Russische Raketen haben in der Nacht auf den 22. März 2024 das Wasserkraftwerk DniproHES getroffen, das bei Saporischschja den Dnipro staut.
Der Damm verbindet die beiden Ufer mit einer Strasse: Im Vordergrund ist ein brennender Bis zu sehen.
Die Gefahr eines Dammbruchs besteht laut den Behörden nicht.
Zerstörte Häuser in Saporischschja: In der Stadt soll mindestens ein Mensch getötet worden sin.
In Chmelnyzkyj sollen zwei Personen gestorben sein.
Raketen-Grossangriff auf die ukrainische Energie-Infrastruktur
Russische Raketen haben in der Nacht auf den 22. März 2024 das Wasserkraftwerk DniproHES getroffen, das bei Saporischschja den Dnipro staut.
Der Damm verbindet die beiden Ufer mit einer Strasse: Im Vordergrund ist ein brennender Bis zu sehen.
Die Gefahr eines Dammbruchs besteht laut den Behörden nicht.
Zerstörte Häuser in Saporischschja: In der Stadt soll mindestens ein Mensch getötet worden sin.
In Chmelnyzkyj sollen zwei Personen gestorben sein.
Mit einem Grossangriff hat der Kreml die ukrainische Energie-Infrastruktur ins Visier genommen. Ein Wasserkraftwerk steht in Flammen, doch ein Dammbruch scheint nicht bevorzustehen. Putins Motiv: Vergeltung.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- In der Nacht auf den heutigen Freitag hat Russland die Ukraine mit 151 Drohnen und Raketen angegriffen, von denen 92 abgefangen wurden.
- Moskau hat Raketen für den konzertierten, massiven Schlag gespart, mit dem die ukrainische Luftabwehr überfordert wurde.
- Im ganzen Land ist dabei die Energie-Infrastruktur ins Visier genommen worden. Es gibt grossflächig Stromausfälle.
- Das Wasserkraftwerk DniproHES wurde getroffen, doch ein Dammbruch ist offenbar kein Thema.
- Wladimir Putin rächst sich für vorherige ukrainische Drohnen-Attacke auf Raffinerien und Treibstofflager in Russland.
- Die USA haben zuvor Kiew angeblich aufgefordert, diese Attacken zu unterlassen, um den Ölpreis nicht in die Höhe zu treiben.
Die ukrainischen Streitkräfte wissen, dass etwas Massives auf sie zukommt. Auf den russischen Militärflugplätzen Engels-2 im Oblast Saratow und Olenja im Oblast Murmansk heben in der Nacht auf den heutigen Freitag 13 Tu-95-Bomber ab. Von der Basis Savasleika im Oblast Nischni Nowgorod steigen Mig-31K auf.
Eine Boeing 737 Wedgetail der Royal Australian Air Force zieht nervös im Grenzgebiet zwischen Polen, der Slowakei und dem ukrainischen Westen ihre Kreise. Das Frühwarnflugzeug muss mitansehen, wie eine Salve von Flugkörpern in den ukrainischen Luftraum eindringt.
Angesichts der Grösse des Angriffs ist klar, was das allgemeine Ziel ist: Die Raketen schwärmen aus, während aus dem Grenzgebiet Drohnen über die Grenzen fliegen. Gemeinsam sollen sie die ukrainische Luftabwehr überfordern, die nicht überall sein kann. Was das Angriffsziel im Speziellen ist, zeigt sich erst beim Einschlag.
92 von 151 Drohnen und Raketen abgefangen
151 Flugobjekte lässt Wladimir Putin bei dieser Attacke abfeuern. Kiew gelingt es nach eigenen Angaben, 92 davon abzufangen: Das Gros bilden 55 Drohnen vom Typ Shahed-131 und Shahed-136. 35 Marschflugkörper der Typen Ch-101 und Ch-555 sowie zwei Ch-59 Lenkflugkörper können zerstört werden.
Doch das heisst auch, dass 59 Projektile durchkommen. Ins Visier geraten praktisch alle Landesteile – von Lwiw im Westen bis nach Donezk im Osten, von Sumy im Norden bis nach Odessa und Mykolajiw im Süden. Charkiw wird von 15 Explosionen erschüttert. 12 Angriffe gelten Saporischschja.
Getroffen wird dabei vor allem die Energie-Infrastruktur: «Die Welt erkennt die Ziele der russischen Terroristen absolut klar», sagt Wolodymyr Selenskyj. «Kraftwerke und Stromleitungen, der Damm eines Wasserkraftwerks, gewöhnliche Wohnhäuser und sogar ein Trolleybus.»
Offenbar keine Gefahr eines Dammbruchs
Die Attacke auf das Wasserkraftwerk DniproHES am Dnipro sticht dabei heraus – und weckt Erinnerungen an die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Juni 2023, der rund 220 Kilometer flussabwärts liegt. DniproHES ist das grösste Wasserkraftwerk der Ukraine und sperrt den Saporischschja-Stausee ab.
Die Turbinen des Kraftwerks sind offenbar schwer beschädigt worden, die Situation am Damm soll aber unter Kontrolle sein. Die Gefahr eines Bruchs besteht angeblich nicht. Die Anlage ist in privater Hand, versorgt Industriegebiete im Gebiet Krywyj Rih mit Energie und dient auch als Brücke über den Dipro.
In vielen Regionen ist der Strom ausgefallen. Wie viele Opfer der russische Grossangriff gefordert hat, ist noch nicht abzusehen. In Chmelnyzkyj sollen zwei Personen gestorben sein. Aus Saporischschja wird ein Toter gemeldet.
Konzertierte Vergeltung
Der Kreml hat offenbar auf die massive nächtliche Attacke hingearbeitet. Zuletzt waren verdächtig wenig Raketen auf die Ukraine niedergegangen: Ein konzertierter, massierter Angriff hat mit Blick auf Kiews Luftabwehr natürlich auch mehr Aussicht auf Erfolg.
Der gross angelegte Schlag muss als Antwort auf die jüngsten Angriffe des Gegners gesehen werden: Zuletzt haben ukrainische Drohnen gezielt Treibstofflager und Raffinerien in Russland ins Visier genommen, was die Produktion spürbar beeinflusst hat. Wladimir Putin hat nun in der Nacht offensichtlich Rache genommen.
Was die ukrainische Drohnen-Kampagne gegen Russlands Energie-Produktion angeht, bekommt Wladimir Putin Schützenhilfe von unerwarteter Seite: Washington hat Kiew angeblich aufgefordert, mit den «dreisten» Angriffen aufzuhören, schreibt die «Financial Times». Das würde nur den Ölpreis in die Höhe treiben und Moskau mehr Gewinne bescheren.