«Wir waren das dumme Sparschwein» Trump lobt EU – und sich selbst: «Wir waren das dumme Sparschwein»

dpa/phi

27.7.2018

Zufrieden mit sich: US-Präsident Trump bei der Wiedereröffnung eines Stahlwerkes.
Zufrieden mit sich: US-Präsident Trump bei der Wiedereröffnung eines Stahlwerkes.
Keystone

US-Präsident Trump läuft bei der Wiedereröffnung eines Stahlwerkes zu grosser Form auf: Er lobt EU-Kommissionspräsident Juncker (und sich selbst) fast euphorisch, während er China erneut deutlich warnt. 

US-Präsident Donald Trump hat die Einigung mit der EU im Handelsstreit als Durchbruch bezeichnet, der Handelsbarrieren abbaue. Ihm sei wichtig, dass ein faires und wechselseitig vorteilhaftes System etabliert werde, sagte Trump in Granite City im US-Bundesstaat Illinois. Trump dankte zudem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker persönlich für die Übereinkunft.

«Er ist wirklich ein sehr hartnäckiger, sehr kluger und ein sehr guter Mann. Aber wenn ich keinen Deal mit ihm gemacht hätte, hätte ich natürlich gesagt, er ist eine fürchterliche Person.»

Trump und Juncker hatten sich am Mittwoch darauf geeinigt, den Handelskonflikt beilegen zu wollen und vorerst keine neuen Sonderzölle zu verhängen. Beide Seiten wollen nun Gespräche über die Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter beginnen. Auch mögliche Sonderzölle für Autos sind damit vorerst vom Tisch. Um Trump zu einer Einigung zu bewegen, sagte Juncker zu, die EU wolle den Import von US-Flüssiggas erleichtern und mehr Soja aus den USA einführen. Kompetenzen habe Juncker auf diesem Gebiet nach Angaben aus EU-Kreisen eigentlich aber nicht.

Verbales Schlachtfest

Aus Sicht von Trump haben die USA unter seiner Führung keinen Handelskrieg begonnen, sondern seien mittendrin gewesen. Trump sagte weiter, niedrigere Beitragszahlungen von Nato-Ländern in Europa verschafften diesen riesige wirtschaftliche Vorteile, ohne dabwei Namen zu nennen. Trump überraschte dann mit einer Äusserung zum Welthandel: «Unser Handelsdefizit hat sich auf jährlich 812 Milliarden Franken aufgebläht. In anderen Worten: Wenn wir keinen Handel getrieben hätten, hätten wir verdammt viel Geld gespart.»

Und damit nicht genug: Der Republikaner wurde noch deutlicher. «Jahrzehntelang waren wir das Sparschwein, das alle geplündert hätten. Wir waren das grosse, dumme Sparschwein. Aber jetzt machen wir es viel besser als China. Wir machen es besser als jedes andere Land auf der Welt», zitiert ihn der «Washington Examiner».

«Wenn du keinen Stahl hast, dann hast du kein Land»

Der US-Präsident betonte, man werde nicht gegen den Geist des Abkommens verstossen. Er ergänzte, man werde das Problem der von den USA verhängten Stahl- und Aluminiumzölle ebenso lösen wie das der EU-«Vergeltungszölle». Damit meinte er Zölle, die die EU schon auf Whiskey, Jeans und Motorräder aus den USA verhängt hatte. Die Stahlindustrie liege ihm besonders am Herzen, sagte Trump. «Wenn du keinen Stahl hast, dann hast du kein Land.»

Vor seinen zukünftigen, potenziellen Wählern doppelte Trump nach: «Wir brauchen die Stahlindustrie für die nationale Sicherheit.» Die verhängten US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumexporte in die USA seien ein voller Erfolg. «Dank unserer Zölle kommen ungenutzte Fabriken im ganzen Land mit Getöse zurück.»

Trump: Peking hofft auf die Demokraten

Trump warf China vor, seine Handelspraktiken seien «sehr missbräuchlich». China habe es auf die Produzenten von Soja abgesehen. «China versucht, den amerikanischen Landwirten weh zu tun, um mich zu treffen, weil Ihr im November für andere stimmen würdet: die Demokraten», polterte der Republikaner.. «Ich lasse aber niemanden unsere Farmer mobben.» Die EU habe sich bereiterklärt, grosse Mengen an Sojabohnen zu kaufen, sagte Trump.

Wie der transatlantische Soja-Handel angekurbelt werden soll, ist bislang allerdings ungewiss, weil es derzeit keine EU-Einfuhrzölle auf den vor allem als Futtermittel wichtigen Rohstoff gibt. Aus der EU-Kommission hiess es, man habe Trump die Zusage machen können, weil der Handelsstreit zwischen Peking und Washington den Preis für US-Soja senke, was dessen Nachfrage in Europa steigern soll. China hat Abgaben auf US-Soja eingeführt. Erwartet wird, dass andere Produzenten wie Brasilien und Argentinien mit ihren Ausfuhren die Lücke in Asien schliessen.

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