Neue Töne Russischer Militärexperte rudert zurück

DPA/gbi

19.5.2022

Knapp drei Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine hatte ein ehemaliger russischer Generalstabsoffizier den russischen Streitkräften ein miserables Zeugnis ausgestellt. Nun klingt das deutlich anders. 

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Er hatte mit einer erstaunlich pessimistischen Kriegsprognose im russischen Staatsfernsehen viele Menschen überrascht – nun ist der Militärexperte Michail Chodarjonok öffentlich zurückgerudert. Zu glauben, dass die Ukrainer einen Gegenangriff starten könnten, sei «eine grosse Übertreibung», sagte der 68-Jährige am Mittwochabend in der Sendung «60 Minuten».

Die Polit-Talkshow, die dieses Mal unter dem Titel «Erfolge der russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte» stand, ist die gleiche, in der Chodarjonok erst am Montag erklärt hatte, die ukrainischen Streitkräfte seien knapp drei Monate nach Kriegsbeginn weit von einem Zerfall entfernt.

Ganz anders klingt das eine Woche später: Der ehemalige russische Generalstabsoffizier erklärte mit Blick auf die weiteren Ziele der russischen Armee nun: «Die Grundlage dafür ist da, dass die Realisierung dieser Vorhaben die ukrainische Seite in nächster Zeit unangenehm überraschen wird.» Moderatorin Olga Skabejewa, die Chodarjonok in der letzten Sendung immer wieder sichtlich unzufrieden ins Wort gefallen war, liess ihn dieses Mal mehrere Minuten lang ohne Unterbrechung ausreden.

Gründlicher Schwenk

Hatte Chodarjonok zuletzt noch den starken Kampfeswillen der ukrainischen Soldaten und ihre Aufrüstung durch den Westen hervorgehoben, so betonte er nun, dass Russlands Streitkräfte ausländische Waffen gezielt aufspürten und zerstörten. «Bald wird von den amerikanischen Haubitzen nur noch die Erinnerung übrig sein», sagte er. Diese Worte blendete die Redaktion später in der Sendung noch einmal als grosse Zitattafel ein.

Die Sendungen des russischen Staatsfernsehens gelten als Sprachrohr des Kreml. Kritische Meinungen sind öffentlich weitgehend ausgeschaltet. Ein recht neues Gesetz sieht zudem für angebliche «Falschnachrichten» über Russlands Streitkräfte bis zu 15 Jahre Haft vor.

Zerstörter russischer Panzer auf einer Strasse bei Kiew. (Archiv)
Zerstörter russischer Panzer auf einer Strasse bei Kiew. (Archiv)
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Umso erstaunter waren viele Zuschauer Anfang der Woche, als sie Chodarjonok im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine über «Info-Beruhigungstabletten» in russischen Medien sprechen hörten und darüber, «dass die ganze Welt gegen uns ist».