Er kam auf einem Schnellboot Taiwan greift Ex-Marinekapitän Chinas vor eigener Küste auf

sda/dmu

11.6.2024 - 15:49

Zwei Beamte der Küstenwache Taiwans stehen auf dem Schnellboot, mit dem ein Ex-Kapitän der chinesischen Marine auf dem Meer nahe der Hauptstadt Taipeh unterwegs war.
Zwei Beamte der Küstenwache Taiwans stehen auf dem Schnellboot, mit dem ein Ex-Kapitän der chinesischen Marine auf dem Meer nahe der Hauptstadt Taipeh unterwegs war.
Keystone

Mit einem kleinen Schnellboot nähert sich ein Chinese der taiwanischen Küste. Die Behörden nehmen den Mann fest. Doch über seine Beweggründe gibt es noch Zweifel.

Keystone-SDA, sda/dmu

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  • Die taiwanesische Küstenwache hat einen ehemaligen Kapitän der chinesischen Marine vor der eigenen Küste verhaftet.
  • Der Verhaftete war mit einem Schnellboot unterwegs.
  • Den Beamten gegenüber gab der Mann an, sich nach Taiwan absetzen zu wollen.

Die taiwanische Küstenwache hat einen Ex-Kapitän der chinesischen Marine auf dem Meer nahe der Hauptstadt Taipeh aufgegriffen und festgenommen.

Das Schnellboot des Chinesen habe sich am Sonntag illegal einem Hafen genähert, sagte die Ministerin der taiwanischen Behörde für Ozean-Angelegenheiten, Kuan Bi-ling, am Dienstag. Der Mann habe früher als Kapitän in der chinesischen Marine gedient, erklärte sie weiter.

Laut Küstenwache fuhr der Mann in die Mündung des Tamsui-Flusses im Norden der Insel, der direkt nach Taipeh führt. Den Beamten gegenüber habe er angegeben, sich nach Taiwan absetzen zu wollen. Die Küstenwache nahm ihn fest und übergab ihn der Strafverfolgung zur weiteren Befragung. In Kriegszeiten sei die Mündung des Flusses eines der wichtigsten Einsatzgebiete, sagte Verteidigungsminister Wellington Koo. In Friedenszeiten überwachten Küstenwache und Militär das Gebiet gemeinsam.

Angespannte militärische Lage

Es sei noch unklar, ob der Mann wirklich Freiheit in Taiwan erlangen oder ob China mit der Aktion Taiwans Seeverteidigung prüfen wollte, sagte Ministerin Kuan. China sieht Taiwan als Teil seines Territoriums an und will die Insel mit dem Festland vereinen, obwohl in Taipeh seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist. Die militärische Lage in der Meerenge zwischen beiden Ländern ist sehr angespannt.

Kuan verwies auf 18 Fälle aus dem vergangenen Jahr, in denen sich ähnliche Angaben oft als stimmig erwiesen hätten. Wie sie weiter erklärte, löschte der Mann die Aufzeichnungen der Navigationsgeräte. Die noch vorhandenen Daten sprächen jedoch für eine direkte Fahrt.

Von Hafen in Südostchina abgelegt

Die Behörden hätten das Schiff zunächst allerdings für ein taiwanisches Fischerboot auf der Rückreise gehalten, so Kuan. «Es gab tatsächlich einen 30-minütigen menschlichen Fehler.» In Zukunft müsse erfahrenes Personal an wichtigen Häfen eingesetzt werden. Die Küstenwache verhängte nach eigenen Angaben Disziplinarmassnahmen gegen zehn Leute, darunter hochrangige Beamte und Mitarbeiter am Radar.

Taiwans staatliche Nachrichtenagentur CNA berichtete, dass der Mann ungefähr 60 Jahre alt sei und mit dem Boot von einem Fischerhafen in der südostchinesischen Provinz Fujian die etwa 200 Kilometer lange Fahrt unternommen habe. Nach Angaben der Küstenwache wurden in den vergangenen zehn Jahren 119 Menschen gefasst, die illegal von Festlandchina nach Taiwan kommen wollten.