Ausbleibender Sold Russische Rekruten meutern noch im Trainingscamp

uri

3.11.2022

Russische Rekruten beim Training in der Region Wolgograd. (Symbolbild)
Russische Rekruten beim Training in der Region Wolgograd. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Russische Rekruten verweigern ihren Kriegseinsatz in der Ukraine. Und das  offenbar aus einem so trivialen wie entscheidenden Grund: Moskau bezahlt den versprochenen Sold nicht.

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Seit dem 21. September hat Russland Hunderttausende Soldaten mobilisiert. Die Klagen der Rekruten über schlechte Ausrüstung und fehlende Verpflegung reissen nicht ab. Nun ist es in einem Ausbildungslager in der Grossstadt Uljanowsk offenbar zum Protest der Rekruten gekommen. Der Grund: Die versprochene Bezahlung ist ausgeblieben.

Aufnahmen aus dem russischen Ausbildungszentrum in Uljanowsk belegen den Aufstand der kürzlich mobilisierten Männer aus der Teilrepublik Tschuwaschien laut der Menschenrechtsorganisation Gulagu.net. Mehr als 100 Männer weigern sich demnach in den Krieg zu ziehen, weil die Zahlungen bislang ausgeblieben seien.

In einer Erklärung, die laut verschiedenen Medien von Gulagu.net und dem Telegram-Kanal «Wütendes Tschuwaschien» veröffentlicht wurde, schreiben die Rekruten: «Wir riskieren unser eigenes Leben und gehen für eure Sicherheit und ein friedliches Leben in den sicheren Tod.» Der Staat weigere sich unterdessen, die von Putin per Dekret versprochene Summe von 195'000 Rubel (umgerechnet rund 3180 Franken) auszuzahlen, so die meuternden Soldaten.

«Warum sollten wir für diesen Staat kämpfen?»

«Warum sollten wir für diesen Staat kämpfen und unsere Familien ohne Unterstützung zurücklassen?», heisst es demnach in der Erklärung weiter. Vor diesem Hintergrund weigerten sich die Rekruten, an der «militärischen Spezialoperation» teilzunehmen, und wollten so lange für Gerechtigkeit kämpfen, bis sie das versprochene Geld erhalten hätten.

Wladimir Putin hatte am 19. Oktober ein Dekret unterzeichnet, wonach jede mobilisierte Person nach ihrer Einberufung in die Armee mindestens 195'000 Rubel pro Monat erhalten soll, berichtet das Nachrichtenportal «Stern». Die Anordnung, die am 1. November in Kraft trat, ist auch auf der Seite des Kremls nachzulesen.

Laut dem «Stern» bleiben die Zahlungen nicht nur in Uljanowsk aus. Zudem würden sich die Rekruten im Video auch darüber beschweren, dass sie ebenfalls eine versprochene Einmalzahlung von 300'000 Rubel noch nicht erhalten hätten.

Bereits im September protestierten Rekruten

Russland hatte Ende Oktober bekannt gegeben, dass es seine im September gestartete Teilmobilmachung von 300'000 Reservisten nach einem Monat abgeschlossen habe. Seither werden im Internet auch immer wieder Klagen von Rekruten publik, deren Wahrheitsgehalt indes schwer zu überprüfen ist.

Im Oktober beschwerten sich auch Rekruten aus der Region Moskau in einem auf YouTube veröffentlichten Video darüber, dass sie nicht ausreichend trainiert worden seien und ihnen weder angemessene Waffen noch passende Militärkleidung, Stiefel und Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt worden seien.

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Russlands Verteidigungsminister Schoigu hatte zuvor erklärt, die von Präsident Putin verlangte Mobilisierung von 300.000 Rekruten für den Krieg in der Ukraine sei abgeschlossen.

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