Musk bangt um UmsätzeSo hält Trump seine Hand über den reichsten Mann der Welt
Philipp Dahm
12.3.2025
«Es gibt kein besseres Team»: Elon Musk (links) und Donald Trump am 11. März vor dem Weissen Haus.
Bild:Keystone
Bei einem speziellen Auftritt macht Donald Trump vor dem Weissen Haus Werbung für Tesla und Elon Musk. Der kann jede Hilfe brauchen: Nach SpaceX-Explosionen und der Tesla- und X-Talfahrt ist nun Starlink im Visier.
Milliardäre müssen dieser Tage Federn lassen. Zugegeben: Vor Donald Trumps Amtseinführung haben sie von steigenden Kursen profitiert. Doch in den sieben Wochen nach dem 20. Januar geht es abwärts.
Mark Zuckerberg (Facebook) und Bernard Arnault (Moët Hennessy Louis Vuitton SE) verlieren in diesem Zeitraum 5 Milliarden Dollar, Sergey Brins (Google) Vermögen nimmt um 22 Milliarden ab und Jeff Bezos (Amazon) wird sogar um 29 Milliarden Dollar leichter.
Den Vogel schiesst aber Elon Musk ab, rechnet «Bloomberg» am 10. März vor: 129 Milliarden Dollar hat der reichste Mann der Welt eingebüsst.
Die Kursverluste von Tesla an jenem Montag rechnet das Blatt dabei noch nicht einmal mit ein: Eine Cyber-Attacke auf seine Plattform X und eine UBS-Warnung vor sinkenden Tesla-Absätzen kosten den Südafrikaner allein an diesem Börsentag weitere 18 Milliarden Dollar, staunt der «Independent».
Und das Wirtschaftsmagazin «Fortune» schreibt von einem «Blutbad».
Tesla-Boykott «illegal und abgekartet»
Elon Musk ist zu einem Blitzableiter für all jene geworden, die entweder mit seiner politischen Einflussnahme in Europa oder aber seiner Arbeit in der Effizienzabteilung DOGE nicht einverstanden sind:
Online manifestiert sich ihr Frust auf X und physisch an Tesla-Fahrzeugen oder -Filialen. Die Talfahrt ist derart rasant, dass sich nun sogar Donald Trump als Bremser versucht.
Elon Musk almost on the verge of tears as he contemplates his imploding empire..
This will one day be a case study at Business Schools for years to come about how NOT to do Business PR/Business Public Policy relationships.. pic.twitter.com/hfDmdEE7EW
— Former Kleva Black🇿🇦 🇿🇦#FreeCongo#FreeSudan (@SneKhumaloSA) March 11, 2025
Der 53-jährige Unternehmer mache einen «fantastischen Job», preist Trump ihn am 11. März in Grossbuchstaben an. Ein Boykott gegen Tesla sei «illegal und abgekartet», behauptet der US-Präsident: Schuld seien «radikale linke Irre».
Er werde sich alsbald einen Tesla kaufen, um Werbung für Musk zu machen, tönt der 78-jährige US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social.
Der New Yorker hält noch am selben Tag Wort – zumindest, was die Reklame angeht: «Trump spielt Tesla-Verkäufer, während Musks Vermögen einbricht», lästert «The Daily Beast».
«Trump macht den Rasen des Weissen Hauses zum Tesla-Ausstellungsraum», titelt «NBC News». Es ist wirklich sonderbar, was gestern in Washington D.C., der Hauptstadt der USA, passiert ist.
Vom Inlandsterrorismus bis nach Russland
Musk werde «von einer sehr kleinen Gruppe» von Leuten «sehr unfair» behandelt, sagt Trump bei dem Pressetermin. Dabei sei der doch so ein Patriot, baue so tolle Autos und bewirke so viel in der Regierung: 500 Milliarden habe er schon eingespart – eine abenteuerliche Behauptung. «
Donald Trump doing a Tesla infomercial for Elon Musk—his biggest political donor—in front of the White House is peak corruption.
Trumps Schützenhilfe geht aber noch viel weiter: Auf die Frage, ob Vandalismus gegen Tesla-Filialen als Inlandsterrorismus behandelt werden sollte, antwortet der Republikaner:
«Das mache ich. Ich werde sie stoppen. Wir kriegen jeden, der das tut. Denn sie schaden einer grossartigen amerikanischen Firma.»
holy shit -- Trump was reading from a literal Tesla sales pitch, complete with pricing, during his White House event with Elon Musk. (Andrew Harnik/Getty)
«Es gibt kein besseres Team», sagt der US-Präsident mit Blick auf Musk, der ihm angesichts der staatlichen Tesla-Tupperparty nicht widersprechen dürfte.
