Über 150 Tote an Halloween-Party Südkoreas Polizeichef räumt nach Massenpanik Fehler ein

afp/amo

1.11.2022

Schock und Trauer nach Massenpanik in Seoul

Schock und Trauer nach Massenpanik in Seoul

STORY: HINWEIS: DIESES VIDEO ENTHÄLT SZENEN, DIE TRAUMATISCHE ERLEBNISSE TRIGGERN KÖNNEN Es ist der Tag nach der Katastrophe im südkoreanischen Ausgehviertel Itaewon. Hier, im Herzen der Hauptstadt Seoul wollten am Samstagabend viele Besucher Halloween feiern, die meisten von ihnen junge Menschen in ihren Zwanzigern. Laut Augenzeugen kamen in den engen Gassen zehnmal mehr Menschen als üblich zusammen. Nach Angaben der Feuerwehr stürzten einige in dem Gedränge zu Boden. Sich nachschiebende Menschen begruben die Gestürzten unter sich. Mehr als 150 Menschen kamen dabei ums Leben. Unter ihnen auch 24 Ausländer. Nathan Taverniti, ein Australier, der in Seoul lebt, berichtet, was er erlebt hat. «Es waren so viele Menschen... und ich musste mich umdrehen und der Menge sagen, dass Sie nicht hier entlang kommen können. Hier sterben Menschen. Denn da wusste ich schon, wie schlimm es war, und die Leute waren so unhöflich. Ich musste ihnen sagen, dass sie nicht hierher kommen können... und es hat so lange gedauert, bis die Rettungsdienste eintrafen.» Überlebende und Angehörige der Opfer suchen Antworten, wie es zu der Massenpanik kommen konnte. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol sprach am Sonntag von einer «Tragödie und Katastrophe, die nicht hätte passieren dürfen.» Zu Ehren der Toten rief Yoon eine einwöchige Staatstrauer aus. Laut Behördenangaben hatten die Feierlichkeiten keinen offiziellen Veranstalter. Anzeichen, dass es am Wochenende voll werden könnte gab es aber offenbar schon. Bereits am Freitagabend sah ein Zeuge der Nachrichtenagentur Reuters, wie sich die Menschen auf einem Halloween-Strassenfest dicht an dicht drängten. Einen Tag später kamen die Massen zurück.

31.10.2022

Nachdem bei einer Massenpanik in Südkorea über 150 Menschen ums Leben gekommen sind, räumen die Behörden Fehler ein. Die Polizei hätte mehr Einsatzkräfte vor Ort schicken müssen.

afp/amo

Nach der Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit mehr als 150 Toten hat der nationale Polizeichef des Landes erhebliche Fehler eingeräumt. Die Polizei habe bereits vor dem Unglück bei Halloween-Feiern im wegen seines Nachtlebens beliebten Itaewon-Viertel von einer «grossen Menschenmenge» erfahren, was ein «dringender Hinweis auf Gefahr» gewesen sei, sagte Polizeichef Yoon Hee Keun am Dienstag. Mit dieser Information sei aber «unzureichend» umgegangen worden.

Am Samstagabend waren bei den ersten Halloween-Feiern in Itaewon seit Beginn der Corona-Pandemie mindestens 156 überwiegend junge Menschen gestorben und etliche weitere verletzt worden. Rund 100'000 Menschen waren in der Gegend unterwegs.

In Seoul zeigt sich ein Bild der Verwüstung nach der Massenpanik. An einer Halloween-Party sind über 150 Personen ums Leben gekommen.
In Seoul zeigt sich ein Bild der Verwüstung nach der Massenpanik. An einer Halloween-Party sind über 150 Personen ums Leben gekommen.
KEYSTONE

Mehr Polizisten an Demo statt an Party

Da die Feiern aber nicht offiziell angekündigt worden waren, wurde die Menschenansammlung nicht systematisch von Sicherheitsexperten, weder der Polizei noch örtlicher Behörden überwacht. Für das  Sicherheitsmanagement von Menschenmassen gelten in Südkorea eigentlich strenge Regeln. Das führt unter anderem dazu, dass bei Demonstrationen oft mehr Polizisten als Protestierende anwesend sind.

Der Polizei zufolge hatte die Polizei zu Halloween zwar 137 Beamte nach Itaewon entsandt. Allerdings waren  bei einer Demonstration am anderen Ende Seouls, an der nur etwa 25'000 Menschen teilnahmen, Medienberichten zufolge 6500 Beamte vor Ort.

Überwachungssystem war nicht im Einsatz

Die Stadtverwaltung von Seoul verfügt über ein Echtzeit-Überwachungssystem für Menschenansammlungen, das mithilfe von Handydaten die Grösse von  Menschenansammlungen vorhersagen kann. Es war aber Medienberichten zufolge am Samstagabend nicht im Einsatz.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol sagte am Dienstag, das Land müsse dringend sein System zur Bewältigung grosser Menschenmengen nach der Katastrophe verbessern. «Die Sicherheit der Menschen ist wichtig, unabhängig davon, ob es einen Veranstalter gibt oder nicht», sagte er auf einer Kabinettssitzung.