Wahl in SchwedenKnappes Rennen zwischen politischen Blöcken
dpa
11.9.2022 - 20:21
Die regierenden Sozialdemokraten bleiben stärkste Kraft, aber die rechtspopulistischen Schwedendemokraten erreichen das beste Ergebnis ihrer Geschichte.
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11.09.2022, 20:21
11.09.2022, 21:25
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Bei der Parlamentswahl in Schweden sind die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson nach einer ersten Prognose stärkste Kraft geworden. Nach Schließung der Wahllokale um 20 Uhr kam die Regierungspartei in der Prognose des schwedischen Rundfunks auf 29,3 Prozent. Zweitstärkste Kraft wurden demnach erstmals die rechtspopulistischen Schwedendemokraten mit 20,5 Prozent. Hauchdünn war das Rennen darum, welcher der beiden großen politischen Blöcke eine Mehrheit im Reichstag in Stockholm erobern würde. In der Prognose von SVT lag das linke Lager um Andersson mit 176 Mandaten knapp vor dem konservativen Lager mit 173 Sitzen.
Bestätigt sich die Prognose durch die Auszählung der Stimmen, hätte Andersson gute Chancen, Ministerpräsidentin zu bleiben. Von den acht angetretenen Parteien gehören vier dem linken Block an und vier dem konservativen, in dem die Schwedendemokraten nun erstmals größte Einzelpartei sind. Das Ergebnis vom Sonntag war für sie das beste Ergebnis ihrer Parteigeschichte. 2018 waren sie auf 13 Prozent gekommen.
Rechtspopulisten legen seit 2010 stetig zu
Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten waren für viele Wähler lange inakzeptabel und wurden von den anderen Parteien geschnitten. Sie haben jedoch seit 2010 bei jeder Wahl zugelegt und arbeiten eifrig an einem neuen, bürgerlicheren Image. Sie haben sich unter anderem mit Kritik an der Einwanderungspolitik und der Kriminalität in Stadtvierteln profiliert, in den vor allem Menschen mit Migrationshintergrund leben.
Die 55-jährige Andersson wurde erst im vergangenen Jahr als erste Frau schwedische Ministerpräsidentin. Sie erfreut sich hoher Zustimmungsraten und galt als Zugpferd ihrer Partei. Der Soziologe Zeth Isaksson führte dies auf Anderssons Verhandlungen zum Nato-Beitritt Schwedens und ihre lange Erfahrung als Finanzministerin zurück. Viele Wähler machten sie jedoch auch für hohe Steuern verantwortlich und verwiesen darauf, dass die Sozialdemokraten bereits seit acht Jahren regieren.