Angespannte Lage Saudi-Arabien kritisiert Iran und Türkei als «Dreieck des Bösen»

dpa, AFP

7.3.2018

Der ägyptische Präsident Abdel-Fattah el-Sissi (links) und Mohammed bin Salman Kronzprinz Saudi-Arabiens während einer Schifffahrt durch den Suezkanal.
Der ägyptische Präsident Abdel-Fattah el-Sissi (links) und Mohammed bin Salman Kronzprinz Saudi-Arabiens während einer Schifffahrt durch den Suezkanal.
Keystone

Kronprinz Salman beschuldigt den Iran und die Türkei der Unterstützung militanter Gruppen. Katar will er vom Arabischen Gipfeltreffen in Riad nicht ausschliessen, kündig dem Emirat aber eine lange Konfrontation an.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat der Türkei und den Iran beschuldigt, zusammen mit militanten Extremistengruppen ein «Dreieck des Bösen» zu bilden. Bei einem Besuch in Ägypten warf er Ankara vor, nach der der Wiedererrichtung des Osmanischen Reichs zu streben und dem Iran, die Vorherrschaft in der Region an sich reissen zu wollen. Teherans Projekt kollabiere aber «und wir belagern es überall», sagte er der ägyptischen Zeitung «Al Schuruk» am Mittwoch.

Unter dem Kronprinzen hat Saudi-Arabien selbst deutliche Ansprüche auf die Führungsrolle in der Golfregion und der arabischen Welt erhoben. Zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten brach das Königreich im Juni 2017 die Beziehungen zum Golfstaat Katar ab, dem es ebenfalls Unterstützung militanter Gruppen und einen Kuschelkurs mit dem schiitischen Iran vorwirft. Katar und Iran teilen sich eine riesiges Erdgasfeld im Persischen Golf.

Mohammed sagte, Katar solle vom Arabischen Gipfel in Raid in diesem Monat nicht ausgeschlossen werden. Eine Lösung des Konflikts könne nur innerhalb der arabischen Welt und der arabischen Golfanrainer vereinbart werden, sagte er und fügte hinzu, Katar könne eine lange Konfrontation vergleichbar der US-Sanktionen gegen Kuba drohen.

Viele Vorwürfe

Saudi-Arabien kritisiert nicht nur Katars Beziehungen zu Teheran, sondern sieht auch dessen Verbindungen zur Türkei kritisch. Ankara warf der Kronprinz vor, mit der Muslimbruderschaft eine extremistische Gruppe unterstützt zu haben, die demokratische Wahlen zu ihrem Vorteil ausgenutzt habe. In Ägypten ist die Bruderschaft, die mit Mohammed Mursi den ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes stellte, nach dessen Sturz 2012 verboten. Sie wird dort als Terrororganisation eingestuft und verfolgt.

Mohammeds Einschätzung, im Machtkampf mit dem Iran obenauf zu sein, scheint etwas optimistisch. Die saudi-arabisch geführte Koalition im Bürgerkrieg im Jemen hat die von Teheran unterstützten schiitischen Rebellen weder aus der Hauptstadt Sanaa noch weiten Teilen des Nordens vertrieben. Dafür gibt es im ohnehin ärmsten Land der arabischen Welt die Gefahr von Hungersnot und Seuchen und zusätzliche Konflikte rivalisierender Stämme und Gruppen einschliesslich von Al-Kaida und IS im Süden.

Und in Syrien haben die von Saudi-Arabien geförderten Rebellen zuletzt eine Niederlage nach der anderen im Kampf gegen den von Teheran und Moskau unterstützten Präsidenten Baschar al-Assad erlitten.

Absetzung türkischer Serien im saudiarabischen Fernsehen

Gleichzeitig hat eine saudiarabische Sendergruppe die Regierung in Ankara mit der Absetzung populärer türkischer Fernsehserien verärgert. Der türkische Kultur- und Tourismusminister Numan Kurtulmus vermutete laut türkischen Medien politische Motive hinter der Entscheidung des Medienkonzern MBC. «Es ist nicht an zwei, drei Politikern, darüber zu entscheiden, welche Programme die Leute sehen können», kritisierte er demnach am Mittwoch. «Weltweit warten die Leute ungeduldig auf türkische Serien.»

Die Türkei zählt zu den weltweit grössten Produzenten von Fernsehserien. Die TV-Dramen haben riesigen Erfolg in der arabischen Welt, im Iran, auf dem Balkan und in vielen Ländern Zentral- und Südasiens.

Minister Kurtulmus sagte, viele ausländische Kollegen würden ihn auf die türkischen Serien ansprechen. «Es gibt wirklich ein grosses Interesse», sagte er. «Dies zeigt die Soft Power der Türkei.»

Unter «Soft Power» verstehen Diplomaten die Fähigkeit eines Landes, internationalen Einfluss auch jenseits der traditionellen Sphären von Politik und Militär auszuüben - etwa durch Kulturexporte.

Die saudiarabische Sendergruppe MBC hatte Anfang März verkündet, die Übertragung türkischer Serien auf allen Kanälen einzustellen. «Wir versuchen, die türkischen Dramen durch arabische Produktionen von hoher Qualität zu ersetzen, welche die Werte und Traditionen der Region verkörpern», sagte der MBC-Sprecher Masen Hajek am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

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