Arbeitskonflikt Smood-Angestellte stimmen Gesamtarbeitsvertrag zu

misc, sda

25.5.2022 - 14:52

Noch im November demonstrierten Smood-Mitarbeitende in Lausanne. (Archivbild)
Noch im November demonstrierten Smood-Mitarbeitende in Lausanne. (Archivbild)
Keystone

Die Kurierinnen und Kuriere des Essenslieferdienstes Smood erhalten einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Sie haben sich in einer Abstimmung für das Vertragswerk ausgesprochen. Während die Gewerkschaft Syndicom zufrieden ist, übt die Unia heftige Kritik.

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323 Personen stimmten für den GAV, 22 dagegen, wie die Gewerkschaft Syndicom am Mittwoch mitteilte. Sie hatte die neuen Arbeitsbedingungen ausgehandelt. Insgesamt arbeiten rund 1200 Kurierinnen und Kuriere bei Smood.

Garantierte Einsatzstunden

Unter anderem hält der Gesamtarbeitsvertrag einen Mindestlohn von 23 Franken pro Stunde und einen Zuschlag von fünf Prozent für Sonntagsarbeit fest. Ferner dürfen die Kurierinnen und Kuriere nicht für weniger als zwei Stunden aufgeboten werden, und pro Wochen werden ihnen mindestens vier Einsatzstunden garantiert.

In Kraft treten soll der GAV im Oktober, wie Smood in einer Stellungnahme mitteilte. Der Verwaltungsrat des Essenslieferanten habe dem Vertrag bereits zugestimmt. Smood sei in Europa das einzige Unternehmen seiner Art, das den Weg des Dialogs mit der Arbeitnehmerseite gewählt habe, liess sich Chef und Gründer Marc Aeschlimann im Communiqué zitieren.

Das Unternehmen sieht in dem Votum des Personals auch einen auch einen Vertrauensbeweis. Nun sei es an Bund und Kantonen, für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen und Dumping zu unterbinden, hiess es in der Mitteilung von Smood weiter. Man sei stolz, erneut eine Pionierrolle in der Branche zu spielen.

Smood und Syndicom hatten vergangene Woche die Einigung auf einen Vertragsentwurf verkündet, die Arbeitnehmenden hatten danach darüber zu befinden. Die Gewerkschaft sieht eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei Smood und erhofft sich eine Signalwirkung des GAV für die ganze Branche.

Uneinigkeit zwischen Gewerkschaften

Ganz anders tönt es von der Gewerkschaft Unia. Smood gehe antidemokratisch vor und missachte die die Koalitionsfreiheit, schrieb sie am Mittwoch in einem Communiqué. Der GAV sei «mit einer vom Arbeitgeber ausgesuchten Minderheitsgewerkschaft» abgeschlossen worden. Es handle sich um einen Alibi-GAV mit unklaren Formulierungen. Der Mindestlohn bringe keine echte Verbesserung, zudem werde ein ultraflexibles Arbeitszeitmodell festgeschrieben.

Kritik übte die Unia auch am Konsultationsverfahren. Die Betroffenen hätten nur 24 Stunden Zeit gehabt, sich eine Meinung zu bilden. Rückfragen seien nicht möglich gewesen, und abgestimmt worden sei über eine vom Arbeitgeber kontrollierte App.

Der Einigung zwischen Smood und Syndicom war ein längerer Arbeitskonflikt vorausgegangen. In elf Städten der Romandie streikten die Kuriere während fünf Wochen. Noch Anfang Jahr war ein vom Kanton Genf initiiertes Schlichtungsverfahren gescheitert.