Taiwan Tote und Verletzte nach schwerem Erdbeben

7.2.2018

Nach dem Erdbeben steht das beschädigte Yuntsui Building schief. Foto: Central News Agency
Nach dem Erdbeben steht das beschädigte Yuntsui Building schief. Foto: Central News Agency
Source: dpa

Hochhäuser neigen sich gefährlich zur Seite, andere Gebäude sind komplett zerstört: Das schwere Beben an der Ostküste Taiwans hat besonders die Stadt Hualien schwer getroffen. Retter kämpfen auf der Suche nach Überlebenden gegen die Uhr.

Verschüttete Menschen, schräg stehende Hochhäuser, aufgerissene Straßen: Ein Erdbeben der Stärke 6,0 hat in der Nacht zum Mittwoch (23.50 Uhr Ortszeit) an der Ostküste Taiwans für Leid und Verwüstung gesorgt. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben.

Mindestens 67 Menschen galten am Abend als vermisst, wie die staatliche Nachrichtenagentur Central News Agency meldete. 258 wurden teils schwer verletzt. Staatspräsidentin Tsai Ing-wen sagte, die Suche nach Verschütteten werde unermüdlich weitergehen. Papst Franziskus sprach den Menschen sein Beileid aus.

Premierminister Lai Ching-te sagte eine Soforthilfe der Regierung von 300 Millionen Taiwan-Dollar (gut acht Millionen Euro) für die Bewohner der am stärksten betroffenen Stadt Hualien zu. Dort stürzten mindestens vier große Gebäude teilweise oder komplett ein, mindestens vier Menschen verloren ihr Leben. So starb eine 60-jährige Frau im eingestürzten Erdgeschoss des «Marshal Hotel», wo Retter am Mittwoch daran arbeiteten, zu zwei weiteren Verschütteten vorzudringen. 

Drei Menschen kamen zudem in den Trümmern von Wohnhäusern ums Leben. Rettungskräfte brachten 116 Menschen aus einem elfstöckigen Gebäude in Sicherheit. Etwa 5000 Einwohner von Hualien mussten in Notunterkünfte ziehen, während 40.000 Haushalte ohne Wasser und weitere 1800 ohne Strom waren. Größere Straßen waren zum Teil unbefahrbar, Brücken beschädigt.

«Als das Beben einsetzte, hat alles gewackelt. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment von Trümmern getroffen werde», sagte eine Lehrerin namens Yeh dem lokalen Fernsehsender. «Ich war geschockt, wie lange das Beben dauerte» sagte Ching-ting Huang, eine andere Frau aus Hualien. Eine Frau aus Südkorea bedankte sich überschwänglich, nachdem Retter sie nach zehn Stunden mit nur leichten Verletzungen aus Trümmern zogen. 

Auch 31 Ausländer erlitten während des Bebens leichte Verletzungen, wie das Außenministerium bekannt gab. Angaben über die Nationalitäten gab es zunächst nicht. Taiwans Regierung bedankte sich am Abend bei der internationalen Gemeinschaft für die Anteilnahme unter anderem aus Japan, den USA und der Europäischen Union.

Insgesamt galten am Mittwoch noch mehr als 76 Menschen als vermisst, die meisten von ihnen Bewohner des «Yunmen Cuiti Building». Das zwölfstöckige Wohnhaus neigte sich gefährlich zur Seite, weil die untersten Etagen eingestürzt sind. Rettungskräfte versuchten, das Haus mit Stahlträgern zu stützen. Laut den Rettern ist unklar, wie viele der im Gebäude registrierten Personen zum Unglückszeitpunkt tatsächlich da waren, und wie viele es nach draußen geschafft haben. Auch ein weiteres Hotel drohte einzustürzen. 

Die Rettungsarbeiten waren heute im vollen Gang. Auf Twitter verbreitete Fotos zeigten aufgerissene Straßen und zahlreiche beschädigte Gebäude. Brücken und Autobahnen wurden geschlossen, um sie auf Schäden zu prüfen. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen reiste in die Unglücksregion, um die Rettungsarbeiten zu inspizieren. 

Das Beben hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,4 und ereignete sich nach Ortszeit am Dienstag kurz vor Mitternacht (MEZ 16.50 Uhr). Bei einem Erdstoß mit ähnlicher Stärke vor zwei Jahren waren in Taiwan mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Hochhäuser waren eingestürzt. Die Behörden machten Pfusch am Bau und nicht eingehaltene Vorschriften zum Erdbebenschutz mitverantwortlich.

In der Nähe von Taiwan treffen zwei tektonische Platten aufeinander, auf der Insel bebt immer wieder die Erde. Ein Beben der Stärke 7,3 erschütterte Taiwan im September 1999. Damals starben dort mehr als 2400 Menschen.

Zurück zur Startseite