Schuldsprüche in London Russischer Spionagering um Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek verurteilt

dpa / tjnj

7.3.2025 - 23:36

Jan Marsalek wird immer noch per internationalem Haftbefehl gesucht. Er gilt als Drahtzieher des Wirecard-Skandals und wird der Spionage für Russland bezichtigt. (Archivbild)
Jan Marsalek wird immer noch per internationalem Haftbefehl gesucht. Er gilt als Drahtzieher des Wirecard-Skandals und wird der Spionage für Russland bezichtigt. (Archivbild)
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Der frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll einen russischen Spionagering aus mehreren Bulgaren in Grossbritannien angeleitet haben. Jetzt sind drei Angeklagte schuldig gesprochen worden.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Mitglieder eines für Russland tätigen Spionageringes sind in London verurteilt worden.
  • Als Vermittler zwischen der aus bulgarischen Staatsbürger*innen bestehende Gruppe und dem russischen Geheimdienst soll Ex-Wirecard-Vorstandsmitglied Jan Marsalek gedient haben.
  • Marsalek ist flüchtig und wird per internationalem Haftbefehl gesucht.

In einem spektakulären Fall der Spionage für Russland sind in London zwei Frauen und ein Mann aus Bulgarien schuldig gesprochen worden. Sie handelten mutmasslich im Auftrag von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 14 Jahren. Das Strafmass soll noch verkündet werden.

«Das war Spionage im industriellen Stil für Russland», sagte der Anti-Terror-Chef der Londoner Polizei, Dominic Murphy. Es seien Beweismittel in dem Masse gefunden worden, wie man sie eigentlich in einem Spionageroman erwarten würde. Vor Gericht waren zudem romantische Dreiecksbeziehungen innerhalb der Spionagegruppe Thema.

Eine der Angeklagten sollte als sogenannte Honigfalle für einen bekannten Russland-kritischen Journalisten eingesetzt werden, im Versteck des Spionagerings wurden Video- und Tonaufnahmegeräte in Alltagsgegenständen gefunden.

Geheime Textnachrichten

Der Chef des Ringes sowie sein Stellvertreter hatten im vergangenen November die Spionage für Russland eingeräumt. Beide stammen ebenfalls aus Bulgarien, auch für sie steht das Strafmass noch nicht fest. Zudem soll es Entführungspläne gegeben haben. 

Marsalek soll als Vermittler zwischen dem russischen Geheimdienst und dem Anführer der Gruppe in Grossbritannien gehandelt haben. Der Ex-Wirecard-Vertriebsvorstand ist seit der Pleite des ehemaligen Dax-Konzerns untergetaucht und wird in Russland vermutet.

In dem Londoner Prozess war Marsalek nicht selbst angeklagt. Zitiert wurden etliche Textnachrichten, die von dem Österreicher stammen sollen. Es sei eine extrem ausgeklügelte Geheimdienstoperation gewesen, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit und für Einzelpersonen dargestellt habe, sagte Murphy.

Bedrohung für die nationale Sicherheit gebannt

Wäre die Gruppe nicht verhaftet worden, hätten letztlich Menschenleben auf dem Spiel stehen können, wie es beim Nowitschok-Anschlag 2018 in Salisbury der Fall gewesen sei. Damals war der übergelaufene russische Agent Sergej Skripal mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden.

Die Angeklagten im Alter von 33, 30 und 39 Jahren sollen Personen und Orte ausgespäht haben oder geplant haben, das zu tun. In Deutschland seien das etwa eine Luftwaffenbasis sowie eine nicht näher genannte Botschaft gewesen. Die Spione waren im Februar 2023 verhaftet worden.

Die Spionageaktivitäten sollen in London sowie in Stuttgart, Wien, Valencia und dem Balkanstaat Montenegro stattgefunden haben. Dafür hätten die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft beträchtliche Geldsummen erhalten. Sky News zufolge wurden bei der Razzia im Versteck unter anderem 495 SIM-Karten, 221 Telefone, 258 Festplatten und 11 Drohnen gefunden worden.