Ukraine-ÜbersichtSchwere Kämpfe um Bachmut +++ «Putins Koch» schimpft über fehlende Kriegshilfe reicher Russen
Agenturen/Red
25.12.2022
«Alles ist kaputt»: Ukrainer kehren in zerstörtes Dorf zurück
Nach russischen Angriffen liegt das Dorf Oleksandriwka in der Region Cherson Südukraine in Trümmern. Die russische Armee hatte es lange unter ihrer Kontrolle. Nach der Befreiung durch die ukrainische Armee kehren einige Bewohner zurück.
25.12.2022
Zu Weihnachten appelliert der ukrainische Präsident Selenskyj an seine Landsleute, trotz der Härten des Kriegs kämpferisch zu bleiben. Unterdessen toben weiter heftige Kämpfe um die Frontstadt Bachmut. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Agenturen/Red
25.12.2022, 19:42
25.12.2022, 19:55
Agenturen/Red
Die russischen Invasionstruppen haben ihre Angriffe gegen die Frontstadt Bachmut im Osten der Ukraine fortgesetzt. Dabei seien den Angreifern «systematische schwere Verluste» zugefügt worden, sagte am Sonntag Serhij Tscherwatko, Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. Allein seit Samstag seien mindestens 50 russische Soldaten getötet und weitere 80 verwundet worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Stadt Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der Front im Osten der Ukraine. Ein Durchbruch an dieser Stelle würde den russischen Truppen ein Vordringen tief ins Hinterland der ukrainischen Linien ermöglichen. Die Stadt ist inzwischen von den Verteidigern zur Festung ausgebaut worden.
Nach den Worten des Verwaltungschefs der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, scheiterten neben den regulären russischen Truppen auch Söldner der sogenannten «Wagner»-Truppe sowie tschetschenische Kämpfer von Republikchef Ramsan Kadyrow bei ihren Angriffen gegen Bachmut. «Sie wollen dem Bunker-Opa (Kremlchef Wladimir Putin) zeigen, was sie können», sagte er auf Telegram. «Bisher aber verlieren sie nur tausende Soldaten, die für immer dort liegen bleiben.»
Der Finanzier der russischen Privatarmee «Wagner», Jewgeni Prigoschin, hat in einem Fernsehinterview ein fehlendes Engagement von Oligarchen und Reichen in Moskaus Krieg gegen die Ukraine beklagt. «Sie haben Angst. Ihnen gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken abtauchen und sich vergnügen», sagte der 61-Jährige, der sich sonst nicht in Medien zeigt, am Samstag in einem Interview mit dem russischen staatlichen TV-Sender RT. Er sprach sich dafür aus, diesen russischen Landsleuten alles wegzunehmen. Dann wären auch sie aus seiner Sicht bereit, sich für die Front einzusetzen.
«Man muss irgendwann begreifen, dass man sich trennen muss von allem, was man hat, also von der verführerischen Welt, den Restaurants, Kurorten, Datschen, Schwimmbecken», sagte er. «Je schneller ihnen alles genommen wird, desto besser.» Prigoschin ist wie viele reiche Russen mit Sanktionen des Westens belegt - wegen der Unterstützung für den Krieg in der Ukraine.
Der Geschäftsmann gilt als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin. Er wird aus ihrer früheren Zeit in St. Petersburg auch «Putins Koch» genannt, weil er den Politiker dort in seinem Restaurant bewirtete. Prigoschin, der vom FBI in den USA wegen Einmischung in die Wahlen gesucht wird, hatte sich zuletzt offen als Mann hinter der unter anderem aus Freiwilligen und Strafgefangenen gebildeten «Wagner»-Gruppe zu erkennen gegeben. Er kritisiert immer wieder auch Fehler der russischen Militärführung im Krieg gegen die Ukraine.
