«Sie müssen uns fürchten»Putins Propaganda fordert wegen Trumps Sanktionen den Einsatz von taktischen Atomwaffen
Philipp Dahm
24.10.2025
Putin zeigt sich gelassen – US-Sanktionen schädigen Wirtschaft nicht
STORY: Der russische Präsident Wladimir Putin zeigt sich gelassen angesichts neuer US-Sanktionen. Die Massnahmen würden zwar «gewisse Konsequenzen haben, aber das wirtschaftliche Wohlergehen in Russland nicht wesentlich beeinträchtigen», erklärte der Präsident am Donnerstag. Der russische Energiesektor sei zuversichtlich. Putin warnte zudem, eine Störung des Gleichgewichts auf den globalen Energiemärkten könne zu einem Preisanstieg führen. Dies wäre für Länder wie die USA unangenehm, insbesondere mit Blick auf die dortige innenpolitische Lage. Der angedachte Gipfel in Budapest sei von Donald Trump vorgeschlagen worden. «Der US-Präsident hat beschlossen, dieses Treffen abzusagen oder zu verschieben. Wahrscheinlich eher eine Verschiebung. Was sollen wir dazu sagen? Dialog ist immer besser als Konfrontation und vor allem besser als Krieg. Deshalb haben wir den fortgesetzten Dialog immer unterstützt und tun dies auch weiterhin.» US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch erstmals in seiner zweiten Amtszeit wegen des Ukraine-Kriegs Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Lukoil und Rosneft verhängt. Putin drohte auch mit massiver Vergeltung, sollte es zum Einsatz von Langstreckenwaffen gegen Ziele weit im russischen Hinterland kommen. Er reagierte damit auf einen Bericht des «Wall Street Journal», demzufolge die US-Regierung eine wichtige Beschränkung für den Einsatz einiger von westlichen Verbündeten gelieferter Langstreckenraketen durch die Ukraine aufgehoben hat.
24.10.2025
Wladimir Putin nennt die neuen US-Sanktionen gegen Russland einen «unfreundlichen Akt». Wladimir Solowjow geht noch weiter: Der bekannte TV- und Radio-Moderator fordert das Einfrieren der Diplomatie mit den USA – und den Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine.
Donald Trump hat Sanktionen gegen die russischen Öl-Riesen Rosneft und Lukoil erlassen: Sein Amtskollege Wladimir Putin wertet das als «unfreundlichen Akt», der «die russische-amerikanischen Beziehungen, die gerade erst angefangen haben, sich zu erholen, nicht stärken» werde.
Gleichzeitig spielt der Kreml-Chef die Bedeutung der Sanktionen herunter: «Sie sind natürlich ernst für uns, das ist klar. Und sie werden gewisse Konsequenzen haben, aber sie werden unser wirtschaftliches Wohlergehen nicht wesentlich beeinträchtigen», sagt er gestern in Moskau.
Putin gibt sich gesprächsbereit: «Dialog ist immer besser als Konfrontation oder Streitigkeiten – vor allem Krieg. Wir haben uns immer für die Fortsetzung des Dialogs eingesetzt», behauptet der 73-Jährige. Sollte sein Land aber mit Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk angegriffen werden, werde die Reaktion «sehr stark, wenn nicht überwältigend» ausfallen.
US-Finanzminister übel beschimpft
Das tönt dramatisch, aber das hört sich auch bekannt an: Drohungen sind Moskaus Schema F. Hier ein Video, das blue News im Februar 2023 gemacht hat. Fazit: Russlands Tenor bei angeblichen roten Linien ist immer derselbe.
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Die russische Propaganda ist von Donald Trumps Kurswechsel schwer enttäuscht. «Der Geist von Anchorage ist verpufft», klagt Wladimir Solowjow mit Blick auf den Alaska-Gipfel Mitte August in seiner Radio-Show «Vollkontakt».
Der 62-Jährige spielt Zitate von US-Finanzminister Scott Bessent, der als «Homosexueller» vorgestellt wird und «Russland hasst». Der Amerikaner erzählt, dass Trump enttäuscht sei, weil es bei den Bemühungen um einen Frieden nicht vorwärtsgehe. «Wer ist Bessent, dass er irgendwas zu dem Thema ankündigen darf?», ärgert sich Solowjow.
Als sich Donald Trump und Wladimir Putin im Juli 2018 in Helsinki getroffen haben, war die Welt noch in Ordnung.
KEYSTONE
Bessent sei bloss Trumps «Promenadenmischung», die für ihren «knurrigen Charakter» und als «passiver Päderast» bekannt sei, echauffiert sich der Moderator. Nun habe Trump die Sanktionen erlassen, die gelten sollen, bis Moskau einer Waffenruhe zustimmt.
Solowjow fordert Einsatz von Atomwaffen
«Wer sind sie, dass sie sowas von uns fordern?», fragt Solowjew voll Verachtung. Jetzt ist die Konversation eine völlig andere. Punkt.» Die USA hätten mit aller Macht zugeschlagen. «Nicht mit militärischer Macht, denn in dieser Hinsicht übertreffen sie uns überhaupt nicht. Es ist ihre ökonomische Macht.»
Nun plädiert Solowjow für eine «scharfe Eskalation»: «Trump hat sich die Meinung gebildet, dass er Druck auf uns ausüben kann und nichts getan wird, um darauf zu antworten. Meiner Meinung nach sollten wir uns von angekündigten Manövern zur unangekündigten Nutzung von taktischen Nuklearwaffen verlegen.»
Diese sollten gegen Ziele eingesetzt werden, die das Militär vorgebe und den Kurs des Krieges «radikal ändern» würden. Die diplomatischen Beziehungen zu den USA sollten eingefroren und der Botschafter abberufen werden.
«Sie müssen uns fürchten»
Es sei nicht an Trump, darüber zu entscheiden, ob es einen bilateralen Gipfel gebe. «So kann man keine Beziehungen aufbauen», schnaubt Solowjew. «Wir haben kein Interesse an neurotischer, hysterischer US-Politik. Deshalb sollten wir alle benötigten Waffen liefern, die Venezuela, die Volksrepublik Korea und der Iran brauchen könnten.»
Die US-Sanktionen seien «hochgradig unangebracht»: «Es wurde mangelnder Respekt gegenüber unserem Präsidenten demonstriert.» Trump sei nicht «der Präsident der Welt»: Russland müsse nun an der Front «weiter verschiedene Arten von Waffen mit einem anderen Level von Kraft und Schonungslosigkeit einsetzen».
Solowjew ist wütend: «Wir müssen etwa tun. Wir sollten etwa tun, und das mit aller Ernsthaftigkeit. Das ist es! Punkt. Die [brüderliche Romanze] ist vorbei. Die Zeit für Witze ist vorbei. Sie müssen uns fürchten und dürfen nicht denken, dass wir gewisse Linien nicht überschreiten. Deshalb schickt den Truppen bitte ein paar taktische Nuklearwaffen.»
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