Erschreckende VideosUS-Mob will Schwarzen lynchen – Auto fährt in Demonstranten
Philipp Dahm
8.7.2020
Ein Mob geht einen schwarzen Aktivisten im US-Bundesstaat Indiana an und droht, ihn zu hängen. Als Bürger deswegen in der Stadt Bloomington protestieren, fährt ein Lenker absichtlich in die Demonstration.
4. Juli – Tag der Unabhängigkeit. Nicht nur deshalb ist der Samstag in den USA etwas Besonderes, sondern auch, weil der Tag mit einer Mondfinsternis endet. Die wollen sich Vauhxx Booker und ein paar Freunde im US-Bundesstaat Indiana ansehen. Als sie zum Lake Monroe in einem Waldstück bei Bloomington gelangen, werden sie von einem Mob gestellt.
Booker ist der einzige Farbige in der Gruppe, der vorgeworfen wird, sie habe Privatgelände betreten. Was dann passiert sein soll, beschreibt der 36-Jährige in einem Facebook-Post, der in der aktuellen «Black Lives Matter»-Diskussion für hohe Wellen in den USA sorgt: «Ich wurde von fünf weissen Männern (mit Konföderiertenfahnen) angegriffen, die vor mehreren Zeugen wortwörtlich gedroht haben, mich zu lynchen.»
Booker ist mit Blutergüssen und Schrammen davongekommen, doch die Angreifer hätten damit gedroht, «eine Schlinge zu holen». Wie konnte es so weit kommen? «Wir haben uns einfach auf einen Abend gefreut, an dem wir die fantastische Natur geniessen können», schildert Booker.
Sie seien zuerst auf einen offensichtlich betrunkenen Mann gestossen. «Wir bemerkten, dass er uns in einem Offroad-Fahrzeug folgte, und hielten an, als er an uns vorbeifuhr und sagte, wir befänden uns auf Privatbesitz.» Booker habe geantwortet, die Gruppe habe seines Wissens die Erlaubnis, das Gelände zu überqueren und sich trotzdem auch noch entschuldigt.
Doch der Betrunkene und weitere Männer hätten die Gruppe am See bereits erwartet, seien aggressiv geworden und die Gruppe habe schliesslich – wie gefordert – einen Pfad betreten, um das Gelände zu verlassen. Dennoch seien die fünf Angreifer ihnen hinterhergekommen, hätten Booker geschlagen, überwältigt und gegen einen Baum gehalten.
Neben der Drohung, ihn zu hängen, habe einer gesagt: «Wir brechen ihm die Arme!» Erst als Weisse aus Bookers Gruppe ihm zu Hilfe gekommen seien und angefangen hätten, zu filmen, hätten die Angreifer von ihm abgelassen, so Booker.
Die Szene soll sich auf öffentlichem Grund abgespielt haben, heisst es weiter. Die Behörden hätten den Fall nach einem Notruf dann eher widerwillig bearbeitet. Die Schilderung schliesst mit den Handyvideos von Bookers Begleitern. Sie sprechen für sich selbst.
Dem «Indianapolis-Star» sagte Booker später: «Ich habe keinen Zweifel daran, dass wenn fünf schwarze Männer einen weissen Mann angegriffen hätten, alle noch in jener Nacht im Knast gelandet wären.» Den Vorwurf, die US-Behörden seien auf einem Auge manchmal blind, hatte ganz ähnlich auch der gebürtige Amerikaner und Wahl-Zürcher Richard Broadnax im «Bluewin»-Interview geäussert.
Die Empörung ist nach dem Vorfall gross: Am Montag versammeln sich spontan Demonstrierende vor dem Bezirksgerichtsgebäude in Bloomington, um eine härtere Verfolgung der Sache zu fordern. Hier kommt es offensichtlich zum nächsten Hassverbrechen in diesem Zusammenhang: Ein roter PKW fährt in zwei Personen, meldet der US-Sender CBS.
Eine Demonstrierende muss mit einer leichten Kopfverletzung ins Spital gebracht werden. Gegen die beiden Personen im Auto ermittelt nun das FBI. Auch der Angriff auf Booker ist nach öffentlichem Druck nun Gegenstand vertiefter Ermittlungen.