Stiller Krieg hat begonnen Russland läutet «Phase 0» ein – was der Kreml dahinter versteckt

Sven Ziegler

7.10.2025

Wladimir Putin bereitet offenbar die «Phase 0» vor. (Archivbild)
Wladimir Putin bereitet offenbar die «Phase 0» vor. (Archivbild)
KEYSTONE

Russland hat laut Militärexperten eine neue Stufe seiner strategischen Planung erreicht. Nach Einschätzung des «Institute for the Study of War» (ISW) hat der Kreml die sogenannte «Phase 0» eingeleitet.

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DPA, Sven Ziegler

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  • Das US-Institut ISW sieht Hinweise, dass Russland die «Phase 0» eines Nato-Konflikts begonnen hat.
  • Geheimdienstwarnungen, Grenzprovokationen und militärische Reformen gelten als Indizien.
  • Ziel sei es, Angst im Westen zu schüren und Unterstützung im eigenen Land zu festigen.

Russland hat nach Einschätzung westlicher Militärexperten eine neue Phase seiner Kriegsstrategie gestartet. Das US-amerikanische «Institute for the Study of War» (ISW) sieht deutliche Anzeichen dafür, dass Moskau die sogenannte «Phase 0» eingeläutet hat – eine frühe Vorbereitungsstufe, die der psychologischen und propagandistischen Beeinflussung des Westens und der eigenen Bevölkerung dient.

Laut dem Thinktank geht es weniger um konkrete militärische Handlungen als um die strategische Vorbereitung der öffentlichen Wahrnehmung.

Warnungen sollen Zweifel am Westen säen

Ein zentrales Indiz sehen die Analysten in den jüngsten Behauptungen des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR. Dieser hatte am Wochenende verbreitet, Grossbritannien plane gemeinsam mit pro-ukrainischen Kräften einen Angriff auf ein Marineschiff oder ein ziviles Schiff in einem europäischen Hafen, um Russland dafür verantwortlich zu machen.

Solche wiederkehrenden Warnungen, so das ISW, seien typische Elemente einer psychologischen Kriegsführung. Sie sollen Zweifel am Westen säen, Verschwörungserzählungen verstärken und potenzielle russische Aggressionen schon im Voraus rechtfertigen.

Parallel dazu habe Moskau seine Provokationen an den Grenzen zu Nato-Staaten spürbar intensiviert. In den vergangenen Wochen häuften sich laut dem ISW Berichte über GPS-Störungen, Sabotageakte und das Eindringen russischer Drohnen und Kampfjets in westliche Lufträume.

Entwicklungen auch innerhalb der russischen Streitkräfte

Diese Vorfälle seien Teil eines gezielten Kalküls: Russland wolle Angst in der europäischen Bevölkerung schüren, die Entschlossenheit des Bündnisses schwächen und den Westen dazu bringen, eigene Schritte aus Angst vor Eskalation zu unterlassen.

Auch innerhalb der russischen Streitkräfte beobachten Experten Entwicklungen, die in dieses Muster passen. Die jüngste Umstrukturierung der Militärbezirke an der Westgrenze, der Ausbau von Stützpunkten nahe Finnland und die Schaffung einer strategischen Reserve gelten als Zeichen dafür, dass Präsident Wladimir Putin langfristig plant.

Anstatt auf einen schnellen Sieg in der Ukraine zu setzen, bereite er sein Land auf eine längere Auseinandersetzung mit der Nato vor.

Trotz dieser Warnsignale betont das ISW, es gebe derzeit keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Krieg zwischen Russland und dem westlichen Militärbündnis.

Die «Phase 0» sei vielmehr eine vorbereitende Etappe – ein Versuch, mit psychologischen Mitteln den Boden für künftige Schritte zu bereiten und zugleich die russische Gesellschaft auf eine anhaltende Konfrontation einzuschwören.