Mali Staatschef Kaïta Favorit bei Wahlen in Mali

SDA

29.7.2018 - 20:33

Wahlen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen: Wählerinnen und Wähler in einer Registrierungsstelle in Bamako.
Wahlen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen: Wählerinnen und Wähler in einer Registrierungsstelle in Bamako.
Source: KEYSTONE/EPA/MOHAMED MESSARA

Die Bürgerinnen und Bürger des westafrikanischen Krisenstaates Mali haben am Sonntag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen einen neuen Präsidenten gewählt. Bewaffnete griffen am Wahltag mehrere Stimmbüros an, auch ein UN-Stützpunkt geriet unter Beschuss.

Es zeichnete sich eine geringe Wahlbeteiligung ab. Beobachtern zufolge lag dies wohl auch an der Angst der Bürger vor Anschlägen islamistischer Terrorgruppen auf Wahllokale. Erste Wahlergebnisse sollen gegen Ende der Woche bekanntgegeben werden.

Die rund acht Millionen Wahlberechtigten konnten sich zwischen 24 Kandidaten entscheiden. Die grössten Chancen wurden dem amtierenden Staatschef Ibrahim Boubacar Keïta (73) zugerechnet, der sich um eine zweite Amtszeit bewirbt.

Sein wichtigster Herausforderer, Oppositionsführer Soumaïla Cissé (68), könnte sich jedoch nach Meinung von Experten genügend Stimmen sichern, um eine Stichwahl nötig zu machen. Diese würde in zwei Wochen stattfinden.

Mehrere Zwischenfälle

Der Chef einer Organisation örtlicher Wahlbeobachter, Ibrahima Sangho, erklärte am Sonntagnachmittag, es habe kaum grössere Zwischenfälle gegeben. Es habe vereinzelte Angriffe auf Wahllokale im Zentrum des Landes gegeben, bei denen auch Wahlhelfer verletzt worden seien, sagte er. Die Organisation stützt sich auf ein Netz von rund 2000 Wahlbeobachtern.

Andere Quellen berichteten von gravierenderen Vorkommnissen. Unbekannte beschossen demnach am Wahltag einen Stützpunkt der UN-Blauhelmmission Minusma in Aguelhok mit Raketen. Diese hätten ihr Ziel aber verfehlt, es habe keine Opfer gegeben, teilte ein UN-Sicherheitsvertreter mit.

Aus mehreren Bezirken vom allem im unruhigen Norden und Zentrum Malis kamen Berichte über bewaffnete Angriffe auf Stimmbüros. In der Ortschaft Lakia bei Timbuktu hätten "Dschihadisten" bei einem Überfall in der Nacht die Wahlurnen angezündet, sagte ein örtlicher Beamter zur Nachrichtenagentur AFP.

In Dianke im Zentrum des Landes zündeten Bewaffnete am Morgen zwei Wahlbüros an, wie die Behörden mitteilten. Dort hatte Oppositionskandidat Soumaila Cissé zuvor seine Stimme abgegeben.

Wegen der instabilen Sicherheitslage im Norden und im Zentrum wurde vielerorts gar nicht erst abgestimmt - was nach Ansicht von Experten die Glaubwürdigkeit der Wahl untergräbt.

Der wüstenhafte Norden Malis ist das Rückzugsgebiet mehrerer mit Al-Kaida verbundener islamistischer Terrororganisationen. Diese gewinnen zunehmend auch im bevölkerungsreicheren Zentrum Malis Einfluss.

Eine rund 14'000 Mann starke UN-Friedensmission, an der sich auch die deutsche Bundeswehr mit etwa 1000 Soldaten beteiligt, bemüht sich um eine Stabilisierung des Landes.

Rückzugsgebiet für Islamisten

Stabilität in Mali zu erreichen, ist für Europa wichtig: Zum einen ist der Staat ein Transitland für Migranten, zum anderen wäre der Norden bei einem Staatszerfall das perfekte Rückzugsgebiet für radikale Islamisten aller Art - und das nur eine Landesgrenze vom Mittelmeer entfernt.

Das ist nicht weit hergeholt: 2012 übernahmen mit Al-Kaida verbundene Islamisten in Folge eines Tuareg-Aufstands die Macht im Norden des Landes. Erst durch eine französische Militärintervention 2013 wurden die Islamisten zurückgedrängt.

Die Islamisten können nach Meinung vieler Experten nur nachhaltig besiegt werden, wenn der malische Staat gestärkt wird. Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt. Fast die Hälfte der Kinder im Primarschulalter - rund 1,2 Millionen - gehen laut Uno-Kinderhilfswerk nicht zur Schule. Jedes neunte Kind stirbt noch vor dem fünften Geburtstag.

Die ersten Ergebnisse werden 48 Stunden nach Schliessung der Wahllokale erwartet, ein amtliches Ergebnis soll am 3. August vorliegen. Falls kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erhält, ist für den 12. August eine Stichwahl vorgesehen.

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