«Süsser» Brief aus MoskauPutin schickte Berlusconi 20 Flaschen Wodka zum Geburtstag
dpa
19.10.2022 - 10:08
Eine heimlich aufgenommene Rede Berlusconis vor Parteikollegen sorgt für Irritationen: Darin prahlt Berlusconi mit einem Geburtstagsgeschenk von Wladimir Putin und nimmt ihn in Schutz.
DPA
19.10.2022, 10:08
dpa/uri
Das Büro des italienischen Ex-Ministerpräsidenten Silvo Berlusconi versucht, den Eindruck zu entkräften, der durch die Äusserungen entsteht. Der 86-Jährige spricht in der Aufnahme von 20 Flaschen Wodka aus Moskau und einem «süssen» Brief vom Kreml-Chef.
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sich in einer Tonaufnahme mit der Wiederbelebung seiner Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin gebrüstet.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur LaPresse zufolge sprach Berlusconi gegenüber Abgeordneten seiner Mitte-rechts-Partei Forza Italia bei einem Treffen in dieser Woche davon, er habe vom Kreml-Chef Wodka und einen Brief zum Geburtstag bekommen – und sich revanchiert. Das Büro Berlusconis versuchte, die Vorwürfe zu entkräften.
Er habe sich wieder mit «Präsident Putin» verbunden, ist Berlusconi auf der Tonaufnahme zu hören, die bei dem Treffen angefertigt wurde. «Er hat mir 20 Flaschen Wodka und einen wirklich süssen Brief geschickt. Ich habe mit 20 Flaschen Lambrusco und einem ähnlich süssen Brief geantwortet.»
Berlusconi verteidigt Putin nicht das erste Mal
Anlass war Berlusconis 86. Geburtstag am 29. September, wie LaPresse berichtete. Vier Tage zuvor hatten die Rechten in Italien die Parlamentswahlen gewonnen.
Unter der neuen Rechtskoalition unter Führung von Giorgia Meloni von den rechtsradikalen Fratelli d'Italia strebt Berlusconis Partei unter anderen das Aussenministerium an. Meloni hat die Unterstützung Italiens für die Ukraine bekräftigt.
In der Audioaufnahme scheint Berlusconi dagegen Moskaus Position im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verteidigen. Zu den Abgeordneten sagte er, Vertreter Russlands hätten wiederholt gesagt, der Westen befinde sich im Krieg mit Russland, «weil wir der Ukraine Waffen und Geld geben.»
Es ist nicht das erste Mal, dass Berlusconi Putin zu verteidigen scheint. Spät im Wahlkampf schien er die Invasion in die Ukraine zu rechtfertigen, indem er sagte, diese sei Putin von prorussischen Separatisten im Donbass im Osten der Ukraine aufgezwungen worden.
Berlusconis Büro versucht neue Vorwürfe zu entkräften
«Die Truppen hatten einmarschieren, Kiew innerhalb einer Woche erreichen, Selenskyjs (Anm. der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj) Regierung durch anständige Leute ersetzen und dann wieder abziehen sollen», sagte er. Später ruderte er zurück und sagte, seine Äusserungen seien zu stark vereinfacht worden.
Berlusconis Büro versuchte, auch die neuen Vorwürfe über den Geburtstags-Wodka zu entkräften. In einer Mitteilung vom Dienstag erklärte es, der 86-Jährige habe die Beziehung zu Putin nicht wiederbelebt, sondern den Abgeordneten eine «alte Geschichte» erzählt, die sich vor Jahren ereignet habe – wenngleich Berlusconi in der Aufnahme auch vom Krieg spricht.
Stunden danach versuchte Forza Italia, sich von den Äusserungen zu distanzieren. Die Position der Partei und Berlusconis zum «ukrainischen Konflikt» und der russischen Verantwortung sei allgemein bekannt und im Einklang mit der Position Europas und der USA.
Berlusconi und Putin verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Er empfing den russischen Machthaber in seiner sardinischen Villa und besuchte gemeinsam mit ihm die ukrainische Halbinsel Krim – nach deren Annexion durch Russland im Jahr 2014.
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