Erstes TV-Interview als Ex-PräsidentTrump verweigert Kommentar zum Kapitol-Sturm und freut sich über Lob aus Moskau
dpa
17.9.2023 - 18:41
Zum Sturm aufs Kapitol will Ex-Präsident Donald Trump sich in seinem ersten Fernsehinterview nach seiner Präsidentschaft nicht äussern. Dafür freut er sich aber über ein Lob aus Moskau.
17.09.2023, 18:41
17.09.2023, 18:45
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Der frühere US-Präsident Donald Trump wollte sich in einem TV-Interview nicht dazu äussern, wie er den Tag des Sturms auf das Kapitol in Washington verbrachte. Trump wurde mehrfach gefragt, ob er die Ereignisse am 6. Januar 2021 im Fernsehen verfolgt habe, lehnte eine Antwort aber ab. Das werde er den Menschen zu einem angemessenen Zeitpunkt mitteilen, sagte er in dem Interview, das am Sonntag ausgestrahlt wurde. Es war Trumps erstes Interview mit einem Fernsehsender seit seinem Ausscheiden aus dem Amt.
«Das werde ich Ihnen nicht sagen», sagte Trump der Moderatorin Kristen Welker, nachdem sie ihn gefragt hatte, ob er an diesem Nachmittag den Angriff in einem Esszimmer des Weissen Hauses im Fernsehen gesehen habe. In der Sendung «Meet the Press» wollte er sich auch nicht dazu äusserten, ob er Telefongespräche führte, während seine Anhänger den Sitz des Kongresses stürmten.
Was machte Trump am Tage des Sturms?
Frühere Berater Trumps haben erklärt, er habe sich an diesem Tag in einen Raum neben dem Oval Office zurückgezogen, um die Ereignisse im Fernsehen zu verfolgen. Manchmal habe er sogar Szenen zurückgespult und sie sich erneut angesehen. In dem Interview, das am Donnerstag in Trumps Golfclub in New Jersey aufgezeichnet wurde, wollte er nicht sagen, wen er anrief. «Warum sollte ich Ihnen das sagen?». Auf die Frage Welkers nach seinem öffentlichen Schweigen während der Gewalttaten sagte Trump, er habe am Tag des Sturms auf das Kapitol «wunderschöne Aussagen» gemacht.
Trumps Anhänger, angestachelt durch seine Lügen über die Präsidentschaftswahl 2020, stürmten das Gebäude, während der Kongress den Sieg des Demokraten Joe Biden bestätigen wollte. Trump wird wegen seiner Versuche, seine Wahlniederlage zu kippen, strafrechtlich verfolgt, die Vorwürfe beziehen sich aber nicht auf den Aufstand am Kapitol. Mehr als 1000 Menschen wurden im Zusammenhang mit den Unruhen vom 6. Januar 2021 angeklagt. Mehr als 600 bekannten sich schuldig oder wurden schuldig gesprochen.
Bei erneuter Präsidentschaft erwägt Trump Begnadigungen
Trump erklärte, er erwäge eine Begnadigung von Verurteilten wegen der Taten von damals, sollte er noch einmal zum Präsidenten gewählt werden. «Ich werde sie mir ansehen, und ich könnte sie sicherlich begnadigen, wenn ich es für angemessen halte», sagte er.
Trump ist inzwischen in 91 Punkten angeklagt worden. Die Anschuldigungen beziehen sich auf vier Fälle im Zusammenhang mit seinen Bemühungen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl zu ändern, den Umgang mit geheimen Unterlagen und mutmasslichen Schweigegeldzahlungen zur Vertuschung einer ausserehelichen Affäre. Der Ex-Präsident bestreitet jedes Fehlverhalten und fürchtet auch keine Gefängnisstrafe, wie er Welker sagte. «Ich denke nicht einmal darüber nach. Ich bin wohl ein bisschen anders gebaut», sagte er.
Kein Respekt für die eigenen Anwälte
Trump wurde in dem Interview auch gefragt, warum er nicht auf seine Anwälte gehört habe, die ihm rieten, seine Wahlniederlage gegen Biden anzuerkennen. «Ich habe sie nicht respektiert», antwortete er. «In vielen Fällen habe ich sie nicht respektiert. Aber ich habe andere respektiert. Ich habe viele andere respektiert, die sagten, die Wahl sei gefälscht.»
Trump äusserte sich erfreut über die jüngsten Äusserungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der ihn dafür lobte, dass er im Fall seiner Wiederwahl ein Ende des Krieges in der Ukraine aushandeln will. Putin sagte am Dienstag, Trumps Äusserungen seien gut. «Nun, mir gefällt, dass er das gesagt hat. Denn das bedeutet, dass das, was ich sage, richtig ist», sagte Trump. Er bekräftigte, er wolle den Krieg auf dem Verhandlungsweg beenden.