Nickerchen und Amphetamine So konnten die US-Piloten den Marathon-Bombenangriff auf Iran fliegen

tgab

25.6.2025

Piloten versammeln sich am 9. Mai 2025 auf der Whiteman Air Force Base in Missouri in der Nähe einer B-2 Spirit.
Piloten versammeln sich am 9. Mai 2025 auf der Whiteman Air Force Base in Missouri in der Nähe einer B-2 Spirit.
KEYSTONE/Staff Sgt. Joshua Hastings/U.S. Air Force via AP

Der 37-stündige US-Bombenangriff auf drei Atomanlagen im Iran am letzten Wochenende brachte die Piloten bis an die Grenzen menschlicher Belastbarkeit. Wie haben sie sich auf den Einsatz vorbereitet?

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  • Der US-Bombenangriff auf iranische Atomanlagen dauerte rund 37 Stunden und war damit einer der längsten Luftangriffe der modernen Militärgeschichte, geflogen von sieben B-2-Bombern, mit enormer Belastung für die Crews.
  • Der frühere B-2-Pilot Melvin G. Deaile schildert seine eigenen Erfahrungen aus einem 44-Stunden-Einsatz 2001, bei dem Piloten durch Simulatortraining, Schlaftabletten und Amphetamine auf die Strapazen vorbereitet wurden.

Rund 37 Stunden dauerte der US-Bombenangriff letztes Wochenende auf drei Atomanlagen im Iran. Sieben B-2-Tarnkappenbomber mit je zwei Besatzungsmitgliedern flogen nonstop um die halbe Welt und wieder zurück − einer der längsten Luftangriffe der modernen Militärgeschichte und eine enorme Belastung für die Piloten.

Wie es ist, bei einem solchen Marathoneinsatz im Cockpit zu sitzen, weiss Melvin G. Deaile. Der pensionierte Oberst der Air Force gehörte zur B-2-Besatzung, deren 44-stündiger Bombenangriff über Afghanistan im Jahr 2001 bis heute den Rekord für den längsten Einsatz hält.

Gegenüber «CNN» beschreibt er Aspekte seiner damaligen Mission, stellt aber klar, dass er ausschliesslich auf eigene Erfahrung zurückgreife, keinen persönlichen Einblick in den Angriff vom Samstag habe und nicht im Namen des Verteidigungsministeriums spreche.

«Go-Pillen» zum Wachbleiben

Für die Afghanistan-Mission wurden demnach damals einsatzqualifizierte Piloten an einem Langzeitsimulator trainiert, um ihre Schlafzyklen anzupassen. Diese Simulationen dauerten jedoch in der Regel nur 24 Stunden am Stück. Flugärzte hätten den Besatzungen in den Tagen vor den Anschlägen zudem Schlaftabletten gegeben, damit sie sich vor dem Einsatz ausruhen konnten, berichtet Deaile.

Es sei üblich gewesen, dass beide Besatzungsmitglieder eines B-2-Bombers in kritischen Flugsituationen wie Start, Betankung, Bombardierung und Landung auf ihren Sitzen sassen. In den Stunden dazwischen habe man abwechselnd in einem kleinen Feldbett hinter den Sitzen im Cockpit geschlafen. «Natürlich ist jeder, der in einen Kampfeinsatz geht, einem gewissen Mass an Angst ausgesetzt», erzählt Deaile CNN, «aber irgendwann kommt man auch mal zum Schlafen, einfach weil der Körper das braucht.»

Beide Besatzungsmitglieder hätten zudem chemische Unterstützung erhalten, um wach zu bleiben. «Der Flugarzt hatte sogenannte ‹Go-Pillen› zur Einnahme zugelassen – Amphetamine», sagt Deaile.

Mit Katzenstreu gefüllte «Pissbeutel»

Die Toilettensituation an Bord sei primitiv gewesen, berichtet Deaile weiter. Es habe zwar eine Chemietoilette gegeben, doch man hätte sie nur in «wichtigeren Notfällen» genutzt, um sie nicht zu überfüllen. Zwischen der Toilette und den Pilotensitzen habe es keine Trennwand gegeben. «Privatsphäre ist, wenn man wegschaut», sagt er. Aber grosse Flughöhen wirken dehydrierend, daher sei es unerlässlich gewesen, genug zu trinken. Deaile schätzt, dass er und der andere Pilot etwa eine Flasche Wasser pro Stunde tranken. Sie urinierten in «Pissbeutel» mit Ziploc, gefüllt mit Katzenstreu.

Der pensionierte Oberst der Air Force betont, dass sich die Richtlinien in den mehr als zwei Jahrzehnten zwischen seinem Flugeinsatz über Afghanistan und der jüngsten Mission geändert haben könnten. Seine Erfahrungen könnten möglicherweise nicht denen der Bomberbesatzungen vom Samstag entsprechen.

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