Prigoschin hatte sich am Samstag in St. Petersburg auf einem Friedhof bei der Beerdigung eines im Krieg in der Ukraine getöteten «Wagner»-Kämpfers öffentlich gezeigt. Staatsmedien in Russland behandelten das wie eine Sensation, weil sich Prigoschin zwar zuletzt häufig äusserte, aber nicht vor der Kamera zeigte.
Für den Geschäftsmann war die Beerdigung ein Erfolg in seinem Machtkampf mit den Behörden von St. Petersburg, die dem Toten, einem verurteilten Straftäter, auf dem militärischen Teil des Friedhofs zunächst nicht hatten die Ehre erweisen wollen. Prigoschin hingegen lobte den Mann als «wahren Patrioten». Er betonte, dass an der Front alle gleich seien. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) wertete den Auftritt und das Interview als neuen Versuch Prigoschins, in der russischen Gesellschaft an Ansehen und Einfluss zu gewinnen.
Putin sieht Russland nach zehn Monaten Krieg auf richtigem Weg
Zehn Monate nach Beginn seines Krieges gegen die Ukraine sieht Kremlchef Wladimir Putin Russland trotz der wachsenden Spannungen mit dem Westen auf dem richtigen Kurs. «Ich denke, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, wir schützen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger, unser Menschen», sagte der 70-Jährige in einem am Sonntag vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Kurzinterview.
Darin betonte der Präsident erneut, dass Russland bereit sei zu Verhandlungen für eine Lösung des Konflikts um die Ukraine. «Wir sind bereit, uns mit allen Beteiligten des Prozesses auf irgendwelche annehmbaren Lösungen zu einigen. Aber das ist deren Sache. Nicht wir lehnen Verhandlungen ab, sondern sie», sagte Putin. Er hatte den Krieg vor zehn Monaten am 24. Februar begonnen.
Dagegen werfen die USA, andere westliche Staaten und vor allem die Ukraine Russland vor, nicht ernsthaft verhandeln zu wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat immer wieder gesagt, den Krieg auf dem Schlachtfeld entscheiden zu wollen. Verhandlungen könne es nur geben, wenn Russland seine Truppen aus der Ukraine abziehe.
Putin reagierte in dem Interview auf die Frage, ob nicht inzwischen eine gefährliche Linie in dem Konflikt mit dem Westen erreicht sei. Das wies Putin zurück. Es gebe keine andere Wahl, Russland habe bereits seit 2014 versucht, den Konflikt friedlich zu lösen. Moskau sieht die westlichen Staaten — allen voran die USA — wegen der Waffenlieferungen an die Ukraine als Kriegspartei. Putin warf dem Westen zudem erneut vor, 2014 den Sturz des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch herbeigeführt zu haben.
Die Ereignisse des Tages im Überblick:
Das Wichtigste in Kürze
Am ersten Weihnachtsfeiertag wurde in der Ukraine zweimal ein landesweiter Fliegeralarm ausgelöst.
In einem Kurzinterview im russischen TV wiederholt der russische Präsident Wladimir Putin Attacken gegen den Westen und die Ukraine und gibt vor, bereit für Verhandlungen zu sein.
Der chinesische Aussenminister Wang Yi verteidigt die Haltung seines Land zum Krieg in der Ukraine und kündigt den Ausbau der Beziehungen zu Russland an.
Präsident Selenskyj gibt an Weihnachten Durchalteparolen aus.
Ein russischer Bombenangriff auf Cherson fordert zehn Menschenleben.
US-amerikanische Analysten halten einen russischen Angriff auf die Ukraine aus Belarus für möglich, aber unwahrscheinlich.
Wir beenden den Live-Ticker am 1. Weihnachtsfeiertag
19.36 Uhr
Putin will laut Selenskyj-Berater sicher nicht verhandeln
Trotz mehrfach angedeuteter Gesprächsbereitschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg hält Kiew nichts von den Worten des Kremlchefs. «Russland will keine Verhandlungen und versucht, sich der Verantwortung (für den Krieg) zu entziehen», twitterte Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. «Daher ist es offensichtlich, dass wir uns zu einem Tribunal bewegen.»
