Attackieren die USA den Iran?So könnte ein Eingreifen Trumps einen Flächenbrand auslösen
Philipp Dahm
18.6.2025
Gegenseitiger Beschuss: Steigt die USA in den Krieg zwischen Iran und Israel ein?
Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu. Israel und Iran setzen ihre wechselseitigen Angriffe fort. Auch in einer Tiefgarage in Tel Aviv suchen Menschen Schutz vor Angriffen. Die seit Jahrzehnten verfeindeten Staaten überziehen sich seit Tagen mit Raketenangriffen. Auch die Rhetorik aus den USA wird schärfer. Präsident Donald Trump, der den G7-Gipfel früher verlassen hat, fordert vom Iran die «bedingungslose Kapitulation» und ruft sein Team zu einer Krisensitzung. Sollten die USA sich tatsächlich dazu entscheiden, aktiv in den Krieg einzusteigen, würde das eine neue dramatische Eskalation bedeuten – mit ungewissen Folgen für die Region und die Welt.
18.06.2025
Wenn die USA den Iran angreifen sollten, könnte der iranische Gegenschlag US-Basen im Nahen Osten treffen und diverse Nachbarländer in den Krieg hineinziehen, befürchten Agenten wie auch Experten.
Ein Eingreifen der USA aufseiten Israels im Krieg gegen den Iran scheint möglich: Darum braucht Jerusalem Washington.
Der Iran wappnet sich laut Geheimdienst-Quellen und Experten bereits für einen Gegenschlag.
Teheran könnte seine Kurzstrecken-Raketen gegen US-Basen in Kuwait, Bahrein, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien einsetzen und so den Krieg ausweiten.
US-Soldaten in Syrien sollen bereits vom mehrheitlich schiitischen Irak aus beschossen worden sein, wo ebenfalls Attacken drohen.
Wegen der herben militärischen und ökonomischen Folgen eines Kriegseintritts geht ein Riss durch Donald Trumps Anhängerschaft.
Kaum hat Israel den Iran am 13. Juni angegriffen, schiesst Teheran auch schon verbal gegen die USA: Der Krieg werde sich «in den kommenden Tagen auf amerikanische Basen in der Region und alle Gebiete ausweiten, die von diesem [israelischen] Regime besetzt werden», zitiert «Reuters» am 14. Juni hohe iranische Militärs.
US-Stützpunkte sind seither jedoch kaum attackiert worden, doch das könnte sich ändern, wenn Washington aktiv in den Krieg eingreifen sollte. Und genau das spricht Donald Trump in einem Interview mit «ABC News» am 15. Juni an: «Es ist möglich, dass wir uns beteiligen.»
The United States announced that the Ain al-Assad base in Iraq was targeted by three drone attacks.
Ain al-Assad Airbase, also known as Al Asad Air Base, is a strategically important Iraqi military base located in the Al Anbar province, approximately 100 kilometers (62 miles)… pic.twitter.com/lqhW879TU3
US-Hilfe wäre für Israel insbesondere bei der Zerstörung der Atomanlage Fordo 30 Kilometer nördlich von Ghom wichtig: Um den unterirdischen Komplex unter einem Berg zu treffen, müssten israelische Jets immer wieder schwere Bomben auf dieselbe Stelle werfen. So würde ihr Anflug vorhersehbar und die Kampfflugzeuge würden abgeschossen.
Zehntausende US-Soldaten in Alarmbereitschaft
Das Pentagon hätte mit dem Angriff dagegen keine Probleme: Washington müsste nur die B-2 einsetzen, die auf dem Radar kaum zu erkennen ist und den GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP) tragen kann – ein Ungetüm von einer bunkerbrechenden Bombe, das 13,6 Tonnen wiegt.
Auf diesen Ernstfall bereitet sich der Iran bereits vor, berichtet die «New York Times» unter Berufung auf US-Geheimdienst-Quellen. Demnach drängt Israel das Weisse Haus, sich einzuschalten: Das könnte jedoch bedeuten, dass pro-iranische Milizen in Syrien und dem Irak US-Basen angreifen und die Huthis wieder Schiffe im Roten Meer attackieren.
Teheran könnte weiterhin die Strasse von Hormus verminen, um die US Navy auszubremsen und wirtschaftlichen Schaden anzurichten. Die rund 40'000 US-Soldaten, die im Nahen Osten stationiert sind, wurden bereits in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, heisst es weiter.
Experte: Iran plant schon den Gegenschlag
Auch Hamidreza Azizi von der Berliner Denkfabrik Stiftung Wissenschaft und Politik geht davon aus, dass sich Teheran bereits für einen Gegenschlag gegen die USA wappnet.
BREAKING: CNN just said moments ago:
"It looks like now that we (The U.S.) are moving everything in place to get ready for a strike on Fordow."
