Mega-Rede vor der Knesset68 Minuten sprach Trump – und liess einen entscheidenden Punkt aus
Sven Ziegler
13.10.2025
«Die Welt braucht mehr Trumps»
Israels Parlamentspräsident Amir Ohana lobt Trump in den höchsten Tönen: «Die Welt braucht mehr Trumps.» Der US-Präsident habe Historisches geleistet.
13.10.2025
US-Präsident Donald Trump wurde im israelischen Parlament mit Standing Ovations empfangen. In einer Rede voller Pathos erklärte er das Ende des Nahost-Kriegs – und inszenierte sich einmal mehr als Architekt eines historischen Friedens. Zwei Abgeordnete sorgten kurzzeitig für Tumult im Saal.
Zum ersten Mal seit dem Friedensabkommen zwischen Israel und der Hamas trat US-Präsident Donald Trump vor die Knesset. In einer Rede, die zwischen Triumph und Theatralik schwankte, erklärte er den Nahost-Krieg für beendet – und inszenierte sich als Architekt eines neuen Zeitalters.
Lobeshymnen von Netanjahu und Lapid
«Trump ist der grösste Freund Israels»
Nun hat Israel Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Wort. «Donald Trump ist der grossartigste Freund, den Israel je im Weissen Haus hatte», so Netanjahu.
13.10.2025
Parlamentspräsident Amir Ohana eröffnete die Sitzung mit einem Witz in Richtung des Gastes: «Keine Sorge, Präsident Trump, der Teleprompter funktioniert diesmal einwandfrei.» Damit spielte er auf Trumps Panne bei der UNO-Vollversammlung an – und erntete Lacher im Saal.
Premier Benjamin Netanjahu überhäufte Trump mit Superlativen. «Donald Trump ist der grösste Freund, den Israel je im Weissen Haus hatte», sagte er und kündigte an, ihm den Israel-Preis zu verleihen – als erstem Ausländer überhaupt. «Den anderen Preis werden Sie auch noch kriegen», fügte er mit einem Seitenblick auf den Friedensnobelpreis hinzu.
Auch Oppositionsführer Jair Lapid stimmte in den Lobgesang ein. «Zwei Jahre lang haben wir auf diesen Moment gewartet – Sie haben unsere Kinder gerettet», sagte er. Lapid dankte Trump und der israelischen Armee für die Rückkehr der Geiseln. An die weltweiten Demonstranten gerichtet, wies er Vorwürfe eines Genozids scharf zurück: «Es gab keinen Genozid. Ein demokratisches Land wurde von Terroristen angegriffen.»
Trump inszeniert sich als Friedensstifter
War gut drauf: US-Präsident Donald Trump.
KEYSTONE
Der US-Präsident nutzte die Bühne, um seine eigene Rolle in der Weltpolitik zu betonen. «Alles, was ich in meinem Leben mache, sind Deals – und ich bin gut darin», sagte er. Er lobte sein Team, darunter Aussenminister Marco Rubio und Sondergesandter Steve Witkoff, als «die besten Dealmaker der Welt».
Trump präsentierte sich als Mann, der Konflikte löst, nicht entfacht. «Wer acht Kriege in acht Monaten beendet, mag keinen Krieg», sagte er. Das Publikum applaudierte lautstark. Seine Botschaft: Nur durch Stärke könne Frieden erreicht werden – und er habe dies bewiesen.
«Midnight Hammer»: Angriff auf Iran als Wendepunkt
Einen besonderen Teil seiner Rede widmete Trump dem US-Militäreinsatz «Midnight Hammer». In der Nacht auf den 22. Juni hatten die USA iranische Atomanlagen angegriffen. «Das war der passendste Name überhaupt, weil genau das war es, was wir taten», sagte Trump.
Er verteidigte den Angriff als notwendig, um die Verhandlungen nicht zu gefährden: «Wenn wir Irans Nuklear-Anlagen nicht zerstört hätten, würde eine dunkle Wolke über dem jetzigen Deal schweben.» Für Trump war dieser Schlag der Beweis seiner Entschlossenheit – und ein Symbol amerikanischer Stärke.
Tumult im Saal: Zwei Abgeordnete protestieren
Abgeordnete stören Trump-Rede
Trump ist noch mitten in seinem Satz, als er plötzlich von zwei Demonstranten unterbrochen wird. Dabei handelt es sich offenbar um die Abgeordneten Ayman Odeh und Ofer Cassif, die auch Protestschilder hochhielten.
13.10.2025
Mitten in seiner Rede wurde Trump plötzlich unterbrochen. Zwei Abgeordnete – Ayman Odeh und Ofer Cassif – hielten Protestschilder hoch und riefen in den Saal. Sicherheitskräfte griffen sofort ein und führten die Männer ab.
Trump nahm den Zwischenfall mit Humor: «Das war sehr effizient», sagte er, nachdem die Situation geklärt war. Im Saal brandete Gelächter auf, und der Präsident sprach unbeirrt weiter. Der Zwischenfall war kurz, zeigte aber, dass Trumps Politik auch in Israel nicht ohne Widerspruch bleibt.
Blick nach vorn: Trump will sich Russland zuwenden
«Steve, wir fokussieren uns auf die Ukraine»
Donald Trump hat angedeutet, dass er sich als Nächstes dem Krieg in der Ukraine widmen will. «Es wäre grossartig, ein ähnliches (Friedens-)Abkommen mit dem Iran zu schliessen. Aber zuerst müssen wir uns um Russland kümmern», sagte er.
13.10.2025
Zum Abschluss seiner Rede blickte Trump in die Zukunft. Nach dem Friedensschluss im Nahen Osten wolle er sich nun Russland und dem Krieg in der Ukraine widmen. «Es wäre grossartig, ein ähnliches Abkommen mit Iran zu schliessen. Aber zuerst müssen wir uns um Russland kümmern», sagte er. Zu seinem Gesandten Steve Witkoff meinte er: «Wenn du nichts dagegen hast, konzentrieren wir uns auf Russland. Wir werden das regeln.»
Zum Schluss bilanzierte Trump selbstbewusst: «Die USA sind jetzt das heisseste Land der Welt.» Israel bleibe «für immer stark», und jeder, der den jüdischen Staat angreife, begehe «einen grossen Fehler». Mit diesen Worten endete eine Rede, die weniger staatsmännisch als vielmehr theatralisch wirkte – und einmal mehr zeigte, wie sehr Trump Politik als Bühne versteht.
Über welchen Punkt Trump nicht sprach
Auffällig war, worüber der US-Präsident nicht sprach: Über den genauen Inhalt des Friedensabkommens zwischen Israel und der Hamas verlor Trump kein Wort. Auch zu den nächsten Schritten nach der Übergabe der Geiseln blieb er vage.
Stattdessen wechselte er mehrfach das Thema – mal sprach er über den Iran, mal über Russland. Doch konkrete Angaben darüber, wie der Waffenstillstand gesichert und ein dauerhafter Frieden erreicht werden soll, blieben aus.
Dabei wäre genau das von grossem Interesse. Denn die Hamas hatte erst am Vormittag bekräftigt, den Kampf gegen Israel unerbittlich fortsetzen zu wollen. Wie die neue Friedensordnung dem standhalten soll, blieb Trumps Rede schuldig.