Nach den Vorstellungen Kiews soll sich die politische und militärische Führung Russlands wegen des Angriffskriegs vor einem Internationalen Gerichtshof nach dem Vorbild des Nürnberger Tribunals verantworten.
«Das Subjekt Putin sollte zur Realität zurückkehren: Russland allein hat die Ukraine angegriffen und tötet ihre Bürger», schrieb Podoljak weiter. Andere «Seiten, Motive oder Geopolitik» gebe es nicht.
Kremlchef Putin hat in den vergangenen Tagen mehrfach Verhandlungsbereitschaft angedeutet, ohne jedoch auf die von Kiew gestellten Vorbedingungen einzugehen. Während Moskau auf Basis des heutigen Frontverlaufs verhandeln würde, fordert Kiew zunächst den vollständigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, inklusive der Krim, sowie Reparationszahlungen.
18.55 Uhr
Russischer Stab laut Kiew bei Offiziersbesprechung getroffen
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung bei einem Angriff in der Region Cherson im Süden des Landes eine russische Kommandostelle ausser Gefecht gesetzt. Der Stab in der Ortschaft Sabaryne sei während einer Offiziersbesprechung angegriffen worden, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee in Kiew mit. Dabei seien mindestens 70 Soldaten verwundet worden, die Zahl der Toten stehe zunächst nicht fest. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Im Verlauf des Kriegs haben die ukrainischen Verteidiger wiederholt russische Kommandozentralen und Befehlsstellen angegriffen. Diese waren entweder durch Überwachung des Funkverkehrs oder auch des Mobilfunknetzes lokalisiert worden. Dabei wurden bereits mehrere ranghohe russische Offiziere getötet.
17.18 Uhr
Schwere Kämpfe um ostukrainische Frontstadt Bachmut dauern an
Die russischen Invasionstruppen haben ihre Angriffe gegen die Frontstadt Bachmut im Osten der Ukraine fortgesetzt. Dabei seien den Angreifern «systematische schwere Verluste» zugefügt worden, sagte Serhij Tscherwatko, Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. Allein seit Samstag seien mindestens 50 russische Soldaten getötet und weitere 80 verwundet worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Stadt Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der Front im Osten der Ukraine. Ein Durchbruch an dieser Stelle würde den russischen Truppen ein Vordringen tief ins Hinterland der ukrainischen Linien ermöglichen. Die Stadt ist inzwischen von den Verteidigern zur Festung ausgebaut worden.
Nach den Worten des Verwaltungschefs der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, scheiterten neben den regulären russischen Truppen auch Söldner der sogenannten «Wagner»-Truppe sowie tschetschenische Kämpfer von Republikchef Ramsan Kadyrow bei ihren Angriffen gegen Bachmut. «Sie wollen dem Bunker-Opa (Kremlchef Wladimir Putin) zeigen, was sie können», sagte er auf Telegram. «Bisher aber verlieren sie nur tausende Soldaten, die für immer dort liegen bleiben.»
16.49 Uhr
Gasspeicherstand in Deutschland steigt dritten Tag in Folge
Dank des vergleichsweise milden Wetters wird wieder Erdgas in Deutschland eingespeichert. Der Füllstand in allen Speichern betrug am Freitag 87,59 Prozent der maximalen Menge, wie am Sonntag aus Daten des europäischen Speicherverbandes GIE hervorging. Es war demnach ein Plus von 0,15 Punkten und der dritte Anstieg in Folge.
Mitte Dezember herrschte noch Dauerfrost in weiten Teilen des Landes. Das hatte einen direkten Einfluss auf die Speicherstände: So sank der Füllstand den Daten zufolge zwischen dem 12. und 15. Dezember viermal in Folge um jeweils mehr als einen Prozentpunkt. Eine weitere Kältewelle ist vorerst nicht in Sicht.
