durchsetzen wolle. Georgescu war im November 2024 bei der später annullierten Präsidentenwahl auf Platz eins gekommen. Das Verfassungsgericht hatte diese Wahl wegen regelwidriger Wahlkampfmethoden und intransparenter Finanzierung annulliert und eine neue Kandidatur Georgescus verboten. Simion berief sich in seinem Wahlkampf auf seine guten Beziehungen zum nach wie vor in Rumänien beliebten Georgescu.

Rumänen stimmen über neuen Präsidenten ab

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STORY: Zuletzt war er in den Umfragen führend: der bisherige Ministerpräsident von der sozialdemokratischen PSD am Sonntag bei der Stimmabgabe in Bukarest. Er bewirbt sich in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Rumänien um das Amt und warb für sich selbst. O-Ton Marcel Ciolacu (PSD), Präsidentschaftskandidat / Ministerpräsident: «Ich habe für so viele Siege der Rumänen wie möglich gestimmt, wie zum Beispiel für den letzten Sieg vor einigen Tagen, den vollständigen Beitritt zum Schengen-Raum. Ich habe für Stabilität, für soziale Ausgewogenheit und Gerechtigkeit und nicht zuletzt für Frieden gestimmt. Wir alle wollen ein besseres Leben und wir alle wollen so sein, wie wir Rumänen sind. Und ich bin optimistisch, dass es nach dieser Wahlkampagne so sein wird.» Beobachter rechnen mit einer Stichwahl am 8. Dezember zwischen ihm und dem Rechtspopulisten George Simion von der euroskeptischen Partei AUR. Seine Siegchancen basieren auch auf der Sorge vieler Rumänen mit Blick auf die Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Der 38-jährige Simion ist der jüngste Kandidat und gilt als Bewunderer des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Er strebt eine Wiedervereinigung Rumäniens mit seinen Gebieten vor dem Zweiten Weltkrieg an, die heute unter anderem in der Republik Moldau und der Ukraine liegen. Aus diesem Grund besteht für ihn in beide Länder ein Einreiseverbot. Simion spricht sich zudem gegen weitere Militärhilfen für Kiew aus, bezeichnet aber zugleich den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Kriegsverbrecher. Rumänien ist Mitglied in EU und Nato. Abgelöst wird der scheidende Präsident Klaus Iohannis, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf. Er galt als treuer Verbündeter der Ukraine. Zwischen den Wahlgängen zur Präsidentschaft sind die Rumänen Anfang Dezember auch aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen.

25.11.2024