Zusammenstösse an Al-Aksa-MoscheeTausende zu Karfreitagsprozession in Jerusalem erwartet
dpa
15.4.2022 - 06:53
Zehntausende Besucher erwartet Israel kurz vor Ostern – trotz einer blutigen Anschlagsserie in den vergangenen Wochen. Wegen der Corona-Pandemie sind wieder Touristen zum Christenfest erlaubt. Am frühen Freitagmorgen kam es an der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu Zusammenstössen zwischen der israelischen Polizei und Palästinensern.
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15.04.2022, 06:53
dpa/ap/dor
Trotz einer blutigen Terrorwelle in Israel wollen Tausende Christen am Karfreitag den Kreuzweg Jesu in Jerusalem nachstellen. Es wird ein massives Polizeiaufgebot vor allem in der Altstadt erwartet.
Am frühen Freitagmorgen kam es an der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu Zusammenstössen zwischen der israelischen Polizei und Palästinensern. Dabei wurden nach Angaben von Sanitätern mindestens 59 Palästinenser verletzt. Über den Auslöser der Gewalt war zunächst nichts bekannt. Die für den Tempelberg zuständige muslimische Stiftung erklärte, Polizisten seien nach dem frühmorgendlichen Gebet in grosser Zahl in die Stätte eingedrungen, als sich Tausende Gläubige dort aufhielten.
Die Moschee ist die drittheiligste Stätte des Islams. Sie steht auf einem Hügel, der als Tempelberg heiligste Stätte der Juden ist. Dort kommt es seit Jahrzehnten zu Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. Am heutigen Freitag werden inmitten des muslimischen Fastenmonats Ramadan Zehntausende Gläubige in der Moschee erwartet. Die Spannungen sind aktuell besonders hoch, weil in diesem Jahr der Ramadan, das jüdische Pessach-Fest und das christliche Ostern zeitlich zusammenfallen.
Erstmals wieder Touristen und Pilger aus Ausland dabei
Erstmals seit drei Jahren können an den Feierlichkeiten wieder Touristen und Pilger aus dem Ausland teilnehmen. Wegen der Corona-Pandemie hatte Israel vor mehr als zwei Jahren seine Grenzen für Besucher geschlossen – und erlaubt die Einreise auch für ungeimpfte Touristen erst wieder seit März.
Das Tourismusministerium erwartet insgesamt 30'000 ausländische Touristen allein in dieser Woche.
Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten ist dabei extrem angespannt: In den vergangenen Wochen sind bei vier Anschlägen in Israel 14 Menschen getötet worden. Die Attentäter waren bei zwei Anschlägen israelische Araber mit Verbindungen zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Bei den beiden anderen Attentaten waren die Angreifer Palästinenser aus dem besetzten Westjordanland. Erst vergangene Woche hatte ein Palästinenser in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv drei Menschen erschossen.
Angespannte Lage
Israel hatte im Sechstagekrieg 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.
Bei der Karfreitagsprozession werden unter anderem religiöse Würdenträger verschiedener Kirchen die Via Dolorosa in der Altstadt bis zur Grabeskirche entlang ziehen. Die Gläubigen laufen die Stationen auf dem Kreuzweg ab und tragen Holzkreuze in Gedenken an das Leiden Jesu.
Die Grabeskirche steht an dem Ort, an dem Jesus der christlichen Überlieferung nach gestorben und wieder auferstanden ist. Sie gilt als heiligster Ort des Christentums und als ein Zentrum christlicher Osterfeiern.
Wenige Gehminuten von der Grabeskirche entfernt befindet sich zudem der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee – die drittheiligste Stätte im Islam. Zugleich standen dort früher zwei jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.
Israel befürchtet weitere Gewaltakte während des Ramadans, der Anfang des Monats begonnen hat. Mehrere Palästinenser wurden bei Militäreinsätzen im Westjordanland getötet, durch Zusammenstösse mit der Armee aber auch bei ihren eigenen Anschlägen.
Zumindest ist die Zahl der tägliche registrierten Corona-Neuinfektionen in Israel derzeit vergleichsweise niedrig: Am Donnerstag meldete das Gesundheitsministerium für das 9,4-Millionen-Einwohner-Land rund 4700 Fälle. Auch in den Palästinensergebieten ist die Corona-Lage verhältnismässig entspannt.