Seit dem Lieferstopp durch Russland versuchen Deutschland und andere europäische Staaten, das Gas von dort durch Gas aus anderen Quellen zu ersetzen. Helfen sollen etwa neue Terminals für die Einfuhr verflüssigten Erdgases.
16.16 Uhr
Zweiter Fliegeralarm am ersten Weihnachtsfeiertag
Laut übereinstimmenden Medienberichten hat es am ersten Weihnachtsfeiertag den zweiten landesweiten Fliegeralarm in der Ukraine gegeben.
Putin sieht Russland nach zehn Monaten Krieg auf richtigem Weg
In dem vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Kurzinterview betonte Wladimir Putin Präsident erneut, dass Russland bereit sei zu Verhandlungen für eine Lösung des Konflikts um die Ukraine. «Wir sind bereit, uns mit allen Beteiligten des Prozesses auf irgendwelche annehmbaren Lösungen zu einigen. Aber das ist deren Sache. Nicht wir lehnen Verhandlungen ab, sondern sie», sagte Putin. Er hatte den Krieg vor zehn Monaten am 24. Februar begonnen.
Dagegen werfen die USA, andere westliche Staaten und vor allem die Ukraine Russland vor, nicht ernsthaft verhandeln zu wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat immer wieder gesagt, den Krieg auf dem Schlachtfeld entscheiden zu wollen. Verhandlungen könne es nur geben, wenn Russland seine Truppen aus der Ukraine abziehe.
Putin reagierte in dem Interview auf die Frage, ob nicht inzwischen eine gefährliche Linie in dem Konflikt mit dem Westen erreicht sei. Das wies Putin zurück. Es gebe keine andere Wahl, Russland habe bereits seit 2014 versucht, den Konflikt friedlich zu lösen. Moskau sieht die westlichen Staaten — allen voran die USA — wegen der Waffenlieferungen an die Ukraine als Kriegspartei. Putin warf dem Westen zudem erneut vor, 2014 den Sturz des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch herbeigeführt zu haben.
Der Finanzier der russischen Privatarmee «Wagner», Jewgeni Prigoschin, hat in einem Fernsehinterview ein fehlendes Engagement von Oligarchen und Reichen in Moskaus Krieg gegen die Ukraine beklagt. «Sie haben Angst. Ihnen gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken abtauchen und sich vergnügen», sagte der 61-Jährige, der sich sonst nicht in Medien zeigt, in einem Interview mit dem russischen staatlichen TV-Sender RT. Er sprach sich dafür aus, diesen russischen Landsleuten alles wegzunehmen. Dann wären auch sie aus seiner Sicht bereit, sich für die Front einzusetzen.
«Man muss irgendwann begreifen, dass man sich trennen muss von allem, was man hat, also von der verführerischen Welt, den Restaurants, Kurorten, Datschen, Schwimmbecken», sagte er. «Je schneller ihnen alles genommen wird, desto besser.» Prigoschin ist wie viele reiche Russen mit Sanktionen des Westens belegt — wegen der Unterstützung für den Krieg in der Ukraine.
Der Geschäftsmann gilt als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin. Er wird aus ihrer früheren Zeit in St. Petersburg auch «Putins Koch» genannt, weil er den Politiker dort in seinem Restaurant bewirtete. Prigoschin, der vom FBI in den USA wegen Einmischung in die Wahlen gesucht wird, hatte sich zuletzt offen als Mann hinter der unter anderem aus Freiwilligen und Strafgefangenen gebildeten «Wagner»-Gruppe zu erkennen gegeben. Er kritisiert immer wieder auch Fehler der russischen Militärführung im Krieg gegen die Ukraine.
