US-Demokraten Richtungsweisende Vorwahl – Sanders Erfolg und Bidens Debakel 

dpa/phi

12.2.2020

Demokratische Konkurrenten: Joe Biden (links) und Bernie Sanders.
Demokratische Konkurrenten: Joe Biden (links) und Bernie Sanders.
Bild: Keystone

Bei den ersten Vorwahlen in den USA geht es viel um Signalwirkung. Und Signale gibt es aus New Hampshire nicht zu knapp. Zwei höchst ungleiche Bewerber rangeln erneut um die Führung. 

Die zweite Vorwahl der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen bringt einige Überraschungen mit sich: Zum zweiten Mal in Folge setzen sich hier der linke Senator Bernie Sanders und der Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg an die Spitze – diesmal mit einem Vorsprung für Sanders.

Den dritten Platz sichert sich überraschend eine bisher weniger bekannte Bewerberin: die Senatorin Amy Klobuchar. Und einer ist erneut der grosse Verlierer: Ex-US-Vizepräsident Joe Biden. Für das lange Rennen, das noch bevorsteht, sind das interessante Vorzeichen.

Nach dem Chaos bei der ersten Vorwahl in Iowa, wo sich die Verkündung von Ergebnissen um Tage verzögert hatte, lief es bei der ersten klassischen Vorwahl mit Wahlzetteln in New Hampshire weitaus geschmeidiger. Noch in der Nacht zu Mittwoch gab es Resultate: Nach Auszählung fast aller Stimmen kam Sanders dort auf rund 26 Prozent.

Buttigieg nur zwei Prozent hinter Sanders

Buttigieg war ihm mit gut 24 Prozent der Stimmen dicht auf den Fersen. Auf Platz drei: Klobuchar mit rund 20 Prozent der Stimmen. Erst auf Platz vier folgte die Senatorin Elizabeth Warren mit gut neun Prozent, danach – sogar mit unter 9 Prozent – kam Biden.

Sanders, der eine linke Agenda fährt und gerade bei jungen Leuten sehr gut ankommt, hatte in Umfragen in New Hampshire deutlich vorne gelegen. Der 78-Jährige, der sich selbst einen «demokratischen Sozialisten» nennt, stammt aus dem angrenzenden Staat Vermont im Nordosten der USA. Für ihn gehört New Hampshire quasi zur erweiterten Nachbarschaft.

Bernie Sanders wird nach seinem Wahlsieg von Anhängern umringt.
Bernie Sanders wird nach seinem Wahlsieg von Anhängern umringt.
Bild: Keystone

Sein Sieg kam also nicht überraschend. Sanders stellte sich nach dem Erfolg als den besten Kandidaten dar, um gegen den republikanischen Präsidenten Donald Trump anzutreten. «Dieser Sieg ist der Anfang vom Ende für Donald Trump», sagte er vor Anhängern.

Buttigieg: «Erst der Anfang»

Buttigieg, der 40 Jahre jünger ist als Sanders, war dem Sieg näher als erwartet. Der Jüngste im Feld der Präsidentschaftsbewerber hat einen Lauf: Der 38-Jährige, der vor einem Jahr auf nationaler Ebene noch weitgehend unbekannt war, hatte sich in Iowa nach bisherigem Stand der Auszählungen überraschend knapp vor Sanders an die Spitze gesetzt.

Diesen Schwung konnte Buttigieg nutzen. Der moderate Demokrat sagte am Mittwoch, er sei begeistert vom Wahlausgang. «Das ist erst der Anfang», räumte er zwar ein, betonte aber: «Diese ersten beiden Staaten sind sehr bedeutsam.»

In Iowa und New Hampshire werden nur wenige Delegiertenstimmen für den wichtigen Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer vergeben. Ein grosser Batzen wird am «Super Tuesday» am 3. März verteilt, wenn in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten Vorwahlen anstehen.

Klobuchar überrascht

Dennoch haben die ersten Vorwahl-Staaten Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina grosse Signalwirkung. Wer dort nicht unter die ersten drei seiner Partei kommt, dem werden für das weitere Rennen keine guten Aussichten nachgesagt.

