Putin dreht das Gas abRussland kürzt weiter Erdgaslieferungen an EU-Länder
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18.6.2022
Frankreich gehört nun auch zu den Ländern, die überhaupt kein russisches Gas mehr bekommen. Der Gaspreis steigt.
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18.06.2022, 00:00
18.06.2022, 08:40
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Russland hat am Freitag seine Erdgaslieferungen an EU-Länder weiter gekürzt, nach Frankreich sogar ganz eingestellt. Das teilten Gasunternehmen der betroffenen Länder, neben Frankreich, Italien und die Slowakei, mit.
Der französische Gasnetzbetreiber GRTGaz teilte mit, seit Mittwoch fliesse über Deutschland kein russisches Gas mehr nach Frankreich. In diesem Sommer sei aber keine Unterbrechung in der Gasversorgung zu erwarten, zum Teil dank zusätzlicher Lieferungen aus Spanien. Frankreich bezieht normalerweise 17 Prozent seines Erdgases von Russland über die Pipeline Nord Stream 1. Der Anteil von Erdgas an der Energieversorgung ist mit 16 Prozent relativ klein.
Gaslieferungen nach Italien drastisch gkürzt
Der russische Staatskonzern Gazprom teilte dem italienischen Energieunternehmen Eni mit, Italien werde am Freitag nur 50 Prozent der bestellten Menge erhalten. Am Mittwoch waren die die Lieferungen nach Italien um 15 Prozent gesenkt worden, am Donnerstag waren es laut einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa 35 Prozent. Italien bezieht 40 Prozent seines Erdgases von Russland, arbeitet aber an alternativen Versorgungswegen etwa aus Ländern wie Algerien.
Das slowakische Gasunternehmen SPP teilte mit, Russland habe eine Kürzung der Erdgaslieferungen um 50 Prozent angekündigt. Ein Grund sei nicht genannt worden.
Gasverbrauch rückläufig
In den Tagen zuvor waren auch Deutschland und Österreich von russischen Kürzungen bei Erdgaslieferungen betroffen. Als einen Grund nannte Russland Wartungsarbeiten an Nord Stream 1; Deutschland und Italien sehen die Reduzierungen hingegen als politisch motiviert an. Das bekräftigte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj; die Lieferkürzungen seien «Erpressung sowohl einzelner Länder als auch Europas insgesamt», sagte er am Freitag. Zudem hat Russland bereits Gaslieferungen nach Bulgarien, Finnland, Dänemark, den Niederlanden und Polen komplett eingestellt.
Infolge des russischen Vorgehens sind die Gaspreise seit Montag um 50 Prozent gestiegen. Die EU will bis Ende des Jahres die von Russland bezogenen Gaslieferungen um zwei Drittel zurückfahren. Unter anderem soll Flüssiggas aus den USA die Lücke schliessen. Ein Grossbrand in einer zentralen Exportanlage für Flüssiggas (LNG) im texanischen Freeport verringert die US-Exportmenge nun aber vorübergehend um 20 Prozent.