Prigoschin hatte sich am Samstag in St. Petersburg auf einem Friedhof bei der Beerdigung eines im Krieg in der Ukraine getöteten «Wagner»-Kämpfers öffentlich gezeigt. Staatsmedien in Russland behandelten das wie eine Sensation, weil sich Prigoschin zwar zuletzt häufig äusserte, aber nicht vor der Kamera zeigte.
Für den Geschäftsmann war die Beerdigung ein Erfolg in seinem Machtkampf mit den Behörden von St. Petersburg, die dem Toten, einem verurteilten Straftäter, auf dem militärischen Teil des Friedhofs zunächst nicht hatten die Ehre erweisen wollen. Prigoschin hingegen lobte den Mann als «wahren Patrioten». Er betonte, dass an der Front alle gleich seien. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) wertete den Auftritt und das Interview als neuen Versuch Prigoschins, in der russischen Gesellschaft an Ansehen und Einfluss zu gewinnen.
13.37 Uhr
China will Beziehungen zu Russland vertiefen
Der chinesische Aussenminister Wang Yi hat die Haltung seines Land zum Krieg in der Ukraine verteidigt und einen Ausbau der Beziehungen zu Russland im kommenden Jahr angekündigt. China werde «das strategische gegenseitige Vertrauen und die gegenseitige nützliche Zusammenarbeit» mit Russland vertiefen, sagte Wang in einer Videoansprache bei einer Konferenz in Peking.
In Bezug auf «die Ukraine-Krise» habe China stets die grundlegenden Prinzipien von Objektivität und Unparteilichkeit hochgehalten und weder eine der Seiten begünstigt noch Öl ins Feuer gegossen, sagte Wang laut einer offiziellen Wiedergabe seiner Äusserungen. Zugleich machte er die USA für die Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden weltweit grössten Volkswirtschaften verantwortlich. Peking habe die «irrige China-Politik der USA» entschieden zurückgewiesen, sagte er.
Peking hat es abgelehnt, die russische Invasion in die Ukraine zu verurteilen und kritisiert die vom Westen gegen Moskau verhängten Sanktionen. China hat seine Ölimporte aus Russland in diesem Jahr gesteigert, die Luftwaffen und Kriegsschiffe beider Länder hielten in den vergangenen Wochen gemeinsame Übungen ab.
12.46 Uhr
Papst-Aufruf an Weihnachten: Blickt in die Gesichter der Ukrainer!
In seiner Weihnachtsbotschaft hat Papst Franziskus für mehr Friedensbemühungen in der Ukraine, Syrien, dem Nahen Osten und anderen Konfliktregionen geworben. Vom Balkon der Petersdoms in Rom aus klagte das Oberhaupt der Katholiken am ersten Weihnachtsfeiertag, «dass, während uns der Friedensfürst geschenkt wird, weiterhin Winde des Krieges eiskalt über die Menschheit hinweg wehen».
Franziskus ermunterte die Gläubigen, an das Gesicht des neugeborenen Jesus in der Krippe zu denken. «Und in diesem kleinen, unschuldigen Gesicht erkennen wir die Gesichter der Kinder, die sich in allen Teilen der Welt nach Frieden sehnen», sagte der 86-Jährige, ehe er den zigtausend Menschen auf dem Petersplatz und allen Christen den Segen «Urbi et Orbi», der Stadt und dem Erdkreis, spendete.
Vor allem der blutige Konflikt in der Ukraine prägt und überschattet dieses Weihnachten. «Unser Blick möge die Gesichter unserer ukrainischen Brüder und Schwestern aufnehmen, die dieses Weihnachten im Dunkeln, in der Kälte oder weit weg von ihrem Zuhause erleben – aufgrund der Zerstörung, die zehn Monate Krieg verursacht haben», sagte Franziskus. Er bat Gott, «den Verstand jener zu erleuchten, die die Macht haben, die Waffen zum Schweigen zu bringen und diesem sinnlosen Krieg ein sofortiges Ende zu setzen! Leider zieht man es vor, anderen Erwägungen Gehör zu schenken, die von der Logik der Welt diktiert werden. Aber die Stimme des Kindes, wer hört auf die?»
