Brexit Trotz «Vertrauensbruch» – EU will weiter mit Briten verhandeln

SDA

28.9.2020

EU-Kommissionsvizepräsident Marcos Sefcovic.
EU-Kommissionsvizepräsident Marcos Sefcovic.
Bild: Keystone

Obowhl London gegen das Brexit-Abkommen verstösst, will die EU mit den Briten weiter am geplanten Handelspakt arbeiten. Dies machte EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic in Brüssel deutlich.

Ein von der EU gesetztes Ultimatum zur Abkehr von der britischen Vertragsverletzung läuft offenbar ins Leere: Die britische Regierung habe keine Absicht zum Einlenken erkennen lassen, räumte Marcos Sefcovic ein.

Nach dem britischen EU-Austritt Ende Januar müht sich die EU derzeit an zwei Fronten: Zum einen soll bis Ende Oktober ein Handelsabkommen stehen, um die Wirtschaftsbeziehungen von 2021 an zu regeln. Zum anderen empört sich Brüssel darüber, dass sich London mit einem «Binnenmarktgesetz» über das vereinbarte Austrittsabkommen hinwegsetzen will. Sefcovic hatte eine Frist bis Ende September - also Mittwoch - gesetzt, die umstrittenen Klauseln zurückzunehmen.

«Vertrauensbruch» beklagt

Bei einer Sitzung des sogenannten Gemeinsamen Ausschusses habe der britische Staatsminister Michael Gove keinen Hinweis gegeben, dass Grossbritannien dazu bereit sei, sagte Sefcovic. Der Kommissionsvize nannte die Pläne einen «Vertrauensbruch». Dennoch sollen die Verhandlungen über das nächste Abkommen wie geplant weiter laufen. Die vorerst letzte Runde ist für Dienstag bis Freitag angesetzt.

Gove selbst bestätigte: «Diese Klauseln werden im Gesetz bleiben.» Das sei notwendig als «Sicherheitsnetz» und werde vom Parlament unterstützt. Das britische Unterhaus soll am Dienstag erneut über das Gesetz abstimmen.

Das geplante Handelsabkommen ist für EU-Unternehmen von grösster Bedeutung. Ende des Jahres verlässt Grossbritannien nach einer Übergangsphase auch den EU-Binnenmarkt und die Zollunion. Ohne Vertrag drohen Zölle und weitere grosse Handelshemmnisse.

Der Unternehmerverband Business Europe schlug deshalb Alarm. «Wir schlafwandeln in den Abgrund», warnte Generaldirektor Markus Beyrer. «Der Übergang von einer vollständigen Marktintegration zu einem No-Deal-Szenario hätte verheerende Folgen für Unternehmen, die schon jetzt mit den Auswirkungen von Covid-19 kämpfen.» Beyrer rief beide Seiten zum Kompromiss auf.

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