Der afrikanische Inselstaat Komoren ist nach der Präsidentschaftswahl in schwere Turbulenzen gestürzt. Drei Menschen wurden am Donnerstag getötet, als bewaffnete Angreifer einen inhaftierten Ex-Militär in der Hauptstadt Moroni mit Waffengewalt befreien wollten.
Über Stunden hinweg waren Schüsse zu hören. Zudem nahm die Polizei einen unterlegenen Präsidentschaftskandidaten fest, der dem Amtsinhaber Azali Assoumani die Macht streitig macht.
Die Lage in Moroni war am Donnerstag zeitweise sehr unübersichtlich: Die Polizei nahm am Morgen den früheren Armeechef Soilihi Mohamed fest, der bei der Wahl laut Wahlkommission nur auf Platz vier gelandet war. Mohamed hatte sich nach der Wahl zum Vorsitzenden eines «nationalen Übergangsrats» erklärt, der Neuwahlen organisieren will.
Kurz nach Mohameds Festnahme waren Schusswechsel im Bereich einer Armeekaserne in der Hauptstadt zu hören. Diese standen offenbar nicht in direktem Zusammenhang mit der Mohameds Festnahme: Laut Angaben der Regierung versuchten Bewaffnete, den inhaftierten Ex-Militär Faissoil Abdou Salam zu befreien, der wegen eines Putschversuchs im Gefängnis sitzt.
Nach Angaben von Innenminister Mohamed Daoudou wurden bei dem Schusswechsel der Inhaftierte Salam, einer der Angreifer sowie ein Polizist getötet. Die Sicherheitskräfte hätten die Lage wieder unter Kontrolle, sagte der Minister am Abend.
Strassen wie ausgestorben
Nach Beginn der Schusswechsel suchten viele Komorer Zuflucht in ihren Häusern, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Die Strassen in Moroni waren wie ausgestorben, Polizisten trieben Menschen mit Tränengas auseinander. Am Abend normalisierte sich die Lage wieder.
Am Dienstag hatte die Wahlkommission des armen und chronisch instabilen Inselstaats im Indischen Ozean den seit 2016 amtierenden Präsidenten Assoumani zum Sieger der Wahl vom Sonntag erklärt. Oppositionsparteien vermuten Wahlbetrug und erkennen das Ergebnis nicht an.
Am Montagabend waren bei Protesten in Moroni zwölf Menschen verletzt worden. Die Polizei ging mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Oppositionskandidaten und deren Anhänger vor, die in einem Protestzug durch die Stadt liefen.
Schon mehr als 20 Putschversuche
Die Lage auf den Komoren mit rund 800'000 Einwohnern ist seit der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich 1975 von Instabilität und wirtschaftlichem Niedergang geprägt. Mehr als 20 Putschversuche wurden gezählt, vier von ihnen führten zum Sturz der Regierung. Der letzte Staatsstreich fand im Jahr 1999 statt, als der damalige Armeechef Assoumani das erste Mal die Macht ergriff.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung der zwischen Mosambik und Madagaskar gelegenen Inselkette lebt in Armut. Viele Menschen haben nicht genug zu essen und können weder lesen noch schreiben.
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