12.25 Uhr
Putin: Westen will Russland «auseinanderreissen»
Kreml-Chef Wladimir Putin beschuldigt den Westen, Russland «auseinanderreissen» zu wollen. In Auszügen aus einem Interview, das im Staatsfernsehen ausgestrahlt werden sollte, sagte Putin: «Der Kern des Ganzen ist die Politik unserer geopolitischen Gegner, die darauf abzielt, Russland, das historische Russland, zu zerreissen.» Sie hätten «immer versucht, ‹zu teilen und zu erobern›». Sein Ziel sei «etwas anderes — das russische Volk zu vereinen».
Putin rechtfertigt die seit zehn Monaten andauernde Offensive in der Ukraine mit dem Konzept des «historischen Russlands», wonach Ukrainer und Russen ein Volk seien. «Wir handeln in die richtige Richtung, wir schützen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger, unseres Volkes», sagte Putin. Er warf Kiew und dem Westen vor, im Gegensatz zu Moskau nicht zu Verhandlungen bereit zu sein.
Putin bekräftigte zudem, das der Ukraine von den USA versprochene moderne Luftabwehrsystem vom Typ Patriot zu vernichten. «Natürlich werden wir es zerstören, 100 Prozent!», sagte Putin in Bezug auf das System, dessen Lieferung dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch Mitte der Woche in Washington von US-Präsident Joe Biden zugesagt worden war.
11.30 Uhr
Zahl der Toten in Cherson steigt auf 16
In der südukrainischen Stadt Cherson ist die Zahl der Toten durch Artilleriebeschuss und Explosionen nach Behördenangaben auf 16 gestiegen. Zudem seien 64 Menschen durch russische Angriffe verletzt worden, teilte der ukrainische Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Sonntag in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch drei Männer, die bei Minenräumarbeiten ums Leben gekommen seien.
Tote und Verletzte bei Luftangriffen auf Cherson
Bei einem russischen Angriff auf das Zentrum der südukrainischen Stadt Cherson sind nach Angaben der Regierung in Kiew mindestens sieben Menschen getötet, fast 60 weitere verletzt worden. Wenig später verurteilt Selenskyj die Angriffe als «Terror».
25.12.2022
Am Vortag hatte Januschewitsch von 10 Toten und 55 Verletzten gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte dazu bei Telegram Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der russischen Besatzung befreiten Stadt. Selenskyj verurteilte den Angriff als weiteres Verbrechen des «Terrorstaates» Russland direkt vor Weihnachten. Es gebe dort keine militärischen Ziele, betonte Selenskyj. Das sei kein Krieg. «Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen», sagte er.
In allen Regionen der Ukraine sind am Morgen des 25. Dezember die Luftalarm-Sirenen losgegangen. Grund dafür könnten russische Kampfjets sein, die in Belarus Richtung Ukraine gestartet sind. Die Berichte lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Nach neuen russischen Angriffen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer emotionalen Videobotschaft zu Weihnachten die Menschen zum Durchhalten aufgerufen. «Wir haben Angriffe, Drohungen, atomare Erpressung, Terror und Raketenschläge ausgehalten. Lasst uns diesen Winter überstehen, weil wir wissen, wofür wir kämpfen», sagte Selenskyj in einem am Heiligabend verbreiteten Video. Er stand dabei im Dunkeln auf der Strasse mit einem Weihnachtsbaum und spärlichem Licht im Hintergrund.
«Wir glauben, dass Tränen der Freude weichen werden, dass Hoffnung nach Verzweiflung kommt und Tod durch Leben besiegt wird», sagte Selenskyj. Millionen Menschen in der Ukraine und in der Welt feierten in diesen Tagen Weihnachten, sagte er. Der Präsident erinnerte an die Ukrainer, die ins Ausland geflohen sind oder Weihnachten in russischer Gefangenschaft verbringen müssen. «Wir werden allen ukrainischen Frauen und Männern ihre Freiheit zurückbringen.»