Umso bedeutsamer ist der überraschende dritte Platz in New Hampshire für Klobuchar. Die Senatorin aus Minnesota machte zuletzt in TV-Debatten immer wieder eine gute Figur – mit Schlagfertigkeit und Witz. Kraftvolle Unterstützung kam von der «New York Times», die sich offiziell für Warren und Klobuchar aussprach.

Amy Klobuchar landete in New Hampshire einen Achtungserfolg.
Amy Klobuchar landete in New Hampshire einen Achtungserfolg.
Bild: Keystone

In nationalen Umfragen rangiert Klobuchar allerdings eher abgeschlagen. Wie Buttigieg ist sie eine moderate Stimme der Demokraten – im Gegensatz zu den linken Frontfiguren Sanders und Warren. Warren, die zwischenzeitlich in nationalen Umfragen vorne gelegen hatte, erlebte einen insgesamt schwachen Vorwahl-Auftakt: Nach einem dritten Platz in Iowa landete sie in New Hampshire nur auf Rang vier.

Bidens Debakel

Besonders schmerzhaft ist der Wahlausgang aber für Biden. Über Monate hatte der 77-Jährige in nationalen Umfragen in Führung gelegen, es in Iowa aber nur auf den enttäuschenden Platz vier geschafft. In New Hampshire nun sogar Platz fünf – das ist bitter für Biden, der als Ex-Vizepräsident der prominenteste Bewerber ist.

Joe Biden verliert im Präsidentschaftsrennen an Boden.
Joe Biden verliert im Präsidentschaftsrennen an Boden.
Bild: Keystone

Der Grund: In den vergangenen Wochen legte Biden immer wieder schwache Auftritte hin, wirkte teils fahrig, unsouverän. Aus New Hampshire reiste er angesichts des Debakels vorzeitig ab. Durch zwei Vorwahl-Schlappen in Folge scheint sein Nimbus als Favorit gebrochen.

Auf nationaler Ebene hat sich Sanders in Umfragen inzwischen an Biden vorbeigeschoben. Der frühere Vizepräsident gab sich jedoch kämpferisch. Bislang hätten erst zwei relative homogene Bundesstaaten abgestimmt, sagte er.

Bloomberg setzt auf Werbe-Millionen

Biden hofft auf grosse Unterstützung bei Latinos und schwarzen Amerikanern bei den nächsten beiden Vorwahlen in Nevada und South Carolina. Gerade in South Carolina mit einer grossen afroamerikanischen Wählerschaft, die für die Demokraten besonders wichtig ist, hat Biden bislang gute Aussichten und führt dort die Umfragen an. Ob es bis zum 29. Februar dabei bleibt, wenn die eigentliche Wahl ansteht, ist allerdings offen.

Womöglich könnte der frühere New Yorker Bürgermeister Mike Bloomberg das Rennen der Demokraten noch aufmischen. Der Milliardär trat in Iowa und New Hampshire nicht an, sondern setzt auf einen Erfolg in den grossen Staaten am «Super Tuesday».

Bloomberg hat dort bereits zig Millionen US-Dollar für Fernsehwerbung ausgegeben. Er nimmt keine Spenden an, sondern finanziert seinen Wahlkampf selbst. In nationalen Umfragen hat er sich mit seiner Strategie allmählich vorgearbeitet.

So geht es weiter

Zwei Bewerber, Andrew Yang und Michael Bennet, gaben nach enttäuschenden Ergebnissen das Ende ihrer Wahlkampagnen bekannt. Damit sind immer noch neun demokratische Bewerber im Rennen. Ursprünglich waren es mal fast 30 gewesen.

Bei den Republikanern wiederum gelten die Vorwahlen nur als Formsache: Trump hat als Amtsinhaber keine ernst zu nehmende parteiinterne Konkurrenz. Die Vorwahlen der Demokraten ziehen sich noch bis Juni hin. Anschliessend küren beide Parteien ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell. Die Präsidentschaftswahl ist für den 3. November angesetzt.

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