Er rechnet mit Vergeltungsmassnahmen – «von Angriffen auf US-Stützpunkte in der Region bis hin zu umfassenderen Bemühungen, die Ölförderung und den Transport zu stören, einschliesslich – aber nicht nur – der Strasse von Hormus», wie er «Newsweek» sagt.
«Es könnten auch andere Formen von Stör-Aktionen initiiert werden, da dies als existenzieller Kampf für das System wahrgenommen würde», gibt der Iran-Experte zu Bedenken. Khosro Sayeh Isfahani von der Washingtoner Denkfabrik Atlantic Council warnt zudem, Teheran könnte US-Bürger in der Region als Geiseln nehmen.
US-Base in Reichweite von Kurzstrecken-Raketen
Teherans Rache könnte den USA auch wegen des iranischen Raketen-Arsenals wehtun. Während das Regime die Raketen mit grosser Reichweite für Attacken auf Israel vorsieht, könnte es die zahlreichen Kurzstrecken-Flugkörper einsetzen, um nahegelegene US-Basen zu treffen.
Reichweiten verschiedener iranischer Raketen.
Commons/Gemeinfrei
In unmittelbarer Reichweite liegen die US-Stützpunkte in Kuwait, Bahrein und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Raketen, die etwas weiter fliegen, könnten die Prince Sultan Air Base in Saudi-Arabien attackieren. Wie würden diese sunnitisch geführten Staaten auf einen Raketen-Angriff der schiitischen Mullahs reagieren?
Besonders heiss dürfte die Lage in den US-Basen im Irak werden, wo rund 60 Prozent der Bevölkerung schiitisch sind. Die Erbil Air Base im kurdischen Teil des Landes könnte mit Raketen eingedeckt werden, während der Armee-Stützpunkt in Baghdads Green Zone sowie die Balad Air Base und die Al Asad Air Base wohl auch mit Widerstand am Boden rechnen müssen.
Alarm in Syrien und Angst vor Rezession
Vom Irak aus sollen auch bereits amerikanische Soldaten in Syrien beschossen worden sein. Das berichtet die im saudischen Besitz befindliche «Asharq Al-Awsat». Die Raketen sollen abgefangen worden sein.
🇺🇸 USA | 🇸🇾 SYRIA | 🇮🇶 IRAQ | 🇮🇷 IRAN: Retired US Army Lt. Col. Daniel Davis:
"It's time to pull all US troops out of Syria and Iraq. If Iran decides to attack our troops, they will be easy prey. Need proof? Watch these Iranian missiles smash through Israel's 'Iron Dome'… pic.twitter.com/CqX757AVCc
Weiter heisst es, die neuen Machthaber in Damaskus hätten die Sicherheit an der Grenze zwischen Syrien und dem Irak erhöht, um mögliche Aktionen schiitischer Kämpfer aus dem Nachbarland zu unterbinden.
Klar ist: Ein US-Angriff auf den Iran würde weitreichende Folgen haben, die das Weisse Haus nicht nur militärisch, sondern auch ökonomisch zu spüren bekommen würde – mit Blick auf den Ölpreis und die Achillesferse der Weltwirtschaft an der Strasse von Hormus.
Heimatfront: Riss in der MAGA-Gemeinde
Nicht zuletzt deshalb spaltet das Thema an der Heimatfront die MAGA-Gemeinde, weiss die BBC. Doch Donald Trump scheint entschlossen zu sein, es darauf ankommen zu lassen.
Donald Trump and Marjorie Taylor Greene appear to have two very different definitions of 'America First'
Als er gefragt wird, warum seine Geheimdienst-Chefin Tulsi Gabbard noch im März bekundet hat, der Iran baue keine Atombombe, wischt der Präsident das mit einem «Mir egal, was sie gesagt hat» beiseite.
Dabei könnte ein US-Bombardement auch das Gegenteil davon erreichen, was die Operation «Rising Lion» eigentlich bewirken will, wirft Rosemary Kelanic von der Washingtoner Denkfabrik Defense Priorities in der «New York Times» ein.
«Es ist nie zu spät, nicht mit dem Krieg zu beginnen.»
Rosemary Kelanic in der «New York Times»
Israels Angriff könnte den Iran auch erst recht dazu bringen, eine Atombombe besitzen zu wollen. Der Anreiz würde sich «dramatisch vervielfachen, wenn die Vereinigten Staaten in den Krieg eintreten»: «Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, ist es wirklich schwer, sich zurückzuziehen. Du gehst einfach All-In.»
Naturschauspiel alarmiert die Bevölkerung – Karpfen springen in China massenhaft aus dem Wasser
In Kunming hat das ungewöhnliche Verhalten von Silberkarpfen in einem See für Aufsehen gesorgt. Die Fische springen zu Tausenden aus dem Wasser. Was hinter dem Phänomen stecken könnte, erfährst du im Video.