Anschläge geplantSchweizer Islamist steht in Paris vor Gericht
tsch
4.1.2021
Ein schweizerisch-bosnischer Doppelbürger muss sich ab heute in Paris vor Gericht verantworten. Medienrecherchen zeigen: Der Islamist wollte in der Schweiz mehrere Anschläge verüben.
Bereits im November 2017 wurde der schweizerisch-bosnischer Doppelbürger M. in Frankreich verhaftet. Nun, mehr als drei Jahre später, wird dem Islamisten in Paris der Prozess gemacht.
Die Vorwürfe gegen den Mann, der in Yerdon aufgewachsen ist, wiegen schwer. Wie das SRF-Magazin «10vor10» in seiner heutigen Sendung (21.50 Uhr) berichtet, soll sich M. terroristischer Aktivitäten schuldig gemacht haben. Das schreibt SRF in einer Vorabmeldung.
Demnach soll M. Kontakte zu Mitgliedern des sogenannten «Islamischen Staats» (IS) in Syrien und im Irak unterhalten haben. Ausserdem soll er andere Menschen dazu aufgerufen haben, sich der Terrorgruppe anzuschliessen. Weitere Vorwürfe laut SRF-Recherchen: M. habe IS-Propaganda konsumiert und weitergegeben und an der Vorbereitung gewalttätiger Aktivitäten mitgewirkt.
M. soll über die Chat-App Telegram mehrere mögliche Anschläge mit IS-Sympathisanten aus Frankreich diskutiert haben. Ziel sollten die Schweizer Bundesanwaltschaft, ein nicht näher genannter Bürgermeister sowie Partygänger auf dem Heimweg werden. M. bestreitet die Vorwürfe – es habe sich nicht um konkrete Pläne gehandelt, sondern lediglich um eine «Fiktion unter Jugendlichen».
Hass auf «Ungläubige»
Anders sehen das die Ermittler. M. habe eine «Obsession» entwickelt und «Ungläubige» töten wollen. Seine Pläne habe er auch mit seiner kolumbianischen Frau besprochen, die mittlerweile in ihre Heimat ausgeschafft wurde. «Wer sich über die Religion lustig macht, hat es verdient, dass man ihm den Kopf abschneidet», soll ihr M. gesagt haben.
Nach Vorbild der Anschläge vom 13. November 2015 in Paris soll M. überlegt haben, sich Sturmgewehre zu beschaffen, um möglichst grossen Schaden anzurichten. M. soll ausserdem mit Schwarzpulver experimentiert und versucht haben, eine Bombe herzustellen. Er habe in den Telegram-Chats die Möglichkeit erwähnt, in einem Schweizer Bahnhof eine Tasche mit Sprengstoff abzustellen.
In der Schweiz läuft ein noch offenes Strafverfahren gegen den mutmasslichen Islamisten. Eine Anklage auch hierzulande ist möglich.