Strafe für Iranerin sorgt für Empörung Sie erträgt lieber Peitschenhiebe, als ein Kopftuch zu tragen

SDA, red.

7.1.2024 - 10:59

Frauen im Iran hoffen auf den Wandel

Frauen im Iran hoffen auf den Wandel

Die prekäre Lage der Frauen im Iran ist mit dem Tod von Mahsa Amini im vergangenen Jahr wieder in den Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit geraten.

08.03.2023

Wie andere Frauen im Iran weigerte sich auch Roja Heschmati, das vorgeschriebene Kopftuch zu tragen – dafür wurde die Aktivistin jetzt zu 74 Peitschenhieben verurteilt. Die Bestrafung sorgt für Empörung. 

Keystone-SDA, SDA, red.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die 33-jährigen Menschenrechtsaktivistin Roja Heschmati wurde im Iran zu 74 Peitschenhieben verurteilt – weil sie kein Kopftuch tragen wollte.
  • Die junge Frau hat auf Facebook auf die Vollstreckung der Strafe aufmerksam gemacht und diese eindrücklich geschildert.
  • Das sorgt nun für Empörung unter Iraner*innen.

Im Iran hat die Auspeitschung einer 33-Jährigen einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Wie Menschenrechts-Aktivist*innen am Samstag berichteten, bestrafte die iranische Justiz die kurdische Aktivistin Roja Heschmati in der Hauptstadt Teheran mit insgesamt 74 Peitschenhieben.

Die Frau hatte selbst auf Facebook auf die Vollstreckung der Strafe aufmerksam gemacht und diese eindrücklich geschildert. Die iranische Justiz bestätigte die Vollstreckung der Peitschenhiebe. Diese seien im Rahmen des Gesetzes erfolgt, meldete das Justizportal «Misan». In den sozialen Medien sorgte der Fall unter Iraner*innen für Empörung.

Laut der Zeitung «Shargh» wurde Heschmati im April 2023 nach der Veröffentlichung eines Fotos ohne das im Iran obligatorische Kopftuch festgenommen. Sie habe sich danach gegen zahlreiche juristische Vorwürfe wehren müssen. Eine mehr als 13-jährige Haftstrafe habe sie erfolgreich anfechten können, sagte ihr Anwalt der Zeitung. Es blieb aber bei der Verurteilung zu den Peitschenhieben wegen «moralischer Verstösse».

«Mittelalterliche Folterkammer»

Auf ihrem Facebook-Profil – das mittlerweile nicht mehr öffentlich einsehbar ist – machte Heschmati bereits im Oktober das gegen sie erlassene Urteil bekannt.

Am 3. Januar schrieb sie, dass sie mit ihrem Anwalt nach einer Vorladung vor den Behörden erschienen sei. Ihr Kopftuch habe sie trotz wiederholter Aufforderung abgelegt – aus Protest. Den Ort, in dem sie ausgepeitscht wurde, beschrieb sie als «mittelalterliche Folterkammer».

Frauen lehnen sich gegen Kopftuchzwang auf

Ein angeblicher Verstoss gegen die Kopftuchpflicht stand auch am Anfang des Falles der jungen Kurdin Jina Masha Amini, deren Tod vor mehr als einem Jahr anhaltende Massenproteste im Iran ausgelöst hat. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Strassen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren.

Amini war nach einem mutmasslich gewaltsamen Zusammenstoss mit den berüchtigten Sittenwächtern ins Koma gefallen und kurz darauf verstorben. Der Staat reagierte mit äusserste Härte. Inzwischen widersetzen sich immer mehr Frauen der Kopftuchpflicht.

Die getötete Kurdin Masha Amini wurde zu einem Symbol des Widerstands gegen das iranische Regime. Im Bild: Teilnehmer*innen einer Solidaritätskundgebung in Berlin. 
Die getötete Kurdin Masha Amini wurde zu einem Symbol des Widerstands gegen das iranische Regime. Im Bild: Teilnehmer*innen einer Solidaritätskundgebung in Berlin. 
Paul Zinken/dpa