Wahl in NiederlandenRechtspopulist Wilders und Linksliberaler Jetten gleichauf
dpa
30.10.2025 - 05:44
Die Partei des Rechtspopulisten Geert Wilders muss bei der Parlamentswahl in den Niederlanden nach neuesten Hochrechnungen starke Verluste hinnehmen.
Bild:Charles M Vella/SOPA Images via ZUMA Press Wire
Die Linksliberalen haben in der jüngsten Hochrechnung ihren Vorsprung vor der Rechtspartei von Geert Wilders eingebüsst. Dennoch gelten sie bereits jetzt als Gewinner.
,
DPA, Redaktion blue News
30.10.2025, 05:44
30.10.2025, 06:29
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Rechtspopulist Geert Wilders muss laut einer ersten Wahlprognose in den Niederlanden Verluste hinnehmen.
Die erste Prognose sieht stattdessen die linksliberalen Demokraten 66 als Sieger, wie das niederländische Fernsehen nach Schliessung der Wahllokale meldete.
Jedoch liegen beide Parteien sehr dicht beieinander, so dass sich das Ergebnis noch ändern könne.
Die Partei des radikal-rechten Populisten Geert Wilders und die linksliberale D66 liefern sich bei der Parlamentswahl in den Niederlanden ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach der neuesten, am frühen Morgen veröffentlichten Hochrechnung, die auf Auszählung von rund 90 Prozent der Stimmen beruht, hat Wilders Partei aufgeholt und liegt nun mit D66 gleichauf. Beide Parteien könnten demnach je auf 26 der 150 Sitze im Parlament kommen. Das vorläufige Endergebnis wird im Laufe des Tages erwartet.
Die Hochrechnung des Wahldienstes der niederländischen Nachrichtenagentur ANP weicht leicht von der ersten Hochrechnung und den früheren Prognosen ab. Diese hatten die D66 von Spitzenkandidat Rob Jetten zwei Sitze vor Wilders gesehen.
Wilders hat im Vergleich zu 2023 deutlich verloren
Für Wilders ist das Ergebnis dennoch ein deutlicher Verlust gegenüber der Parlamentswahl von vor zwei Jahren: Damals hatte seine Partei für die Freiheit 37 Sitze verbucht.
Die linksliberale D66 gilt dagegen bereits jetzt als grosser Gewinnerin der Wahl mit einem Plus von 17 Mandaten im Vergleich zur Parlamentswahl von 2023. Ihrem Spitzenkandidaten, dem 38 Jahre alten Rob Jetten, werden auch die besten Chancen eingeräumt, eine Koalition zu bilden. Denn alle grossen Parteien haben eine Zusammenarbeit mit Wilders ausgeschlossen.
Timmermans zieht sofort persönliche Konsequenzen
Wilders wurde am Wahlabend von Reportern gefragt, ob er es im Nachhinein als Fehler betrachte, dass er die Regierung schon nach weniger als einem Jahr wieder verlassen habe. Der 62-Jährige erwiderte darauf, er habe mit dieser Entscheidung «Rückgrat bewiesen», weil seine drei Koalitionspartner die Vereinbarungen zur Asylpolitik nicht umgesetzt hätten.
Nach der jüngsten Hochrechnung kann die rechtsliberale heutige Regierungspartei VVD mit 22 Sitzen im Parlament rechnen. Das rotgrüne Bündnis GroenLinks-PvdA bekommt demnach 20 Mandate. Dahinter folgen die Christdemokraten mit 18. Insgesamt könnten 15 Parteien in das Parlament in Den Haag einziehen - in den Niederlanden gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde.
Der Spitzenkandidat von GroenLinks-PvdA, Frans Timmermans, kündigte schon kurz nach Veröffentlichung der ersten Prognose seinen Rücktritt an. «Ich nehme heute Abend meinen Abschied als euer Parteichef», sagte er vor Anhängern in Rotterdam. «Es ist mir nicht gelungen, genug Menschen davon zu überzeugen, uns ihre Stimme zu geben.» Darum wolle er die Parteiführung an einen Jüngeren abgeben, sagte der 64-jährige. Timmermans war vor zwei Jahren aus Brüssel nach Den Haag gekommen in der Hoffnung, Ministerpräsident zu werden. In Brüssel war er Vizepräsident der EU-Kommission gewesen.
Nach nur einem Jahr liess Wilders die Koalition platzen
Die Wahl in den Niederlanden war nach dem vorzeitigen Aus der vorigen Regierung im Juni dieses Jahres nötig geworden. Diese Regierung aus vier Parteien galt als die am weitesten rechts stehende der niederländischen Geschichte. Stärkster der vier Koalitionspartner war die Partei für die Freiheit (PVV) von Wilders. Dieser wurde jedoch nicht selbst Ministerpräsident. Diese Position bekleidete der parteilose frühere Spitzenbeamte Dick Schoof. Nach weniger als einem Jahr zog sich Wilders mit seiner Partei aber schon wieder aus der Regierung zurück, sodass vorgezogene Neuwahlen fällig waren.
Geert Wilders gab sich in einer ersten Stellungnahme trotz Einbussungen kämpferisch.
Bild: dpa
Nach weniger als einem Jahr zog sich Wilders mit seiner Partei aber schon wieder aus der Regierung zurück. Seine Begründung dafür war, die anderen drei Koalitionspartner trügen die Umsetzung einer harten Anti-Migrations-Politik nicht mit.
Dieses Mal lehnen alle grossen Parteien eine Zusammenarbeit mit Wilders ab. Deshalb scheint es ausgeschlossen, dass seine Partei erneut mitregieren wird. Wer stattdessen die neue Regierung anführen wird, ist noch ungewiss, aber grundsätzlich hat der Spitzenkandidaten der stärksten Partei die besten Aussichten. Das wäre der 38 Jahre alte Rob Jetten von D66.
Parlamentswahl in den Niederlanden
STORY: Bei der Parlamentswahl in den Niederlanden haben die Wähler am Mittwoch die Wahl zwischen einem Rechtsruck unter dem Populisten Geert Wilders und einer Rückkehr zur politischen Mitte. Jüngsten Umfragen zufolge liegt die Freiheitspartei (PVV) von Wilders praktisch gleichauf mit ihren Konkurrenten aus der rechten und linken Mitte. Wilders hatte seine Partei bei der Wahl 2023 zu einem überraschenden Sieg geführt. Die von ihm gebildete Rechts-Koalition brachte er jedoch im Juni selbst zu Fall, weil sich seine Partner weigerten, seine harte Haltung in der Flüchtlingspolitik mitzutragen. Die vier etablierten Parteien, darunter die rechtsliberale VVD und die Christdemokraten, haben eine Koalition mit Wilders ausgeschlossen. Die Wahllokale schliessen um 21.00 Uhr. Dann werden auch die ersten Prognosen erwartet. Die Regierungsbildung in den Niederlanden gilt als schwierig und kann Wochen oder Monate dauern. Die Wahl gilt als wichtiger Test dafür, ob der Vormarsch populistischer Parteien in Europa anhält.