PolitikTrotz Kritik: Israel will Krieg gegen Hamas bis zum Sieg fortführen
SDA
14.12.2023 - 04:25
Trotz internationaler Forderungen nach einer Waffenruhe im Gazastreifen will der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu den Krieg gegen die islamistische Hamas fortsetzen.
14.12.2023, 04:25
SDA
«Wir machen weiter bis zum Ende, bis zum Sieg, bis zur Zerstörung der Hamas, auch angesichts internationalen Drucks», sagte er am Mittwoch vor Soldaten nach einer Mitteilung des Regierungspresseamtes. «Nichts wird uns aufhalten.»
Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen verliert Israel allerdings immer mehr an Rückhalt für seinen Krieg gegen die Terrororganisation Hamas. In der UN-Vollversammlung hatten mehr als 150 Länder einen sofortigen humanitären Waffenstillstand verlangt, was Israel empört zurückwies.
Selbst aus den verbündeten USA wächst der Druck. Das Weisse Haus erwartet vom Besuch des Nationalen Sicherheitsberaters in Israel ab diesem Donnerstag «äusserst ernste Gespräche». Jake Sullivan will mit Netanjahu und dem Kriegskabinett über die nächste Phase der militärischen Operationen im Gazastreifen und die israelischen Bemühungen sprechen, präziser vorzugehen und den Schaden für die Zivilbevölkerung zu verringern.
Israels Militär: Hamas nutzt Zivilisten als menschliche Schutzschilde
Angesichts der wachsenden Kritik an den zahlreichen zivilen Opfern der Militäroffensive im Gazastreifen warfen die israelischen Streitkräfte der Hamas erneut vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. «Unsere Truppen haben grosse Waffendepots und Tunnel in mehreren Schulen gefunden. Sie haben sogar versteckt in einem Teddy-Bären ein Scharfschützengewehr entdeckt», sagte Militärsprecherin Keren Hajioff. Dennoch bemühten sich die Streitkräfte, bei ihrem Einsatz gegen die Hamas zivile Opfer zu vermeiden. «Unser Krieg gilt der Hamas, nicht den Menschen in Gaza», sagte Hajioff. «Aber während die Hamas jeden unschuldigen Toten als Teil ihrer Strategie betrachtet, ist für uns jeder Tod eines Unschuldigen eine Tragödie.»
Umfrage unter Palästinensern: Hamas im Aufwind und Abbas im Aus
Nach dem Massaker in Israel mit 1200 Toten und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg stieg das Ansehen der Hamas einer Umfrage zufolge im Westjordanland deutlich. 44 Prozent der Menschen unterstützten die Hamas, während es dort im September nur 12 Prozent waren, hiess es in einer Erhebung des als seriös geltendenden palästinensischen Umfrageinstituts PSR. Auch im Gazastreifen stieg das Ansehen der Hamas, wenn auch weniger stark von 38 Prozent auf 42 Prozent. In der Frage, ob der Hamas-Überfall auf Israel vor mehr als zwei Monaten richtig war, gehen die Meinungen zwischen den Palästinensern im Westjordanland und dem Gazastreifen allerdings auseinander. Während im Westjordanland 82 Prozent den Angriff befürworteten, waren es im direkt betroffenen Küstenstreifen nur 57 Prozent.
UNRWA-Chef: Verzweifelte Familien ohne Essen im Gazastreifen
Weil es im Gazastreifen so wenig Nahrungsmittel gibt, brach bei der Ankunft einer der wenigen Lastwagen mit Hilfsgütern Chaos aus. Das berichtete der Chef des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Philippe Lazzarini, am Mittwoch in Genf. «Die Palästinenser stehen vor dem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte seit 1948», sagte er. 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Er habe verzweifelte Menschen gesehen, die direkt auf der Strasse Tüten aufrissen, um das wenige Essen zu verschlingen, das sie ergattern konnten, schilderte Lazzarini die Lage.
Israels Militär: Hamas feuert Raketen aus humanitärer Zone ab
Die islamistische Hamas feuert nach Angaben der israelischen Streitkräfte weiterhin Raketen aus der von Angriffen ausgenommenen «humanitären Zone» im Gazastreifen ab. Seit der Einrichtung der Schutzzone für Zivilisten am 18. Oktober seien aus dem Gebiet rund um die Ortschaft Al-Mawasi an der Mittelmeerküste 116 Raketen auf Israel abgeschossen worden, teilte das Militär am Mittwoch mit. 38 Geschosse seien innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen. «Die Hamas nutzt die humanitäre Zone weiterhin, um terroristische Aktivitäten auszuüben und bringt damit das Leben von Zivilisten im Gazastreifen und in Israel in Gefahr», hiess es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.
Regen verschlimmert Lage für Vertriebene im Gazastreifen
Aufgrund von heftigen Regenfällen verschärft sich die Lage der Vertriebenen im Gazastreifen weiter. «Wir haben Angst um unsere Kinder wegen der Kälte und des Regens, die mit dem Wintereinbruch immer schlimmer werden», sagt Chadija al-Scharafi, der im Gazastreifen wohnt. Er und seine Familie hätten auf der Flucht aus dem nördlichen Teil des abgeriegelten Gebiets alles zurückgelassen. Jetzt seien sie ohne ausreichend Kleidung dem Wetter ausgesetzt. Nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind mittlerweile fast 1,9 Millionen Menschen wegen des Kriegs im Gazastreifen Binnenvertriebene – bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt. Viele Menschen schlafen unter freiem Himmel.
Was am Donnerstag wichtig wird
Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Sullivan, will unter anderem mit Netanjahu und dem Kriegskabinett über das weitere Vorgehen im Gaza-Krieg beraten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will einen Kibbuz besuchen. Am späteren Nachmittag sind politische Gespräche mit Staatspräsident Izchak Herzog geplant.
Die Beziehungen zwischen den USA und China sind schon länger stark belastet. Nach dem Wahlsieg Donald Trumps gratuliert ihm Chinas Staatschef Xi Jingping – und spricht zugleich eine Warnung aus: Die Geschichte habe gezeigt, dass die Volksrepublik und die Vereinigten Staaten von Kooperation profitierten, während Streit aber beiden schade.
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Der designierte US-Präsident Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge am Donnerstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert und dabei über den Krieg in der Ukraine gesprochen. Trump habe Putin geraten, den Krieg in der Ukraine nicht zu eskalieren, berichtet die «Washington Post» unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
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O-Ton Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler: «Europa, die Welt steht vor grossen Herausforderungen. Der Krieg ist zurückgekehrt nach Europa. Russland hat die Ukraine überfallen und führt diesen Krieg mit unveränderter Brutalität fort. Auch im Nahen Osten sehen wir die ständige Gefahr einer weiteren Eskalation des dortigen Konfliktes. Deshalb ist es notwendig und richtig, dass Europa, dass die Europäische Union zusammenhält und gemeinsam stark ist. Das ist das, was wir hier diskutiert haben, auch im Hinblick auf die vielen Veränderungen, die gegenwärtig überall stattfinden. Wir haben uns auch unterhalten über die amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Das ist richtig und notwendig. Denn tatsächlich sind die USA der wichtigste Verbündete Europas.»
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