Mindestens 50 Tote nach Sturzflut Heftige Kritik an Trumps geplanten Kürzungen für Wetterdienst 

ai-scrape

6.7.2025 - 16:33

Sturzflut in Texas: Suche nach Vermissten in der Nähe von Camp Mystic, ein Sommerlager für Mädchen. Viele der Kinder gelten noch als vermisst.
Sturzflut in Texas: Suche nach Vermissten in der Nähe von Camp Mystic, ein Sommerlager für Mädchen. Viele der Kinder gelten noch als vermisst.
Bild: Julio Cortez/AP/dpa

Nach der tödlichen Sturzflut in Texas gerät die US-Regierung wegen geplanter Kürzungen beim Wetterdienst und Problemen bei den Warnsystemen stark in die Kritik.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die tödliche Sturzflut in Texas führt zu Kritik an Trumps geplanten Kürzungen beim Wetterdienst NOAA.
  • Personalmangel und fehlende Technik verschärften die Warnlage vor der Flut.
  • Die Regierung kündigt Modernisierungen an, konkrete Schritte fehlen aber noch.

Nach der tödlichen Sturzflut in Texas steht die Trump-Regierung in der Kritik. Auslöser sind geplante Mittel- und Personalkürzungen beim National Weather Service (NWS) und der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die in den USA für Wettervorhersagen und Unwetterschutz zuständig sind.

Bereits im Mai warnten fünf ehemalige NWS-Direktoren in einem Schreiben an Präsident Trump vor den Folgen dieser Budgetkürzungen, wie «20 Minuten» schreibt. Sie betonten, dass weniger Geld für die NOAA – zu der auch der Wetterdienst gehört – die Präzision der Wettervorhersagen gefährden könnte. Besonders die enge Zusammenarbeit aller Bereiche der NOAA sei entscheidend für zuverlässige Warnungen.

Die Organisation liefert mit ihren Satelliten und ihrer Forschungsarbeit wichtige Daten zur Entstehung und zum Verlauf von Stürmen. Auch die Entwicklung moderner Instrumente wie des Doppler-Radars ist massgeblich auf die Arbeit der NOAA zurückzuführen.

Für das Jahr 2026 plant die US-Regierung, fast ein Drittel weniger Geld für die NOAA bereitzustellen. Dies könnte die Wetterforschung, das Sammeln von Wetterdaten und den Kauf neuer Wettersatelliten erheblich beeinträchtigen. Laut einem Beamten der Wetterbehörde würden durch die Kürzungen sogar sämtliche Wetter- und Klimaforschungslabore der NOAA geschlossen – auch jene, die an besseren Sturzflutwarnungen arbeiten.

«Man hat euch gewarnt»

Auch auf Twitter kritisieren viele Nutzer*innen Trump. So schreibt ein User: «Ich könnte unmöglich noch wütender sein, nachdem ich gesehen habe, wie die Republikaner in Texas dem Wetterdienst die Schuld an der unsagbaren Tragödie im Mädchenlager geben. Man hat euch gewarnt, dass so etwas passieren würde, wenn ihr alle entlasst!»

Eine andere Nutzerin schreibt: «Texanische Beamte geben dem nationalen Wetterdienst die Schuld dafür, dass er auf das Ausmass des Regens und die tödlichen Überschwemmungen, die folgten, nicht vorbereitet war. Ihr habt 560 Meteorologen entlassen, damit die Reichen ihre Steuervorteile bekommen. Diese Todesfälle gehen ganz klar auf eure Kappe.»

Und noch eine andere Nutzerin schreibt: «Ich habe so viele Tränen vergossen wegen dem, was in Camp Mystic in Texas mit den kleinen Mädchen passiert, die nach der Flut vermisst werden. Aber ich bin auch wütend – eine gerechte Empörung –, denn das endlose Chaos und die Tragödie wären vermeidbar gewesen. Ihr habt die falschen Leute gewählt.»

Zentrale Positionen waren unbesetzt

Im texanischen Kerr County spitzte sich die Lage dramatisch zu: Zentrale Positionen im örtlichen NWS-Büro waren unbesetzt, und es fehlte ein eigenes Hochwasserwarnsystem.

Besonders tragisch: Die wichtigste Stelle für Krisenkommunikation in der NWS-Zentrale San Antonio–Austin, der sogenannte Warning Coordination Meteorologist, war laut CNN nicht besetzt. Diese Person ist eigentlich der direkte Ansprechpartner für die örtlichen Einsatzkräfte.

Tom Fahy von der Gewerkschaft der NWS-Mitarbeiter bestätigt, dass diese kritische Rolle vakant war – eine Folge von Frühverrentungen, mit denen die Trump-Administration den Staatsapparat verschlanken wollte, wie die CNN weiter berichtet.

Obwohl der NWS bereits um 1:14 Uhr nachts vor einer «lebensbedrohlichen Sturzflut» warnte, ist unklar, wie viele Menschen die Warnung tatsächlich erreichte, schreibt «focus».

Grund dafür war unter anderem Personalmangel und eine nicht optimal funktionierende Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden. In den betroffenen Büros in San Antonio und San Angelo fehlten insgesamt zehn Mitarbeitende – etwa ein Fünftel des Personals, wie «Texas Tribune» schreibt. Dennoch betonte Greg Waller vom NWS West Gulf River Forecast Center, man sei «angemessen ausgestattet» gewesen.

Warnsysteme im Mittelpunkt

Die Warnsysteme stehen nun im Mittelpunkt der Debatte. Laut Kim Doster vom NWS wurden am 3. Juli bereits am Nachmittag Flutwarnungen ausgegeben, Sturzflutwarnungen folgten mit mehr als drei Stunden Vorlauf. Trotzdem gibt es Kritik am Warnmanagement und an der technischen Ausstattung, so die CNN.

Die Diskussion ist politisch aufgeladen: US-Heimatschutzministerin Kristi Noem verteidigt den Wetterdienst, räumt aber ein, dass sich viele mehr Vorlaufzeit und bessere Warnungen gewünscht hätten. Trump kündigte an, die Technik des Wetterdienstes modernisieren zu wollen, doch konkrete Maßnahmen sind bislang nicht bekannt.