Grossbritannien Sechs auf einen Streich: Weitere Rücktritte in London

SDA

6.7.2022 - 16:18

Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, verlässt die 10 Downing Street in Westminster, um an der wöchentlichen Fragestunde «Prime Minister's Questions» (Fragen an den Premierminister) teilzunehmen. Foto: Frank Augstein/AP/dpa
Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, verlässt die 10 Downing Street in Westminster, um an der wöchentlichen Fragestunde «Prime Minister's Questions» (Fragen an den Premierminister) teilzunehmen. Foto: Frank Augstein/AP/dpa
Keystone

Der britische Premierminister Boris Johnson verliert rasant an Rückhalt in den eigenen Reihen. Am frühen Mittwochnachmittag traten gleich fünf Staatssekretärinnen und Staatssekretäre um die Gleichstellungsbeauftragte Kemi Badenoch auf einen Schlag zurück.

Es werde immer deutlicher, dass die Regierung nicht mehr funktioniere, schrieben sie. Alle gelten als junge, aufstrebende Polittalente.

Kurz danach folgte mit Mims Davies eine weitere Staatssekretärin. Damit legten bisher 28 Amtsträger von Johnsons Konservativer Partei wegen des Verhaltens des Regierungschefs ihre Posten nieder, wie der Sender Sky News berichtete.

Unter den Zurückgetretenen waren auch der stellvertretende Generalstaatsanwalt für England und Wales, Alex Chalk, sowie mehrere sogenannte Parliamentary Private Secretaries (PPS), die als «Augen und Ohren» der Ressortchefs im Parlament gelten. Die Regierungskrise war am Dienstagabend mit den Rücktritten von Gesundheitsminister Sajid Javid und Finanzminister Rishi Sunak ausgelöst worden. Bisher sind aber alle anderen Ressortchefs noch im Amt.

Nach Zählungen von Denkfabriken waren bisher rund 150 konservative Abgeordnete in irgendeiner Form Mitglied der Regierung. Das ist gängige Praxis in Grossbritannien. Mit den Ernennungen auf teils bezahlte, teils unbezahlte Posten wollen Premierminister die Fraktionsmitglieder eng an sich binden und parteiinterne Rebellionen im Keim ersticken. Dieser Plan dürfte nun für Johnson nicht mehr funktionieren. Ein weiteres Misstrauensvotum wurde in Kürze erwartet.

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