Nach nur zwei Stunden ist der erste Prozesstag gegen den österreichischen Investor René Benko beendet worden. Das Verfahren werde am Mittwoch wie geplant fortgesetzt, entschied die Richterin am Landgericht Innsbruck.
Grund für die Entscheidung war der Umstand, dass sich Benko nicht ausführlich zu den Vorwürfen äussern wollte. Die Befragung von Zeugen war erst für Mittwoch vorgesehen. Zuvor hatte sich Benko zu den beiden Anklagepunkten als «nicht schuldig» bekannt.
Bis zu zehn Jahre Haft
Laut Anklage hat der 48-Jährige versucht, seine Gläubiger zu schädigen. So habe er kurz vor der Insolvenz seines Immobilien- und Handelsimperiums Signa einen nicht vertretbaren Miet- und Betriebskostenvorschuss für vier Jahre in Höhe von etwa 360'000 Euro (rund 335'000 Franken) für ein Anwesen bezahlt. Ausserdem habe er 300'000 Euro (rund 278'000 Franken) an seine Mutter überwiesen.
Die Verteidigung wies unter anderem darauf hin, dass das Mietrecht einen Wert habe, zumal der Vorschuss rückzahlungsfähig gewesen sei. Der Strafrahmen reicht bis zu zehn Jahren Haft. In dem Verfahren geht es um Konkursvergehen, Benko soll während des Insolvenzverfahrens Vermögenswerte beiseitegeschafft haben.
Rasanter Aufstieg, steiler Abstieg
Benko hatte mit dem Kauf von Immobilien ein Millionen-Vermögen angehäuft. Dem rasanten Aufstieg folgte aber ein ebenso steiler Abstieg. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und weitere Probleme führten den Handels- und Immobilienkonzern in die Insolvenz. Benko stellte im vergangenen Jahr einen Antrag auf Privatinsolvenz.
Die Geschäftspraktiken des Österreichers beschäftigen nun die Ermittlungsbehörden. Die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt insgesamt in über einem Dutzend Sachverhalten gegen Benko und weitere Geschäftsleute und Organisationen in dessen Umfeld. Dabei geht unter anderem um Betrug, Untreue und verschiedene Korruptionsdelikte.
In dem gesamten Ermittlungskomplex geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft um bedeutend mehr Geld. Die Behörde beziffert den Gesamtschaden auf bislang rund 300 Millionen Euro (rund 278 Millionen Franken). Im Visier der Ermittler sind neben Benko rund ein Dutzend Beschuldigte sowie zwei Verbände. Weitere Prozesse dürften folgen, dem Tiroler drohen viele Jahre Haft.
Prozess gegen Signa-Gründer Benko hat begonnen
STORY: Am Landesgericht Innsbruck hat am Dienstag der erste Insolvenz-Prozess gegen den früheren Immobilien-Tycoon und Signa-Gründer Rene Benko begonnen. Laut Anklage soll der 48-Jährige im Zuge seiner Insolvenz als Einzelunternehmer Vermögen beiseitegeschafft und so Gläubiger geschädigt haben. Benko weist die Vorwürfe zurück. Es ist der erste öffentliche Auftritt Benkos, der im Januar festgenommen wurde und sich seither in Untersuchungshaft befindet. Er wurde unter grossem Medieninteresse in den Gerichtssaal geführt und äusserte sich vor Prozessbeginn nicht. Dem Gericht zufolge sind rund 70 Journalisten aus dem In- und Ausland akkreditiert. Für den ersten Verhandlungstag sind die Eröffnungsplädoyers von Anklage und Verteidigung sowie die Befragung Benkos geplant. Am Mittwoch sollen Zeugen vernommen werden. Sofern keine weiteren Beweisanträge gestellt werden, könnte es dem Gericht zufolge am Mittwoch ein Urteil geben. Der Prozess in Innsbruck gilt als Auftakt der juristischen Aufarbeitung der Signa-Insolvenz. Die Pleite des Immobilien- und Handelskonzerns ist die grösste in der österreichischen Nachkriegsgeschichte. In dem aktuellen Verfahren geht es jedoch nur um einen kleinen Teil der Vorwürfe. Im Fall einer Verurteilung drohen Benko ein bis zehn Jahre Haft. Die Entscheidung über eine Fortdauer der Untersuchungshaft hängt nicht unmittelbar vom Ausgang des Prozesses ab. Benko stieg vom Schulabbrecher zum Milliardär auf. Er baute mit Hilfe prominenter Investoren eines der grössten Immobilienimperien in Europa auf. Zu den prestigeträchtigen Objekten zählten der Hamburger Elbtower, die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe oder das Chrysler Building in New York.