Neben Autos sind auch Kanada und Mexiko («sehr unfair»), die EU («schrecklich»), Vorgänger Joe Biden («hinterliess Sauerei»), Migranten («Millionen von Kriminelle»), die Ukraine («Waffenruhe») und Russland («hoffentlich stimmt Präsident Putin auch zu») schuld daran.
Werben um Kanada und Tesla-Kundschaft
Justin Trudeaus Nachfolger Mark Carney adelt Trump als «Gentleman». Aber Washington unterstütze Kanada jährlich mit 200 Milliarden Dollar. Und Holz und Energie habe man selber eigentlich genug.
«Kanada sollte unser 51. Bundesstaat werden. Wir hätten kein Grenzproblem, wir hätten kein Zollproblem. Sie geben am wenigsten fürs Militär aus, wir geben am meisten fürs Militär aus. Man müsste sich um nichts mehr sorgen.»
Und kauft Trump nun eigentlich einen Tesla? «Hier sind die schlechten Nachrichten», sagt er den Reporterinnen und Reportern:
«Ich darf nicht fahren, denn ich habe lange nicht Auto gefahren. Und ich liebe das Autofahren, aber ich werde [den Tesla] beim Weissen Haus haben, und ich werde ihn meine Mitarbeitenden nutzen lassen. Sie sind alle aufgeregt deswegen. Ich darf ihn nicht benutzen. Können Sie das glauben?»
Elon Musk (links) und Donald Trump posieren mit Teslas vor dem Weissen Haus: Der Südafrikaner hat schon wieder seinen Sohn zum rund 35-minütigen Pressetermin mitgenommen.
Bild:Keystone
Trump wirbt einerseits auf seine Art um andere Staaten («Und wenn Grönland hinzukommt, ist das ziemlich gut») und andererseits um Tesla und Gunst für Musk («Ihr solltet ihn wertschätzen»).
«Er führt ein System ein, das auf Vetternwirtschaft und Bestechung basiert», erklärt «The New Republic» Trumps «Klientelismus», «und sabotiert gleichzeitig offen die Verfahren, die die Neutralität im öffentlichen Dienst gewährleisten.»
Kommt jetzt auch Starlink ins Trudeln?
Elon Musk kann diese Schützenhilfe gut gebrauchen. Während die Kurse von Tesla und X abrauschen, beflügelt derzeit auch seine erfolgreiche Firma SpaceX die Hoffnung nicht:
Kein Wunder, dass Musk plötzlich betont, er werde der Ukraine ihre Starlink-Verbindung nicht kappen, obwohl der Milliardär nicht dafür bekannt ist, Wolodymyr Selenskyj wohlgesonnen zu sein.
Starship: Testflug erneut misslungen
Das, was am Himmel über den Bahamas wie ein Feuerwerk aussah, waren Trümmer des «Starships» von US-Milliardär Elon Musk. Zuvor hatte es für das grösste jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte einen weiteren Rückschlag gegeben. Zum wiederholten Mal war die Riesenrakete explodiert. Die 123 Meter hohe Rakete hob um 0.30 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Boca Chica im US-Bundesstaat Texas ab. Kurz nach dem Start verlor SpaceX den Kontakt zur Rakete.
07.03.2025
Der neue Ton hat einen Grund: Musk hat kein Interesse daran, dass sich Boykottgelüste oder aber die Unsicherheit ausbreiten, dass Starlink seine Verträge nicht einhält.
Was auch nur eine leise Skepsis an der Starlink-Zuverlässigkeit bewirken kann, zeigt das Beispiel von Eutelsat:
Der französisch-britische Satelliten-Anbieter hat Kiew medienwirksam angeboten, einzuspringen, wenn Starlink abgeschaltet werden sollte. Zusammen mit der Ankündigung von EU-Investitionen liess das den Aktienkurs um kräftig anziehen
French satellite company Eutelsat is replacing Starlink and plans to send approximately 40,000 communication terminals to Ukraine. Their stock has rocketed 390% in the last 3 days as #Tesla $Starlink #SpaceX and #X continue their freefall.
www.nbcnewyork.com/news/busines...
Es kursieren bereits Gerüchte, dass Musks Auftreten auch Starlink mit nach unten zieht: Der reichste Mann selbst hat angeblich einen Post auf X retweetet, in dem ein User den mexikanischen Milliardär Carlos Slim angreift, der einen milliardenschweren Starlink-Auftrag zurückgezogen haben soll.
Muss Elon Musk also auch an dieser Geschäftsbereich in die Defensive gehen? Zumindest bleibt ihm noch genug Munition: «Forbes» schätzt sein Vermögen aktuell immerhin noch auf 324,3 Milliarden Dollar, und somit der reichste Mann der Welt.
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