Abkommen der WHO So will sich die Welt künftig gegen Pandemien wappnen

afp/tgab

16.4.2025

Neuer Pandemie-Vertrag: Länder wollen besser vorbereitet sein

Neuer Pandemie-Vertrag: Länder wollen besser vorbereitet sein

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich zahlreich Länder auf einen Pandemie-Vertrag geeinigt. Dieser soll ein ähnliches Chaos wie während der damaligen Krise verhindern

16.04.2025

Die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben einem Abkommen zugestimmt, mit dem sie sich besser auf künftige Pandemien und Gesundheitskrisen vorbereiten wollen. Ein Überblick.

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  • Nach zähen Verhandlungen hat sich die WHO auf einen Punkteplan zur Vorbereitung auf künftige Pandemien verständigt.
  • Unter anderem sollen Produktionskapazitäten lokal ausgebaut, Impfkampagnen ausgeweitet und ein weltweites Netzwerk für den Transport und die Verteilung von medizinischen Produkten aufgebaut werden.
  • Das Abkommen soll im Mai bei der WHO-Jahresversammlung unterzeichnet werden.

Das Abkommen zielt darauf ab, «Pandemien zu verhindern, sich auf sie vorzubereiten und auf sie zu reagieren». Die Rechte der Mitgliedstaaten sollen dabei in allen Bereichen respektiert werden. Geleitet von den Grundsätzen Gerechtigkeit, Solidarität und Transparenz fordert der Text, dass gesundheitspolitische Entscheidungen basierend auf den «besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen» getroffen werden.

Die zentralen Punkte der Übereinkunft, die im Mai bei der WHO-Jahresversammlung unterzeichnet werden soll:

Prävention und Kontrolle

In dem Abkommen werden alle WHO-Mitgliedstaaten aufgerufen, ihre Kapazitäten zur Prävention und Kontrolle von Pandemien auszubauen. Dazu zählt, Infektionskrankheiten und deren Wiederauftreten systematisch zu überwachen, Massnahmen zur Früherkennung und Begrenzung von Krankheiten zu stärken, Impfkampagnen auszuweiten und biologische Risiken aus Laboren strikt zu kontrollieren. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf möglichen Übertragungswegen von Krankheiten zwischen Tieren und Menschen liegen.

Lokale und nachhaltige Produktion

Eine gerechtere geografische Verteilung von medizinischen Produkten ist ein weiteres Anliegen des Abkommens. Deshalb soll die weltweite Produktion von pandemiebezogenen Gesundheitsprodukten insgesamt gesteigert und lokaler werden. Durch den Ausbau weltweiter Produktionskapazitäten, etwa von Impfstoffen, Medikamenten und Tests, könnte in einem pandemiebedingten Notfall die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage geschlossen werden.

Technologietransfer

Grosse Uneinigkeit herrschte bis kurz vor Abschluss der Verhandlungen über eine Passage des Abkommens, bei der es um den Technologietransfer für pandemiebezogene Gesundheitsprodukte an Entwicklungsländer geht. Einige Länder – vor allem Produzenten dieser Produkte – lehnten zunächst jede Verpflichtung zur Weitergabe von Wissen und Technologien ab. Die Differenzen konnten jedoch überwunden werden, indem hinzugefügt wurde, dass jeglicher Technologietransfer «in beidseitigem Einverständnis» erfolgen müsse. Der Transfer soll massgeblich in Zentren der WHO stattfinden.

Weitergabe von Daten zu Krankheitserregern

Kernstück der Vereinbarung ist ein neuer Mechanismus, der die rasche Weitergabe von Daten über Krankheitserreger an Pharmaunternehmen in Kombination mit einem Vorteilsausgleich (PABS) ermöglichen soll.

Mit dem neuen Mechanismus soll die Pharmaindustrie bei künftigen Gesundheitskrisen in der Lage sein, möglichst schnell mit der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten zu beginnen. Die teilnehmenden Pharmaunternehmen müssen der WHO im Gegenzug einen Prozentsatz ihrer pandemierelevanten Gesundheitsprodukte zur Verfügung stellen, den sogenannten Vorteilsausgleich.

Lieferketten und Logistik

Das Abkommen sieht zudem ein neues weltweites Netzwerk für den Transport und die Verteilung von medizinischen Produkten vor, um in humanitären Krisensituationen einen gerechteren Zugang zu ermöglichen. Dieses Netzwerk von Lieferketten und Logistik (GSCL) wird laut Abkommen von der WHO in Partnerschaft mit relevanten Beteiligten aufgebaut und koordiniert.