Die US-Ratingagentur Standard & Poors (S&P) hat die Kreditwürdigkeit Italiens zwar nicht herabgestuft. Sie sieht den Ausblick für das EU-Mitgliedsland nun aber negativ.
Die Bonität werde weiter mit der im unteren Mittel liegenden Note "BBB" bewertet, teilte die Agentur am Freitag in London mit. Dies sind zwei Stufen über dem sogenannten Ramschniveau, das hochspekulative Anlagen beschreibt. Die italienische Regierung plant in ihrem Haushaltsentwurf für 2019 eine deutlich höhere Neuverschuldung als mit Brüssel vereinbart worden war.
"Aus unserer Sicht belasten die wirtschafts- und haushaltspolitischen Pläne der italienischen Regierung die Wachstumsaussichten des Landes", begründete S&P den Entscheid. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum wirke sich negativ auf die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus. Die Pläne der Regierung Italiens würden das Vertrauen der Anleger in italienische Staatsanleihen vermindern. Dies zeige sich an den zuletzt merklich gestiegenen Renditen für diese Papiere. Die Entwicklung gefährde auch die bereits angeschlagenen italienischen Banken. Diese halten hohe Bestände an heimischen Anleihen.
Schwächung der Finanzkraft
Die US-Ratingagentur Moody's hatte die Kreditwürdigkeit Italiens vor einer Woche herabgestuft. Die Agentur sieht Italiens Staatsanleihen nur noch eine Stufe über Ramschniveau. Moody's begründete die Herabstufung um einen Punkt von Baa2 auf Baa3 mit einer "erheblichen Schwächung von Italiens Finanzkraft" infolge der Schuldenpläne der Regierung in Rom. Auch S&P schloss mit der Einstufung des Ausblicks auf "negativ" eine Herabstufung der Bonität in den kommenden sechs Monaten nicht aus.
Der Haushaltsentwurf der italienischen Koalitionsregierung aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechtsextremer Lega sieht für das kommende Jahr ein Defizit von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung vor - drei Mal soviel wie die von der Vorgängerregierung versprochenen 0,8 Prozent. Im Jahr 2020 soll das Defizit demnach 2,1 Prozent betragen. Im Jahr 2021 liegt es der Planung zufolge bei 1,8 Prozent.
Tabu als Anlageobjekte
Das Land hat mit 131 Prozent der Wirtschaftsleistung bereits jetzt die zweitgrösste Gesamtverschuldung der Eurozone nach Griechenland.
Die Ratings sind wichtig, da sich Investoren wie Anleihefonds und Versicherungen daran orientieren. Sollten irgendwann alle vier grossen Ratingagenturen (S&P, Moody's, Fitch) das Land Italien auf das sogenannte Ramschniveau senken, dann hätte es ein Problem. Dann dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) italienische Anleihen nicht mehr erwerben und auch sonst nicht mehr bei ihren Geschäften akzeptieren. Für konservative Anleger wären die Papiere zudem dann als Anlageobjekte tabu.
In den Hochzeiten der jüngsten Staatsschuldenkrise hatten die Herabstufungen durch die Ratingagenturen die Krise immer weiter verschärft. Damals wurde die Kreditwürdigkeit von Ländern wie Griechenland, Irland, Spanien, Portugal und Italien im Eiltempo gesenkt.
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