Seltenes Interview Putins Tochter sagt, Russland achte menschliches Leben

phi

12.1.2024

Als gäbe es die Menschenrechtsverletzungen in Russland und in der Ukraine nicht: Wladimir Putins älteste Tochter Marija Woronzowa sagt in einem Interview, dass in Russland der Mensch im Mittelpunkt stehe.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Wladimir Putins älteste Tochter Marija Woronzowa hat ein seltenes Interview gegeben.
  • Die 38-Jährige gibt darin vor, Russland sei ein «Menschen-zentriertes Land», das das Leben achte.
  • Für das ukrainische Nachbarland sind solche Aussagen reiner Hohn.
  • Woronzowa präsentiert sich im Interview als kulturliebende Bildungsbürgerin.

Marija Woronzowa ist die älteste Tochter von Wladimir Putin. Die 38-Jährige meidet normalerweise das Rampenlicht, doch am 16. Dezember gibt die Endokrinologin von der Lomonossow-Universität Moskau ein Interview, das nun für Aufsehen sorgt.

Marija Woronzowa im Interview.
Marija Woronzowa im Interview.
Screenshot: YouTube/ПРОМОМЕД Россия

Der Grund: Woronzowa zeichnet in dem Gespräch ein Bild von Russland, das so ganz anders als jenes ist, das zum Beispiel Ukrainerinnen und Ukrainer haben dürften. «Wir sind eine Gesellschaft, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, und für uns ist der höchste Wert immer das menschliche Leben», behauptet sie. «Russland ist ein menschenzentriertes Land.»

Das passt so gar nicht zu Putins Reich, in dem Russen aus Fenstern stürzen, das seine Soldaten in der Ukraine verheizt und das die ukrainische Zivilgesellschaft mit Bomben und Raketen in die Knie zwingen will. Ganz zu schweigen von ukrainischen Kindern, die entführt werden, und Getreide-Frachtern, die das Schwarze Meer nicht mehr verlassen können.

Sie liebt «Gemälde, Museen, Theater, Musik»

Während einige ihrer Landsleute den Gürtel wegen des Krieges enger schnallen müssen, geniesst Woronzowa offenbar das Leben. Etwa beim Surfen oder Skifahren: Sie widme sich «mindestens ein paar Stunden pro Woche einem gesunden Lebensstil, dem Sport». Inspiriert werde sie von allem, «was schön ist: Gemälde, Museen, Theater, Musik.»

Woronzowa gibt sich als Bildungsbürgerin: «Ich lese sogar in meiner Freizeit wissenschaftliche oder medizinische Literatur.» In dem Interview diskutiert sie auch über den globalen medizinischen Fortschritt. Dass sie Putins Tochter ist, wird dabei übrigens nicht erwähnt.

Während das 42-minütige Gespräch auf Youtube knapp 5800-mal angeklickt worden ist, soll es im russischen sozialen Netzwerk Vkontakte fast 225'000 Aufrufe haben, berichtet die «Moscow Times» unter Verweis auf die investigative News-Website «Agentstvo».

Wer ist Marija Woronzowa?

Geführt wird das Interview von Medtech.Mocsow, einer gemeinnützigen Organisation, die zum Moskauer Bürgermeisteramt gehört. Ihr CEO Vyacheslav Shulenin befragt die Putin-Tochter, der sich zwischen 2013 und 2017 bis zum stellvertretenden Stabschef des Moskauer Bürgermeisters hochgearbeitet hat.

Seit dem Krieg in der Ukraine stehen Putins Töchter Marija Woronzowa und Katerina Tichonowa auf den Sanktionslisten des Westens. Ukrainischen Angaben zufolge verdienen die beiden zusammen über 1,2 Milliarden Rubel jährlich, was 11,6 Millionen Franken entspricht.

Woronzowa im Oktober 2021 beim «Russia Eurasian Women's Forum» in St. Petersburg.
Woronzowa im Oktober 2021 beim «Russia Eurasian Women's Forum» in St. Petersburg.
IMAGO/SNA

Als Endokrinologin erforscht Woronzowa Drüsen und Hormone: Sie publiziert auch heute noch regelmässig Arbeiten beim Basler Verlag MDPI. Sie ist das Kind von Putin und seiner 66-jährigen Ex-Frau: Ljudmila Putina brachte Marija 1985 in Leningrad alias St. Petersburg zur Welt. Ein Jahr später folgte Schwester Katerina, die in Dresden geboren wurde. Die Eltern liessen sich 2014 scheiden.