Nach den russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur des Landes könnten in diesem Jahr die Strassen und Häuser nicht so hell erstrahlen wie sonst, sagte Selenskyj. Doch könne keine russische Drohne und keine Rakete den Geist von Weihnachten brechen. «Und auch in totaler Finsternis werden wir einander finden, um uns fest zu umarmen. Und wenn es keine Heizung gibt, werden wir uns mit einer grossen Umarmung wärmen», sagte Selenskyj. «Wir werden nicht auf ein Wunder warten, sondern es selbst schaffen.»
8 Uhr
Kiew: 10 Tote und 55 Verletzte durch russischen Beschuss von Cherson
Breites Entsetzen lösten neue russische Angriffe auf die südukrainische Stadt Cherson aus. Dabei wurden 10 Menschen getötet und 55 weitere verletzt, wie Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Samstagabend im ukrainischen Fernsehen mitteilte. 18 Menschen seien schwer verletzt worden. Der Vizechef des Präsidialamtes in Kiew, Kyrylo Tymoschenko, veröffentlichte dazu in seinem Telegram-Kanal Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der russischen Besatzung befreiten Stadt.
Nach ukrainischen Angaben beschiessen russische Truppen die Stadt weiter aus anderen Teilen des besetzten Gebiets Cherson. Der Grossteil des Gebiets wird weiterhin von russischen Truppen kontrolliert. Russland hat die Region Cherson völkerrechtswidrig annektiert.
Selenskyj verurteilte den Angriff als weiteres Verbrechen des «Terrorstaates» Russland direkt vor Weihnachten. Die Fotos der Toten würden von sozialen Netzwerken sicher markiert wegen des Inhalts. «Aber das ist kein sensibler Inhalt, das ist das reale Leben der Ukraine und der Ukrainer», sagte er. «Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen», meinte er. «Die Welt muss sehen und verstehen, welches absolute Böse wir bekämpfen.»
This is not sensitive content – it's the real life of 🇺🇦. Kherson. On the eve of Christmas, in the central part of the city. It's terror, it's killing for the sake of intimidation and pleasure. The world must see what absolute evil we are fighting against. #russiaisateroriststatepic.twitter.com/ll1KAjHRom
Angst vor möglichem russischen Angriff von Belarus auf Ukraine
Angesichts einer russischen Truppenkonzentration in Belarus halten sich Ängste in Kiew vor einem möglichen neuen Angriff von dort aus auf den Norden der Ukraine. Russland schafft nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Belarus weiter die Voraussetzungen für einen möglichen Angriff. Die ISW-Experten meinten zwar, dass ein solcher Angriff weiter unwahrscheinlich, aber möglich sei. Als Indiz dafür sehe man die Einrichtung eines Feldlazaretts. «Feldhospitäler sind nicht notwendig für Übungen und können ein Hinweis auf die Vorbereitung von Kampfhandlungen sein», hiess es.
In Belarus hat der von Moskau politisch und finanziell abhängige Machthaber Alexander Lukaschenko seine Militärbasen für Angriffe auf die Ukraine zur Verfügung gestellt. Die Ukraine sieht Belarus als Kriegspartei. Dagegen betont Lukaschenko, der am Samstag zu einem neuen Besuch in Moskau eintraf, sich nicht an dem Krieg zu beteiligen. Lukaschenko und Putin treffen sich am 26. und 27. Dezember zu einem weiteren informellen Gipfel der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).
#Moscow has been setting conditions for a new most dangerous course of action (MDCOA), a renewed invasion of northern #Ukraine possibly aimed at #Kyiv, since at least October. This MDCOA could be a Russian info op or could reflect Putin’s real intentions.https://t.co/zzLplxCaExpic.twitter.com/S47kSwIcNo