In Hongkong kommt es auch nach Aussetzung des umstrittenen Auslieferungsgesetzes erneut zu Protesten. Hunderte von Menschen gingen am Sonntag auf die Strassen, um den Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam zu fordern.
Zahlreiche Demonstranten waren ganz in Schwarz gekleidet, manche trugen Blumen. Die Organisatoren hofften auf mehr als eine Million Teilnehmer. So viele waren es nach ihren Angaben bereits vergangenen Sonntag gewesen, während die Polizei damals lediglich von 240'000 ausging.
Bei den anhaltenden Protesten stürzte ein Demonstrant in den Tod. Die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungszone teilte auf Anfrage am Sonntag mit, dass es sich um einen Selbstmord gehandelt habe. Wie lokale Medien berichteten, war der Mann am Samstag auf ein Baugerüst an einem Einkaufszentrum geklettert, wo er zunächst Protestbanner gegen das Gesetz für Auslieferungen an China und Regierungschefin Lam anbrachte.
Nachdem er mehrere Stunden auf dem Gerüst ausharrte, kletterte er über die Brüstung und stürzte in die Tiefe. Zuvor versuchten Rettungskräfte den 35-Jährigen zu überzeugen, herunterzuklettern. Auf Fotos ist ein gelbes Luftkissen zu sehen, dass die Feuerwehr vor dem Gerüst entfaltet hatte. Hongkonger legten später Blumen vor dem Einkaufszentrum nieder. Der Demonstrant ist das erste Todesopfer der Proteste, die Hongkong seit Tagen in Atem halten.
Lam hatte am Samstag ein Gesetz auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, das eine Auslieferung von Beschuldigten an China ermöglichen sollte. Dagegen hatte es massive Proteste gegeben. Menschenrechtler werfen China willkürliche Festnahmen, Folter und fehlenden Rechtsbeistand für Angeklagte vor. Als Sonderverwaltungszone geniesst Hongkong einen hohen Grad an Autonomie und hat Freiheiten, die im chinesischen Kernland tabu sind.
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